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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 05 - Blutschuld
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ist mir bekannt. Mir fallen zwei Gründe ein, warum
die Mörder die Hände entfernt haben könnten. Entweder sind die Fingerabdrücke

der Leiche irgendwo gespeichert, und wenn man die Hände
verschwinden läßt, versteckt man dadurch auch die Identität. So ein Vorgehen
ließe auf bedauernswerte Unkenntnis moderner Polizeimethoden schließen. Wenn
die Leiche irgendwo ein Strafregister hätte, wäre sie mittlerweile
identifiziert worden. Oder die Abdrücke sind nirgendwo gespeichert und somit
nützlich. Womit wir wieder bei der Mafia wären. Morgen früh haben wir die
Scheiße hier aufgeklärt."
    „Wie?"
    „Ich finde heraus, wer die wichtigsten Banden in dieser
Stadt anführt." Vicki zeigte Zähne, zu weiß, zu lang. „Dann stelle ich ein
paar Fragen. Die Chefs wissen immer, was die anderen Gangs so treiben — darum
bleiben sie ja auch Chefs."
    Mike hatte eine plötzliche Vision von ungeheuren
Blutmengen auf ungeheuer teuren Anzügen. „Wie willst du herausfinden, wer die
Drahtzieher sind?"
    „Da stelle ich einfach weiter unten ein paar Fragen."
    Vickis neue Persönlichkeit hatte ein paar Aspekte, die
Celluci so unfaßbar fand, daß er sich noch nicht einmal die Mühe machte, sie
verstehen zu wollen. Aber ihr jetziges Benehmen war ihm vertraut. „Du freust
dich darauf?"
    „Warum sollte ich mich nicht freuen?" Vicki klang
gleichzeitig herausfordernd und defensiv. „Du kannst dir nicht vorstellen, wie
schwer es ist, sich immer zurückzuhalten. Weniger zu sein, als man sein
könnte."
    „Inwiefern? Weniger gewalttätig?" Celluci beugte sich
zu der Freundin vor, die Oberarme auf dem Tisch, und der Stoff seines
Polohemdes spannte sich über seinen Armmuskeln, als würde er gleich reißen.
„Ich ziehe dir den Zahn ja ungern, aber mit diesen Grenzen müssen wir leben.
Das ist der Preis, den wir für die Zivilisation zahlen."
    „Gib's auf, Celluci." Auch sie lehnte sich nun vor.
,Verkneif dir die heilige Nummer. Du kannst doch für diesen Abschaum, den ich
mir ...", als sich seine Augen verengten, hielt sie einen Herzschlag lang
inne, „... gleich vorknöpfen werde, unmöglich Mitleid empfinden! Was ist
das?" Mißtrauisch beäugte sie die Liste, die er ihr hinhielt.
    „Die einfachere Art. Ich habe Dave gebeten, mir die Namen
und Adressen der Leute, die du suchst, aus dem Rechner zu fischen."
    „Oh." Das Blatt baumelte zwischen Daumen und
Zeigefinger.
    Hätte Celluci ihre Sehnsucht nach Blutvergießen noch
fördern wollen, hätte er sie nur auf die Leibwächter hinweisen müssen, mit
denen die Leute, die sie sich vorknöpfen wollte, ganz sicher umgeben waren - da
würde sie

sich durch ganze Sicherheitskordons durchbeißen können. Da
er aber weder Vicki noch sich selbst daran erinnern mochte, zu welcher Gewalt
sie fähig war, bemerkte er statt dessen so trocken wie möglich: „Ganz schön
lang, die Liste, für eine Nacht. Warum teilst du sie dir nicht mit Henry?"
    „Henry?" Ihre Augen wurden silbern. „Nein. Kein Henry.
Das ist meine Jagd, meine!"
    „Ich sage das nur ungern, aber Henry ist gar nicht so
völlig unfähig. Früher hat er doch solche Sachen für dich erledigt."
    „Das war früher!" entgegnete Vicki, die letzte Silbe
schon fast ein Knurren.
    Mike starrte sie ein paar Sekunden lang an und lehnte sich
dann zurück. „Also hatte er doch recht."
    „Womit?"
    „Mit seinen Ansichten über deine Unfähigkeit, mit ihm
zusammenzuarbeiten." Vicki hatte zwar nicht immer die vollständige
Kontrolle über das, was sie geworden war, doch Celluci ging felsenfest davon
aus, daß sie ihn nie verletzen würde. Manchmal allerdings, wenn er die Grenzen
ihrer neuen Existenz testete, mußte er sich schon fragen, ob er damit auch den
Glauben an eine eigene Unantastbarkeit bewußt auf die Probe stellen wollte.
Das fragte er sich auch jetzt, als Vicki ganz langsam aufstand. Sie erschien
ihm mit einem Mal viel größer, als sie eigentlich war. Die Härchen an Cellucis
Armen stellten sich auf, und er spürte, wie sich sein Kinn gegen seinen eigenen
Willen in die Höhe reckte - ein instinktiver Unterwerfungsreflex, der sich
irgendwie an seinem Bewußtsein vorbeigeschlichen hatte. Nur mühsam gelang es
ihm, das Kinn wieder zu senken.
    Mit blitzenden Augen trat Vicki vor, legte die Hände um
den Stuhl, auf dem sie gesessen hatte und verwandelte ihn in Kleinholz, immer
eine Handvoll nach der anderen. Wenig später zischte sie - heftig atmend, was
nichts mit dem Holzmachen zu tun hatte, sondern mit ihren Anstrengungen,

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