Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 05 - Blutschuld
Vom Netzwerk:
„Ganz und gar
nicht." Er setzte sich in Bewegung und versuchte mit wenig Erfolg, die
Geräusche der Nacht auszublenden. „Zum Rumsitzen und Warten fehlt mir die Begabung."
    Der Mann, dem der zweite Name auf Vickis Liste gehörte,
hatte für ein paar Tage die Stadt verlassen.
    „... mehr weiß ich auch nicht. Wirklich nicht.
Bitte!"
    Der dritte hatte lange gearbeitet. Sie erwischte ihn, als
er gerade sein Büro verlassen wollte.
    Zwischen ihm und Vicki stand lediglich ein einzelner
Leibwächter, und dann war da nur noch eine Wolke grässlich stinkenden
Aftershaves und...
    Die drei Jungs, die sonst eigentlich noch auf ihn
aufpaßten, fanden ihren Boß wenig später. Er kauerte hinter den Mülltonnen in
einem Hinterhof, nicht weit von seinem Büro entfernt. Als sie sich ihm
näherten, erhob er sich langsam und vorsichtig, und sie konnten sehen, wie er
mühsam um Fassung rang.
    „Was war denn los?"
    „Die Nacht ..." Der Gangsterboß räusperte sich und
versuchte, die Angst herunterzuschlucken, die ihm im Halse steckte. Auf seinen
Wangen schimmerten feine Schweißtropfen, die unter Garantie nichts mit dem
kühlen Lüftchen zu tun hatten, das von der Straße her in den Hinterhof wehte.
„Sie hat mich voll erwischt. Die Nacht."
    Der älteste der drei Bewaffneten warf seinen beiden
Gefährten einen fragenden Blick zu: Der Chef hatte Englisch mit ihnen
gesprochen, nicht Chinesisch wie sonst immer. Dann wechselte auch er zu dieser
Sprache, da der Verängstigte es offensichtlich so wollte. „Ist Ihnen etwas
passiert?"
    „Wo ist Fang?" Mit zusammengekniffenen Augen musterte
der Mafioso die Schatten hinter drei breiten Rücken. „Er sollte mich doch
beschützen."

„Fang ... verschwand. Zusammen mit Ihnen."
    Der Gangster ballte die Fäuste, damit niemand merkte, wie
sehr ihm die Finger zitterten, aber er konnte nicht verhindern, daß die Furcht
seiner Stimme einen schneidenden Unterton verlieh: „Wo zum Teufel wart
ihr?!"
    Das Steuerrad knarrte protestierend. Vicki starrte es an,
runzelte die Stirn und zwang sich dann, locker zu lassen. Es wurde immer
schwerer, sich nicht zu nähren, sich nicht mit der Furcht zusammen auch das
Blut einzuverleiben.
    Aber wenn du daran erst einmal Geschmack gefunden hast,
hatte Henry damals gewarnt, wird dich dein Verlangen danach von einem Exzeß zum
anderen führen. Sei also sehr vorsichtig.
    „Schon gut. Wenn du dich der dunklen Seite zuwendest, wird
sie auf ewig dein Leben bestimmen.' Ach halt doch die Klappe, Obi Wan!"
Vicki schnitt eine wütende Grimasse, stieg mit Macht auf das Gaspedal ihres
Wagens, überfuhr eine Ampel, die bereits auf Gelb stand und raste schwungvoll
um ein paar Kurven, wobei nur noch zwei der Wagenräder Kontakt zur Straße
hielten und lautstark gegen diesen Fahrstil aufbegehrten.
    In jedem einzelnen von Vickis Nervensträngen tobte der
Frust. Es war wie stundenlanger Sex ohne Orgasmus in Sicht. „Wehe, Celluci ist
nicht fit, wenn ich heimkomme. Er wird all seine Kräfte brauchen!"
    Yuen-Zong Chen, seinen Geschäftpartnern als Harry bekannt,
wartete im Flur, während einer seiner Jungs das Männerklo überprüfte. Nicht so
sehr, weil Harry fürchtete, man könne ihn dort ermorden wollen - er pinkelte
nur äußerst ungern, wenn ihm dabei jemand zusah. Zwei nicht weniger bedeutende
Mitglieder des vornehmen Clubs, in dem er sich gerade aufhielt, wurden aus der
Toilette geführt, und Harry trat höflich beiseite.
    „Alles klar, Mr. Chen." Der Gangsterboß betrat die
Waschräume, und sein Untergebener nickte dem Leibwächter zu, der am anderen
Ende des Flures Wache stand. Dann bezog er direkt vor der Toilettentür
Stellung, und sein Fuß, der in einem handgenähten Lederschuh Größe 42 steckte,

zuckte im Takt mit den durch das ganze Clubhaus tönenden
Schlagzeugrhythmen.
    Harry Chen erleichterte sich, seufzte tief und zufrieden
auf und trat an die Waschbecken aus rostfreiem Stahl. Eins dieser Becken zeigte
Spuren eines weißen Pulvers, und Chen schüttelte voll Widerwillen den Kopf.
Sein Widerwille war nicht einmal gespielt; Harry Chen glaubte fest daran, daß
nur schwache Menschen und Narren ihr Leben mit Drogen zerstörten. Daß diese
schwachen Narren Harry selbst zu seinem Reichtum verholfen hatten, machte sie
nicht weniger schwach, nicht weniger närrisch.
    Chen bewegte die Hand vor der Lichtschranke unter dem
Wasserhahn. Als das warme Wasser zu fließen begonnen hatte, blickte er auf in
den Spiegel. „Nie ist das verdammte Licht hell genug, wenn man..."

Weitere Kostenlose Bücher