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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 05 - Blutschuld
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die einzigen
Gäste ein alter Mann in Frotteepantoffeln und eine gestreßte Mutter mit zwei
Kleinkindern unter drei Jahren. Eins der Babys kaute zahnlos auf einem Hefekloß
herum, der alte Mann ebenso.
    „Ich esse hier gewöhnlich drei Hefeklöße, rotgebratenen
Tofu mit Krabben und eine Frühlingsrolle", sagte die Ärztin, nachdem sie
Platz genommen hatten.
    „Das hört sich gut an." Mike tauschte seinen Stuhl
vorsichtshalber gegen einen mit vier funktionierenden Beinen und ließ sich
vorsichtig auf

den. fleckigen grauen Sitz sinken. Das Restaurant roch
viel besser, als es aussah. „Aber für mich von allem bitte gleich die doppelte
Portion."
    „Das Restaurant führt verschiedene chinesische Biere,
falls Sie Lust auf ein Bier haben?"
    „Ich trinke nicht."
    „Ist das nicht außergewöhnlich? Mir ist immer gesagt
worden, ihr wärt eine ziemlich hart trinkende Bande."
    „Das mag für einige Polizisten auch zutreffen." Der
Kellner stellte vor die beiden eine Teekanne aus rostfreiem Stahl, die grünen
Tee enthielt. „Aber viele haben auch andere Methoden entwickelt, mit dem Streß
und der Belastung umzugehen."
    Fasziniert sah er zu, wie sich ihre Brauen hoben: wie die
Flügel eines schlanken, schwarzen Vogels. „Was tun Sie, Detective?"
    „Ich streite mich mit einer Freundin."
    Sie blinzelte verwundert. „Wie bitte?"
    „Ich streite mich lautstark kreischend mit einer
Freundin."
    „Mit einer Freundin, die zurückkreischt?"
    Celluci grinste und stellte fest, daß er anfing, sich
wohlzufühlen. „Aber gewiß doch! Das ist immer sehr erfrischend." Er zog
seine Einwegeßstäbchen aus dem Papier und brach das Paar in zwei Einzelteile.
„Mir fiel gerade ein, daß ich ja gar nicht weiß, wie Sie heißen."
    Die Wangen der Ärztin färbten sich knallrot. „Oh Gott, das
tut mir leid! Ich heiße Eve Seto."
    „Das muß Ihnen nicht leid tun. Sie sind doch ohnehin nur
mit mir essen gegangen, weil die alten Männer in der Klinik gewettet haben,
Sie würden es nicht tun."
    „Das war so offensichtlich?" Mike wartete, bis der
Kellner den Teller mit den Frühlingsrollen und eine flache Schale mit schwarzem
Bohnenbrei auf den Tisch gestellt hatte. Dann zuckte er die Achseln. „Ich bin
in meiner Familie der einzige Mann in meiner Generation und habe eine
dreiundneunzig Jahre alte Großmutter. Glauben Sie mir: Ich kenne mich aus mit der
Macht des Alters."
    Dr. Seto starrte Celluci einen Moment lang unverwandt an,
legte dann die Hand vor den Mund und lachte laut los.
    Cellucis Frühlingsrolle befand sich auf halbem Weg Richtung
Soße, als der Detective plötzlich feststellen mußte, daß ihm das Atmen
schwerfiel. Eine sexuelle Reaktion war das nicht wirklich. Es war eher so, daß
die Schönheit der Frau ihm gegenüber seine volle Aufmerksamkeit beanspruchte
und kein Spielraum mehr blieb für so alltägliche Verrichtungen wie Einatmen und
Ausatmen. Nach einer Weile zwang er sich, die Frühlingsrolle in das Mus zu
tauchen, zu beißen, zu kauen und zu schlucken und in dieser banalen
Beschäftigung mit dem Essen gelang es ihm, zumindest einen Teil seines
Gleichgewichts wiederzufinden.
    In bezug auf neue Erkenntnisse in der Ermittlung erwies
sich das Mittagessen als Pleite. Der Ton der Unterhaltung blieb leicht und
spielerisch; Dr. Seto schien darüber eindeutig erstaunt und erleichtert zu sein.
    Auf dem Weg zurück zur Klinik fielen Celluci keine
Belanglosigkeiten mehr ein, die er noch hätte zur Konversation beisteuern
können, und so war er froh, als die Ärztin mit der einen Hand ihre Augen
abschirmte, mit der anderen auf die gegenüberliegende Straßenseite wies und
nachdenklich meinte: „Ich wüßte ja zu gern, was da drüben vor sich geht."
    Da drüben, vor dem chinesischen Kulturzentrum, hatte
gerade ein leuchtend gelber Übertragungswagen auf dem breiten Bürgersteig eingeparkt
und war dabei, Unmengen elektronische Ausrüstungsgegenstände auszuspucken.
    „Als würde man den Clowns im Zirkus zusehen, wie sie aus
ihrem winzigen Auto purzeln", meinte Celluci bewundernd, als ein Stapel
schwarzer Kästen aus dem Auto bugsiert wurde und auf einem Turm aus identischen,
ebenfalls schwarzen Kästen landete, der bereits den Bürgersteig schmückte und
jeden Moment umzustürzen drohte. Ein dürrer Mann mit Pferdeschwanz ließ die
Kabel fallen, mit denen er sich gerade abmühte und rettete mit ein paar
raschen, gezielten Handgriffen in letzter Sekunde den Kastenturm. Danach
begann der Mann einen angeregten Streit mit jemandem,

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