Huff, Tanya
hatten zutage gefördert, daß jeder
zwölfte gesetzestreue kanadische Bürger durchaus auch gekauft werden konnte.
„Wenn man genug Geld hat, kann man einfach alles
tun."
Dagegen ließ sich schwer etwas einwenden. Letztlich jedoch
hatte Celluci nichts in der Hand, was man guten Gewissens als Beweismittel
hätte bezeichnen können. Selbst dann nicht, wenn man die Phantasie aufs äußerste
anstrengte. Er hatte nichts, was er der Polizei übergeben konnte, nichts, was
diese zu einer Verhaftung veranlassen würde, nichts, um zu verhindern, daß
Henry Fitzroy das Gesetz in die eigenen Hände nahm.
Die Verbindung zwischen Swanson und Henrys Geist mochte
durchaus rein zufällig sein - sie rechtfertigte dennoch einen kleinen Ausflug
zum Projekt Hoffnung.
Auf dem Rückweg zu seinem Wagen fragte Celluci sich, woher
wohl die Computer der British Columbia Transplant Society stammen mochten. In
Toronto, wo seine Dienstmarke etwas galt, hätte er jetzt genügend Gründe
gehabt, ein paar Nachforschungen anzustellen. Ohne Vicki und Henry, die ja
auch mit der Arbeit an diesem Fall befaßt waren, würde er jetzt erst einmal in
Erfahrung bringen, in welcher Kneipe die Besten Vancouvers sich zum Umtrunk
trafen, um sich dort ein wenig umzuhören und zu erfahren, in welche Richtung
deren Ermittlungen gingen.
Wobei man nicht vergessen darf, daß ich selbst mich ja gar
nicht mit diesem Fall beschäftigen würde, wenn dieser königliche untote
Schweinehund von einem Liebesromanverfassenden Vampir, dieser Henry Fitzroy,
Vicki nicht in die Sache reingezogen hätte.
„Du hättest ja nicht mitzufahren brauchen", erinnerte
ein Stimmchen in seinem Hinterkopf.
„Ja, ja!" schnaubte Celluci, während er sich in den
Verkehr einfädelte. „Als hätte sie allein irgend etwas auf die Beine stellen
können!" Über die Frage, was sie in der Zeit zwischen Sonnenuntergang und
Sonnenaufgang in der Nacht zuvor erreicht haben mochte, wollte er sich ganz
bewußt nicht weiter den Kopf zerbrechen.
Leider Gottes befand sich Celluci nicht in Toronto,
Vampire waren an der Aufklärung des Falles beteiligt, und ihm fiel kein
einziger plausibler Grund ein, warum ihm irgend jemand irgend etwas erzählen
sollte.
Das Projekt Hoffnung nahm ein ziemlich großes Grundstück
am Ostrand von Nord-Vancouver ein. Mike parkte den Bus an der Mt. Seymour
Road, breitete eine Straßenkarte über das Lenkrad und versuchte, einen
verwirrten Eindruck zu machen, für den Fall, daß Vorübergehende fragten, was
er dort wohl zu suchen haben mochte. Er stand etwa 200 Meter von der langen
Auffahrt zum Haus entfernt und konnte von seiner Warte aus ein einstöckiges
Gebäude sehen, das sich große Mühe gab, nicht wie eine öffentliche Einrichtung
auszusehen. So große Mühe, daß es schon wieder den gegenteiligen Effekt hatte:
Niemand hätte die Klinik für etwas anderes als eine öffentliche Einrichtung
halten können. Außer dem Haus sah Celluci einen halbleeren Parkplatz, einen
Müllcontainer, und, auf dem angenehm gestalteten Grundstück verteilt, ein gutes
halbes Dutzend leerer Bänke. Das Haus lag so, daß Celluci dessen Schmalseite
und einen Teil der Rückseite sehen konnte, war aber so weit von der Straße
entfernt, daß an genaue Einblicke und Einzelheiten gar nicht zu denken war.
Seufzend langte der Detective ins Handschuhfach, wo sich
ein winziger, zusammenklappbarer Feldstecher befand, den Vicki einmal aus
einer Laune heraus bestellt hatte, weil ihr die Anzeige gefallen hatte, mit der
für ihn geworben worden war. In der Anzeige war behauptet worden, der KGB habe
einst mit ähnlichen Geräten gearbeitet. Celluci war gern bereit, die Sache mit
dem KGB nicht zu glauben, mußte aber zugeben -wenn auch nicht ausgerechnet
Vicki gegenüber -, daß das Fernglas für ein Instrument seiner Größe wirklich
nicht schlecht war.
Eine eingehendere Betrachtung des Klinikgeländes ergab,
daß die Fenster des Hauses alle mit Rolläden ausgestattet waren und daß die
Firma Dailow Waste Removal zweimal wöchentlich den Müllcontainer leerte.
„Wie lange soll ich hier hocken bleiben?" fragte er
sein Bild im Rückspiegel. Überwachungen außerhalb der Stadt, wo die
Menschenmassen keine Tarnung boten, waren dem Detective immer ein Greuel, und
die Nummer als verirrter Tourist würde er nicht unbegrenzt durchhalten können.
„Vielleicht gehe ich einfach rein und frage nach dem Weg. Bitte die Leute, mir
zu helfen und dann ... hallo, was ist das denn?"
Ein großer, kräftiger Mann in
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