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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 05 - Blutschuld
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das Zimmer, jeder Schritt steif
und bar jeder Anmut. Rasch schlossen sich ihre Finger um den Block.
    Nun bitte die unheilschwangere Musik! Tony war seelisch
viel zu aufgewühlt, um Fassung wahren zu können. Also schloß er die Augen.
    „Tony? Was ist? Stimmt etwas nicht?"
    Er öffnete die Augen. Vicki saß in einem weichen Lehnstuhl
am Fenster, den Block auf den Knien. Henry hatte es sich auch bequem gemacht:
Er lehnte mit der Hüfte an der Seitenlehne des Sofas. Tony sah von einem
Vampir zum anderen. Mehr denn je erinnerten die beiden ihn an Katzen: völlig
zufrieden mit sich, selbstgerecht, beider Mienen absolut identisch und wachsam.
    „Wir haben uns beide letzte Nacht sehr ausführlich
genährt", sagte Henry, als Tony ihm einen fragenden Blick zuwarf. „Das
scheint zu helfen."
    „Wenn ihr euch genährt habt, dann seid ihr weniger revierbewußt?"
Das hörte sich falsch an. Auch in der Nacht vor der vergangenen hatten sich
beide genährt, und das hatte gar nichts geholfen.
    „Sehr ausgiebig", betonte Vicki, ohne von ihren
Notizen aufzublicken.
    Tony hatte das unangenehme Gefühl, Vicki wäre rot geworden,
wenn ihre Natur das noch zugelassen hätte. Tony hätte zu gern gewußt, was
Victory Nelson peinlich genug war, um sie erröten zu lassen, beschloß aber,
dieser Frage lieber nicht weiter nachzugehen. Alle Zeitungen Vancouvers hatten
auf der Titelseite in riesigen Schlagzeilen von den elf Leichen berichtet, die
in einem Warenlager in Richmond gefunden worden waren. Liebevoll hatten sich
die Journalisten all der blutrünstigen Details angenommen, und wenn sich Henry
und Vicki für diese Sache verantwortlich zeichneten, dann wollte Tony das gar
nicht wissen. Auch so konnte er sein Wissen darum, daß Vampire wirklich
existierten, schon kaum für sich behalten, und je weniger Details er zusätzlich
zu diesem Wissen anderen gegenüber verschweigen mußte, desto besser.
    „Ich weiß noch nicht einmal, warum ich hier herumsitzen
muß", seufzte er statt dessen, fuhr sich mit den Händen durchs Haar und
ließ sich auf einen Stuhl fallen.
    „Du gehörst bei dieser Sache dazu, Tony."
    „Ja?" Tony wischte sich die Hände an seiner Jeans ab
und starrte auf die feuchten Abdrücke, die seine Handflächen auf den
Hosenbeinen hinterlassen hatten. „Ja, das ist wohl so."
    Henry stand auf und trat einen Schritt vor. Tony hatte
geduscht, sich umgezogen und felsenfest darauf beharrt, es gehe ihm prima, die
Geister

hätten ihm nicht wirklich etwas antun können. Offenkundig
war es aber so, daß es ihm ganz und gar nicht prima ging und die Geister ihm
durchaus Schaden zugefügt hatten.
    „Was für ein neuer Geist ist das genau?" fragte
Vicki, ehe Henry Tony hatte ansprechen können.
    Erstaunt darüber, daß Vicki sich Tonys Leiden gegenüber so
unsensibel zeigte, drehte sich Henry um, um der Freundin einen zornigen Blick
zuzuwerfen. Sie erwiderte den Blick und schüttelte den Kopf. Henrys Brauen
senkten sich bis zum Nasenansatz. Wie konnte sie es wagen! Halte dich raus.
Tony gehört mir. Die Worte waren schon formuliert, wollten ausgesprochen
werden, aber dann sah Henry Tony an und wußte, daß sie gar nicht mehr stimmten.
    Was noch schlimmer war: Es überraschte ihn nicht.
    Über 450 Jahre lang hatte Henry verdeckt unter Sterblichen
gelebt; er hatte gelernt, seine Reaktionen zu kaschieren. „Die zweite
Erscheinung", sagte er langsam in Erwiderung auf Vickis Frage - denn etwas
anderes gab es nicht wirklich zu sagen, zumindest nicht an diesem Ort, zu
diesem Zeitpunkt - „die zweite Erscheinung ist ein jüngerer Mann, der noch beide
Hände hat. Er sieht aus wie ein Straßenkind. Nasenring, Schnürstiefel
..."
    „Ein grinsender Totenkopf auf einem ärmellosen schwarzen
T-Shirt." In Tonys Stimme mischte sich ein schriller Unterton, wie eine
Wiederkehr des Schreis der Geister.
    „Kennst du ihn.7" Mit glänzenden Augen beugte Vicki
sich vor. Henry knurrte, woraufhin Vicki auch die Zähne entblößte und sich ihm
zuwandte. „Was stellst du dich so an? Wenn Tony ihn kennt, haben wir den Fall
so gut wie geknackt!"
    „Wenn Tony ihn kennt, hat er gerade einen Freund
verloren."
    „Dann können wir dafür sorgen, daß er nicht noch mehr
Freunde verliert."
    „Ich kannte ihn nicht, und er war auch kein Freund! Alles
klar?" Tony stützte die Ellbogen auf die Knie und barg sein Gesicht in den
Händen. „Ich habe ihn nur auf der Straße gesehen. Ich kannte ihn nicht."
    „Meine Beschreibung trifft doch aber bestimmt nicht nur
auf

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