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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 05 - Blutschuld
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dir?"
    „Nicht einmal von mir, jetzt nicht mehr. Was du unbedingt
wissen mußtest, habe ich dir im Jahr nach der Wandlung beigebracht. Der Rest
ist..." Nun war es an Henry, die Achseln zu zucken.
    „Ego?"
    Seine Augen wurden schmal, er hob das Kinn. „Tradition.
Aber nur, weil wir immer auf diese Art und Weise reagiert haben, heißt das noch
lange nicht, daß wir unbedingt so reagieren müssen."
    Wenn Vicki nicht das Fenster direkt im Rücken gehabt
hätte, hätte sie schockiert zurückweichen können. So hob sie nur beide Hände
auf Schulterhöhe und rief erstaunt aus: „Mein Gott, Henry, du entwickelst
dich!"
    „Treib es nicht zu weit!"

Die Worte kamen begleitet von einer dunklen Warnung, die
Vicki unter Garantie mit einem Knurren beantwortet hätte, wenn nicht ihr Sinn
für Fair Play hätte eingestehen müssen, daß sie nichts anderes verdient hatte.
Aber der Spruch war sein Knurren wert!
    Vicki lehnte sich gegen die Fensterscheibe und hängte die
Daumen in die Gürtelschlaufen ihrer Jeans. Weniger aggressiv konnte sie sich
nicht geben. Immer noch lag das ganze Wohnzimmer zwischen ihr und Henry, und
vielleicht würden sie immer diese körperliche Distanz brauchen -außer bei
Massenabschlachtungen mit anschließendem gedankenlosem, blutgetränktem Sex, und
diese unendlich berauschenden Gelegenheiten würden rar sein - aber im Moment
sah es ganz so aus, als seien andere Distanzen nicht zwingend unüberwindbar.
„Mach dich auf den Weg. Tony wartet sicher schon."
    Tony. Beide wußten, daß sich hier eine Beziehung in der
Auflösung befand, und dieses Wissen hing zwischen ihnen im Raum. Henry wischte
es beiseite. „Was ist mit Celluci?"
    „Ich weiß nicht. Ich nehme an, ich bleibe hier und warte
auf seinen Anruf oder so."
    „So war es aber eigentlich nicht geplant. Daß du hier
wartest und ich draußen herumlaufe und ermittle."
    „Ich kann schließlich nicht alles allein machen."
    Rotgoldene Brauen hoben sich. „Es scheint als sei ich
nicht der einzige, der sich entwickelt." Das kleine Rüschenkissen wäre um
ein Haar in seinem Gesicht gelandet. „Hast du die Nummer meines Mobiltelefons?
Vergiß nicht, daß Unterhaltungen auf Kurzwelle abgehört werden können",
fügte er warnend hinzu, als sie seine Visitenkarte aus der Hosentasche zog und
damit herumwedelte.
    Vicki schnaubte und steckte die Karte zurück in die
Tasche. „Sehe ich aus wie ein Mitglied der königlichen Familie?"
    Der uneheliche Sohn Heinrich VIII. warf ihr das Kissen an
den Kopf und war aus der Wohnung, ehe sie es auffangen konnte.
    Auch wenn Vicki das jedem anderen gegenüber vehement
geleugnet hätte: Sie war froh, daß er gegangen war. War er da, dann dominierten
die komplexen Spannungen zwischen ihnen all ihre Gedanken, und gerade jetzt
erschien ihr das Celluci gegenüber nicht besonders loyal.
    Du wolltest uns doch hindern, einander in Stücke zu
reißen, erinnerst du dich? Es war so: Wir sind zusammen auf eine ziemlich
unerwartete Rauftour gegangen und haben wer weiß wie viele Leute umgebracht,
und letztlich haben

wir dann fast direkt neben einer der Leichen gevögelt. Das
scheint zu helfen. Vicki schnaubte. Das konnte sie ihm doch wohl kaum erzählen,
oder?
    Daß Celluci fort war, nagte an ihr, und sie konnte
unmöglich stillsitzen und untätig bleiben. Eigentlich bestand kein Grund zu der
Annahme, er sei in Schwierigkeiten. Aber genausowenig bestand Grund zu der
Annahme, dem sei nicht so. Irgendwie gelangte Vicki in das große Schlafzimmer,
wo sie auf der Bettkante niedersank, Mikes Schlafsack an sich zog und sich in
den Duft des Geliebten hüllte.
    Würde ich mir ohne die Schuldgefühle auch Sorgen machen?
fragte sie sich. Laß gut sein, wies sie sich dann selbst zurecht. Das war eine
blöde Frage. . Energisch eilte sie zurück ins Wohnzimmer, setzte sich in den
Lehnstuhl und nahm sich ihre Notizen vor. Es hatte ihr immer weitergeholfen,
die Dinge aufzuschreiben; das war nach der Wandlung nicht anders geworden. Nur
fehlte ihr jetzt der Kaffeebecher, der sonst immer in der linken Hand für das
nötige Gleichgewicht zum Bleistift in der rechten gesorgt hatte. Sie überflog die
gekritzelten Notizen, die Henrys zweiten Geist betrafen, schlug eine leere
Seite auf und sah sich suchend nach ihrem Bleistift um. Der lag, in zwei Teile
zerbrochen, direkt vor dem Fenster.
    „Verdammt noch mal."
    Sie sah, daß aus den Gelben Seiten des amtlichen
Telefonbuchs ein Bleistiftende ragte und hatte dieses Schreibgerät schon fast
aus dem Buch

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