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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 04 - Blutpakt
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zu. Er stand
dicht neben Vickis linker Schulter; nahe genug, hoffte er, daß sie sein Gesicht
sehen konnte. „Aber daß wir es hier mit einer Verrückten zu tun haben, die mit
einem

gestohlenen Vampir durchgebrannt
ist, stellt die Anwendbarkeit logi scher Analyse in dieser Situation etwas in Frage."
    ,,Wir haben aber keine andere Wahl." Vicki rückte
ihre Brille zurecht, weniger aus Notwendigkeit, sondern mehr,
weil die vertraute Bewegung sie beruhigte. Dann ging ein Teil
ihres Verstandes die wenigen ihnen be kannten Einzelheiten durch und suchte nach
möglichen Hinweisen, der andere lauschte, in
Erwartung näherkommender schlurfender Schritte, den nächtlichen Geräuschen des
alten Hauses. Auf einmal drehte sich Vicki
um und sah Celluci blinzelnd ins Gesicht. „Dr. Burke sprach von einer
großen Metallkiste, in der Henry sich jetzt befindet."
    „Und?"
    „Und sie hat angedeutet, daß diese
Kiste sehr schwer ist."
    „Und?"
    Nun lächelte Vicki beinahe. „Sieh dir
den Boden an, Celluci!"
    Die
beiden senkten die Köpfe und betrachteten gemeinsam die in institutionellem
Grau gehaltenen Linoleumfliesen, die unter den Tausen den von Füßen, die über sie hinweggegangen waren, ihren Glanz verlo ren hatten. Ein paar Kerben und Abdrücke warfen
Schatten auf die ansonsten glatte
Oberfläche, und schwarze Gummiabsätze hatten ein halbes Dutzend dunkler Spuren hinterlassen.
    „Wenn die Kiste wirklich so schwer ist, wie Dr. Burke
andeutete", sagte Vicki, hob den Kopf und blickte Celluci
wieder in die Augen, „dann hat sie auf die eine oder andere Art Spuren hinterlassen. Wenn
man sie auf Gummirädern transportiert hat, gibt es Abrieb. Metallränder
hinterlas sen Abdrücke."
    Celluci nickte langsam. „Also suchen wir nach den Spuren,
die Cathe rine beim Transport der Kiste hinterlassen hat. Das
macht das Haus aber auch nicht kleiner ..."
    „Nein, aber wir wissen verdammt genau, daß sie mit der schweren
Ki ste nicht über die Treppen gegangen ist." Vicki hob
den Arm und leuchtete mit der Taschenlampe den Flur aus. „Der Strom ist
angestellt, also funktionieren auch die Fahrstühle noch. Wir
sehen uns den Fußboden vor den Fahrstuhlschächten an, und zwar in jedem
Stockwerk, und su chen dann von dort aus weiter."
    Auf Cellucis Gesicht machte sich ein anerkennendes Grinsen
breit. „Weißt du, das ist fast schon brilliant!"
    Vicki schnaubte. „Danke. Du brauchst aber nicht so
überrascht zu klin gen."

Da es letztlich gleichgültig
war, wo sie anfingen, starteten die beiden ihre Suche im obersten, dem achten
Stockwerk und arbeiteten sich nach unten vor. Im dritten Stock wurden sie
fündig: nicht nur auf den Linole umfliesen, sondern auch auf der Metallschiene am Fahrstuhlrand zeigten sich die Abdrücke von zwei etwa 1,20
m auseinanderliegenden Reifenpaaren. Lautlos traten Vicki und Celluci in den
Flur, und mit einem lei sen Seufzer schloß
sich die Fahrstuhltür hinter ihnen.
    Niemand
kam, um nachzusehen, wer das Geräusch verursacht haben mochte.
    Vicki hatte nicht die Absicht, die Taschenlampe
einzusetzen, denn sie wollte ihre Anwesenheit nicht zu früh verraten. Also
legte sie eine Hand auf Cellucis Schulter und ließ sich vom
Freund den Flur hinabführen. Zu ihrer Verwunderung schien ihr die völlige
Finsternis weniger nervenauf reibend zu sein als die Peepshow,
die die Taschenlampe ihr geboten hatte. Immer noch lauschte sie angestrengt,
ob sich nicht Schritte näherten, aber insgesamt hatte die Anspannung
nachgelassen, die damit einherge gangen war. Vielleicht
liegt das aber auch daran, daß ich jetzt einen Anker habe, gestand Vicki sich ein, und ihr Griff um Cellucis
Schulter wurde ein wenig stärker.
    Als der Flur sich zum ersten Mal mit einem anderen
kreuzte, konnte selbst Vicki erkennen, welchen Weg sie einzuschlagen hatten.
    Gleißend hell und weiß drang das Licht der Neonröhren
aus der offenen Tür.
    Vicki spürte, wie Cellucis Schulter sich hob, als dieser
nun unter seine Jacke griff, und sie hörte das
unverwechselbare Geräusch, das entsteht, wenn Metall sich aus
einer Lederhalterung löst. Es war ihr bis zu diesem Augenblick nicht klar
gewesen, daß der Freund seine Waffe mitgebracht hatte. Sie wußte, wieviel Ärger er sich
einhandeln konnte, sollte er sie benutzen, und konnte nicht wirklich glauben,
daß er sie gezogen hatte.
    „Ist das nicht ein wenig amerikanisch!" flüsterte
sie, die Lippen fast an Cellucis Ohr.
    Er zog sie hinter die Ecke des Korridors und beugte
seinen Kopf zu ihr herunter.

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