Huff, Tanya
Krampf in ihrem Magen an. Jetzt bloß nicht kotzen!
wies sie sich streng zurecht und schluckte krampfhaft etwas Galle
hinunter. Dann hob sie den Kopf und murmelte schwach: „Ich fange an
zu glauben, daß du recht haben könntest." Sie schob ihre Brille
zurecht. „Hier haben wir offen sichtlich den Kontrollraum der
Sprinkleranlage vor uns. Nicht das, wo nach wir suchen."
Sie trat hinaus in den Korridor, wo sie
stehenblieb und Celluci bat, ehe der ihr folgen konnte: „Laß das Licht
an."
Celluci schloß wieder mit der Freundin auf, als diese
gerade dabei war, den ersten Raum an der Westmauer zu
überprüfen. Er runzelte die Stirn, starrte den Flur hinab und versuchte, den
Schimmer von poliertem Me tall, der seine
Aufmerksamkeit erregt hatte, wiederzufinden. „Vicki, an der Tür dahinten hängt ein Vorhängeschloß."
Vicki wandte sich um, aber der Lichtstrahl, der von der
Taschenlampe in ihrer Hand ausging, reichte nicht weit
genug. Nicht nur konnte sie kein Schloß erkennen; sie hatte außer Cellucis Wort
auch keinen Anhaltspunkt dafür, daß sich dort hinten überhaupt eine Tür
befand.
„Meiner Erfahrung nach", sagte der Detective,
„schließt man eine Tür nur dann ab, wenn man nicht will, daß jemand
den Raum dahinter betritt."
„Oder
verläßt", fügte Vicki ergänzend hinzu. „Los, komm!"
Diese
Tür hatte ihr Schild noch, anders als die eben überprüfte. Ach tung: Hochspannung, Zutritt verboten.
„Sieht aus, als hätten wir die
Hauptsicherungen gefunden." Vicki drückte Celluci die Taschenlampe in die Hand.
„Halt du sie. Ich werde beide Hände brauchen." Mit diesen Worten
durchwühlte sie ihre Hand tasche nach den
Dietrichen. „Jetzt nicht wackeln mit dem Licht." Sie ließ sich auf
ein Knie nieder, öffnete das Etui und entnahm ihm die beiden größten Dietriche.
Ihre
Hände zitterten so sehr, daß sie weder den einen noch den ande ren ins Schloß bekam.
Ein zweiter
Versuch war nicht erfolgreicher.
Beim dritten Versuch entglitt ihr ein Dietrich. Er
prallte auf ihr Knie, fiel klirrend auf eine Fußbodenfliese und kam, das
gebogene Ende über der Schuhspitze hängend, auf Cellucis
rechtem Fuß zu liegen. Vicki starr te auf das Werkzeug,
dann auf den ihr verbliebenen Dietrich, den sie so fest
umklammert hielt, daß ihre Finger weiß unter den Nägeln geworden waren.
Dann drehte sie sich mit einem Ruck um und schleuderte ihn quer
durch den ganzen Flur.
„Verdammte
Scheiße!"
Sie schaffte es einfach nicht, die Hände ruhig zu
halten! So würde sie das Schloß nie aufbekommen. Damit hätte
sich dann wohl auch unsere Su che nach der verdammten
Hauptsicherung erledigt. Sie wollten den Strom abschalten.
Sie wollten verhindern, daß man Henry von einem Stock werk ins nächste
schaffte. Sie wollten das ganze Haus auseinanderneh men, ein Stockwerk nach dem anderen! Sie würden Henry finden, daran mußte sie sich klammern, denn das war das einzige,
was ihr geblieben war. Aber nun
geht der ganze Plan in die Brüche! Am
liebsten hätte Vicki den Kopf gegen
die Tür gehämmert und ihre Angst und ihren Frust laut her ausgeschrien.
Als könne er ihre Gedanken lesen, streckte Celluci
nun die Hand aus, faßte Vicki am Kinn, drehte ihr Gesicht sanft zu sich und
bat: „Laß es mich mal versuchen."
Vicki, die ihrer eigenen Stimme nicht mehr trauen mochte, nickte
nur stumm, stand auf und streckte dem Freund die restlichen Dietriche ent gegen.
„Nein, das ist nicht ganz mein Stil."
Er gab ihr die Taschenlampe zu rück und ergänzte: „Warte hier."
Er verschwand, ehe sie etwas einwenden konnte, und einen kurzen, schrecklichen Augenblick lang schien es, als hätte
die Finsternis ihn ver schlungen. Als Vicki den Strahl der Taschenlampe
dem Freund hinter herschwenkte, befand
dieser sich schon nicht mehr in Reichweite. Dann gab es ein nun schon
vertrautes schrilles Kreischen von Metallscharnie ren, woraufhin sich
das hintere Ende des Flurs zumindest erahnen ließ, wenn sie es auch nicht genau sehen konnte.
Was zum Teufel
will er bei der Sprinkleranlage?
Einen
Augenblick später kam der Detective wieder in Sicht. Er hatte keine Zeit damit verschwendet, die Tür wieder zu
schließen, und er hielt, in beiden
Händen ...
... ein Stück
Eisenrohr?
Als Celluci näherkam, trat Vicki rasch beiseite. Der
Detective rammte das eine Ende des Rohrs durch den Bügel des
Vorhängeschlosses und ver kantete es hinter dem Metall des Türrahmens. Dann holte er
einmal tief Luft und warf sich mit aller
Kraft und seinem ganzen
Weitere Kostenlose Bücher