Huff, Tanya
Gewicht gegen das andere Ende.
Das Rohr verbiß
sich in den Metallrahmen, der nachzugeben begann.
Cellucis Gesicht wurde dunkelrot. Er knurrte eine
unverständliche Kampfansage, froh, eine Gelegenheit gefunden
zu haben, das im Laufe der schreckensvollen Nacht produzierte Adrenalin loszuwerden.
Der
Sicherheitsriegel an der Tür verbog sich langsam.
„Mike?"
„Jetzt...
nicht..."
Schrauben lösten
sich, eine nach der anderen.
„Und ... noch ... ein ... Stü..."
Plötzlich gab die ganze Konstruktion nach und fiel
polternd zu Boden. Überrascht stolperte Celluci ein paar Schritte rückwärts und
wäre um ein Haar ebenfalls zu Boden gegangen, schaffte
es aber, heftig atmend und auf sein Eisenrohr gestützt auf den Beinen zu
bleiben.
Vicki trat vor und suchte aus
dem Haufen Metall ihren heruntergefallenen Dietrich heraus. „Dein
Einbruchsexperte war wohl etwas direkter veranlagt
als meiner", kommentierte sie trocken.
Celluci rang
gierig nach Atem. „Scheint so."
Überrascht von der schieren Normalität dieses kleinen
Wortwechsels starrten die beiden sich einen Augenblick
lang an. Dann verzog Vicki den Mund zu einem halben Lächeln,
streckte die Hand aus und strich Celluci die Haarsträhne aus der Stirn. „Na
dann", sagte sie langsam und spür te, wie ein winziger
Bruchteil ihrer Verzweiflung mit diesen Worten von ihr
wich, „ein Hoch auf das Testosteron."
Celluci schnaubte, richtete sich auf und ließ das
Eisenrohr fallen. „Und ich habe mich gefragt, warum du nicht einfach aus diesem
Gepäckstück, das du da ewig mit dir rumschleppst, ein Päckchen
Plastiksprengstoff ziehst." Er schob
den verbogenen Sicherheitsriegel mit dem Fuß beiseite, öff nete die Tür und tastete an der Wand dahinter
nach einem Lichtschalter.
Sie hatten ganz
eindeutig den Raum mit der Hauptsicherung gefunden.
Und noch etwas anderes.
„Vicki..."
Vicki konnte nur mit knapper Mühe etwas sagen. „Ja, ich
sehe es auch."
Der Geruch von Blut zog ihn aus dem tiefen Loch, in das
die Erschöp fung ihn geschleudert hatte, und setzte auch
den Hunger wieder frei.
Jemand,
etwas, hämmerte an die Innenseite der Kiste.
„Henry?" Vicki setzte einen Fuß vor den anderen und
hätte nicht mehr sagen können, wann sie sich bewußt dazu entschieden hatte.
Eine Antwort kam nicht, nur das
fortgesetzte Hämmern.
Nach der anderen konnte sie nicht rufen. Denn die hätte
vielleicht geantwortet.
„Vicki, laß mich
..."
„Nein. Das muß ich selbst tun."
„Natürlich", knurrte Celluci,
wehrte sich gegen die lähmende Angst, die
ihn beim Anblick der Kiste aus rostfreiem Stahl zu übermannen droh te, und trat nun auch vor, bis er hinter Vickis
linker Schulter stand. Ver dammt,
Vicki, warum haust du nicht einfach ab? Damit ich auch endlich ab hauen kann ...
Vicki konnte beobachten, wie ihr Spiegelbild größer
wurde, als sie auf die Kiste zuging. Je näher sie kam, desto
mehr Abstand erbat ihr Verstand sich. Dann stand sie so nah vor der glänzenden
Box, daß sie diese fast hätte berühren
können. Sie blieb stehen, starrte sich selbst in die Augen, rückte ihre
Brille zurecht und hatte das Gefühl, als hätte das alles nicht mehr wirklich
etwas mit der Realität zu tun.
Horrorfilme sehe ich mir doch nicht einmal an, dachte sie bei sich. Warum zum
Teufel spiele ich jetzt die Hauptrolle in einem?
Sie sah, wie ihr Arm sich hob, ihre Hand sich auf den
Riegel legte, ihre Finger ihn sacht beiseite schoben ...
Da flog der Deckel auf und schlug ihre
Hand beiseite.
Vicki
erhaschte einen flüchtigen Blick auf ein blasses Gesicht unter rotgoldenen Haaren. Dann, ehe sie noch reagieren
konnte, flog etwas Schweres,
Schwarzes auf sie zu, und sie stolperte blindlings rückwärts. Es war
kalt und klamm, wickelte sich eng um Vickis Kopf und legte sich dann mit
obszöner Vertraulichkeit auf ihre Schultern. Aus Vickis Hals drangen schrille, panische, unzusammenhängende
Laute, und sie schlug in wildem Entsetzen um sich.
Dann schälte sich aus dem blinden Schrecken Stück für
Stück so et was wie Zorn. Sie riß sich das Etwas vom Leib
und warf es zu Boden. Ihre Brille, die nur noch an einem Bügel
hing, begann ebenfalls herabzurut schen, und der größere
Schrecken ihres Verlustes brachte sie vollends wieder zu
Verstand. Energisch schob sie die Brille dorthin, wohin sie ge hörte.
Zu ihren Füßen
lag ein schwarzer Lederhaufen.
Henrys Trenchcoat.
Auf einmal, als sei mit diesem Erkennen ein Schalter
umgelegt worden, nahm Vicki das Fluchen und Fauchen
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