Huff, Tanya
fast
körperlich greifbare Selbstbewußtsein, das nun wieder sicheren
Einzug gehalten hatte - und schüttelte den Kopf. „Was Christus
angeht", sagte er, „da habe ich schon Schlechtere gesehen. Aber
die Madonna ..." Unter Vickis indigniertem Blick konnte er sich ein
erneutes Kichern nicht verkneifen. „Die Madonna ist auf jeden Fall eine Fehlbesetzung!"
Vickis Lippen zuckten. „Du verdammter Bastard", hob
sie an, aber dann brach sie in schallendes Gelächter aus.
Das gab Celluci
den Rest.
Henry zögerte; seine Nerven lagen blank und
er wußte nicht, ob er Kränkung sehen sollte, wo Vicki es doch offensichtlich nicht tat,
oder Blasphemie wittern, wo doch keine
beabsichtigt war; dann zwang ihn sei ne
Ehrlichkeit einzugestehen, daß an Cellucis Beobachtung durchaus et was
dran war. Er konnte dem Gefühl, das in ihm aufstieg, nicht länger widerstehen und stimmte in das Gelächter der
anderen ein.
Womöglich schwang in diesem lauten Lachen ein leicht hysterischer Unterton mit. Wenn ja, dann hatten die drei stillschweigend
beschlos sen, dem keine Beachtung zu schenken.
„Fergusson, hallo! Was willst du
denn wieder hier?"
„Ich habe
nur etwas vergessen." Detective Fergusson griff sich eine längliche, nicht besonders dicke Papiertüte vom
Schreibtisch und zog deren Inhalt so
weit heraus, daß der Kollege eine Flasche Badeschaum in Gestalt eines Ninja Turtle erkennen konnte. „Meine
Tochter schickt mich, das hier zu holen. Wenn man seine Versprechen
nicht hält, sagte sie mir auf dem Weg ins
Bett, kriegt man Blasen."
„Wie alt ist sie
jetzt? Vier? Fünf?"
„Fünf."
Detective
Brunswick schüttelte den Kopf. „Erst fünf. Und wenn sie sagt, du sollst springen, dann fragst du nur, wie hoch. Wie soll das
erst werden, wenn sie Teenager ist? Dann kommst du gar nicht mehr hinter her."
Fergusson schnaubte und schob sich Papiertüte samt
Flasche in die Manteltasche. „Vielleicht ist ja bis dahin
ihre Mutter ruhiger geworden." Er beugte sich vor und
warf einen Blick auf eine rosa Telefonnotiz, die ganz oben auf
einem Papierstapel thronte wie Zuckerguss auf einer Torte. „Was
zum Teufel ist denn das?"
„Nur eine Betrunkene, die dich sprechen wollte, um ein
Geständnis abzulegen."
„Und was wollte
sie gestehen?"
„Daß sie die Lusitania versenkt hat? Daß sie John F.
Kennedy erschos sen hat? Im Alleingang die Verfassung
geändert hat wie weiland Trudeau? Ich weiß es nicht. Mir wollte sie nichts
gestehen."
„Warum nur krieg ich die immer ab?"
Brunswick grinste.
„Weil du so ein Süßer bist."
„Und
du kannst mich auch mal", murmelte Fergusson. Er war nicht mehr ganz bei der Sache, denn er las gerade die
Nachricht selbst. „Leite rin der
Naturwissenschaften?"
„Sie
dachte wohl, ich weiß, wer sie ist. Das wüßten alle, meinte sie." Brunswick betrachtete das Gesicht seines
Gegenübers und sein Grinsen verschwand.
„Du glaubst doch nicht, daß da wirklich was dran ist, oder?"
„Ich weiß nicht." Fergusson knüllte das Papier
zusammen, stopfte es zum Schaumbad seiner Tochter und blickte
drein wie ein Hund, der an
einem Knochen herumzerrt.
„Vielleicht schon." Dann zuckte er die Ach seln und seufzte. „Vielleicht aber auch nicht."
„Noch
habt ihr mich nicht mal annähernd davon überzeugt, daß wir hier nicht schleunigst verschwinden sollten!"
knurrte Celluci erbost. „Sie",
und er wies anklagend mit dem Finger auf Henry, „laufen nur mit halber Tankfüllung, und dir", - jetzt
wedelte der Finger vor Vickis Ge sicht herum, „fehlen auch gute
anderthalb Liter."
„So viel nicht", widersprach Vicki, fühlte sich
aber so schwach, daß sie darauf nicht hätte wetten mögen.
Celluci schenkte dem Einwurf keine Beachtung. „Wir sehen alle so aus, als hätten wir gerade einen Krieg überlebt.
Hauen wir doch einfach ab. Soll die Polizei hier doch
aufräumen."
„Mike ..."
„Dein Mike kannst du dir sparen. Und ich will,
daß sich ein Arzt dein Handgelenk anschaut, ehe da Wundbrand
reinkommt und wir dir die gottverdammte Hand abhacken müssen."
„Entzünden wird sich die Wunde nicht", sagte Henry
mit ruhiger Ge wißheit. „Und ich jedenfalls gehe
jetzt ins Labor." Er streckte beide Arme aus. Auch wenn
die Prellungen jetzt nicht mehr purpurn waren, sondern nur noch hellgrün, und
die gebrochenen Handknochen bereits dabei wa ren, wieder
zusammenzuwachsen, ließen sich die von den Nadeln verur sachten
Einstiche immer noch nicht übersehen. „Wenn es stimmt, was ihr mir
erzählt habt, und
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