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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 04 - Blutpakt
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Grund ..." Ein Gähnen teilte den Gedanken in zwei Teile, und
Catherine stolperte zur Tür, mit einem Mal
zu Tode erschöpft. Donald hatte sich zu Bett begeben, sobald die eigentliche
Operationsarbeit beendet gewesen war, und kurz vor Morgengrauen war auch Dr.
Burke gegangen. Es machte Catherine nichts aus, ohne Hilfe aufzuräumen und
abzuschließen; sie hatte das Labor
gern für sich allein, so konnte sie sichergehen, daß all die kleinen Extras auch wirklich beachtet wurden. Andererseits
war sie jetzt seit gut anderthalb Tagen auf den Beinen, und es stand
fest, daß sie sich ausru hen mußte. Nach
ein paar Stunden Schlaf würde sie so gut wie neu sein.
    Sie hielt die Finger schon am Lichtschalter, drehte sich
dann aber noch einmal um, ließ ihre Blicke über das Labor
gleiten und rief leise: „Träumt schön."

Es waren keine Träume, auch keine Erinnerungen, aber
es begannen sich Bilder zu regen, außerhalb
des Netzes. Das Gesicht einer jungen Frau aus nächster Nähe, farbloses Haar, blasse Augen. Die Stimme der Frau klang sanft und beruhigend in einer Welt, in der
zu viele Lichter zu grell schienen und zu viele Geräusche lediglich in
Lärm mündeten.
    Ihr Lächeln war...
    Organische Impulse bewegten sich zielstrebig
durch zerfetzte Nerven bahnen und suchten nach der Verbindung, die den Gedanken vollenden würde.
    Ihr Lächeln war
...
    Freundlich.
    Nummer neun regte sich in seinen
Fesseln.
    Ihr Lächeln war
freundlich.
    „Ms.
Nelson?"
    Vicki wandte sich der Stimme zu und bemühte sich, den
Sprecher nicht anzufauchen. Im Empfangsraum drängten sich die
Verwandten und Freunde ihrer Mutter, und alle erwarteten, daß Vicki eine Trauer
zur Schau stellte, die ihrer eigenen Definition dieses
Gefühls entsprach. Ohne Cellucis mächtige Gestalt in ihrem Rücken hätte Vicki sicher
die Flucht ergriffen, und hätte der Freund nicht mit festem Griff ihr Hand gelenk gehalten, wäre bei dem Cousin aus
Cananoque für sein Quengeln - ihm
persönlich hätte es ein wenig früher oder später besser gepaßt, und. er hoffe doch sehr, es würde hinterher einen
kleinen Imbiß geben - bestimmt ein Kinnhaken fällig gewesen. Den hünenhaft
wirkenden Mann, der gerade ihren
Namen gerufen hatte, kannte Vicki nicht.
    Er
streckte ihr eine fleischige Hand entgegen. „Ms. Nelson, ich bin Reverend Crosbie. Der anglikanische Geistliche,
der gewöhnlich mit Hutchinson
zusammenarbeitet, fühlt sich heute nicht gut, weswegen man mich gebeten hat, für ihn einzuspringen." Die
Stimme des Kirchenmannes klang tief und rauh und stieg und fiel in den Kadenzen
der Westküste.
    Sein
Priesterkragen verschwand fast hinter seinem Doppelkinn, aber aus dem Händedruck des Mannes konnte Vicki
schließen, daß sein mas siger Körper
nicht ausschließlich aus Fett bestand. „Meine Mutter ging nicht oft in
die Kirche", sagte sie.

„Das muß sie mit Gott
abmachen." Der Mann schaffte es, zugleich sa lopp und mitfühlend zu klingen. „Sie
wollte, daß ihre Seele mit der angliklinischen Totenmesse zur Ruhe gebettet
wird, und ich bin hier, um diese Messe für sie zu lesen." Er zog die buschigen weißen Brauen leicht
zusam men. „Aber ich habe
Ihre Mutter nicht gekannt und habe von daher nicht vor, so zu tun, als hätte ich sie gekannt. Wollen
Sie etwas sagen?"
    Hatte sie vor, vor all diese Menschen zu treten und ihnen von
ihrer Mutter zu erzählen? Wollte sie
erzählen, wie sie das Leben, auf das eine junge Frau doch Anrecht hat, aufgegeben hatte, um für sich selbst und Vicki aufzukommen? Erzählen, wie die Mutter
versucht hatte, Vicki dara n zu hindern, ihre erste Stelle anzutreten, weil sie
dachte, eine Kindheit sollte ein
wenig länger dauern? Sollte sie erzählen, wie ihre Mutter bei Vickis Abschlußfeiern jedes Mal vor Freude und
Stolz förmlich geglüht hatte - bei den Zeremonien der Schule, der Universität,
der Polizeiaka demie? Sollte sie erzählen,
wie ihre Mutter nach Vickis Beförderung kein G espräch mehr hatte führen
können, in dem nicht ,meine Tochter, die Kommissarin'
vorkam? Erzählen, wie ihre Mutter mit dem Zug nach To ronto gereist war, als Vicki die erste Diagnose
ihrer Augenkrankheit er halten hatte
und sich geweigert hatte, den Lügen der Tochter Glauben zu schenken, die beharrlich versichert hatte,
alles sei bestens und die Mutter
nicht vonnöten? Sollte sie erzählen, wie ihre Mutter sich ständig Sorgen
gemacht hatte, Vicki ständig mit irgend etwas in den Ohren ge legen hatte, immer anrief, während ihre Tochter
gerade duschte?

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