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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 04 - Blutpakt
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gruben sich tief in die
Satinauskleidung des Sarges, und Vickis Hände umklammerten den gepolsterten
Sargrand. In der Mitte des bestickten Kissens lag das obere
Ende eines Sandsacks. Ein ra scher Blick auf das Fußende des
Sargs ergab, daß ein zweiter Sandsack das weitere notwendige Gewicht stellte.
    Vicki richtete sich auf und fragte mit einer
Stimme, die alle Spuren der Zivilisation aus ihren Worten tilgte: „Was haben
Sie mit meiner Mutter gemacht?"

Vier
    „Es wäre einfacher, wenn Sie sie dazu bewegen könnten,
heimzugehen." Detective Fergusson von der Polizei in
Kingston senkte die Stimme noch ein wenig. „Nicht, daß wir Ihre Hilfe nicht zu
schätzen wüßten, aber Ms. Nelson ist nicht mehr bei der
Polizei. Sie hat hier nichts zu suchen, und außerdem ist sie eine
Frau. Die verlieren bei so was so leicht die Nerven."
    „Sie haben viel
mit Leichendiebstahl zu tun?" fragte Mike.
    „Nein!" Der Detective warf Mike einen empörten
Blick zu. „Hatte so was noch nie, noch nie."
    „Ah! Was meinen
Sie dann mit ,bei so was'?"
    „Sie wissen schon! Daß ihre Mutter gestorben ist, daß
die Leiche geraubt wurde. Überhaupt, Bestattungsinstitute! Ich kann sie nicht
ausste hen. Sind mir zu still, und ich bin sicher, daß wir es
hier mit einem Scherz zu tun haben; ein paar Studenten der
medizinischen Hochschule sind zu weit gegangen. Über die könnte ich Ihnen
Geschichten erzählen! Eine hysterische Frau, die alles durcheinanderbringt,
können wir nicht brau chen - und sie hat ja
jedes Recht darauf, hysterisch zu sein, unter den gegebenen Umständen!
Verstehen Sie mich nicht falsch."
    „Finden Sie, daß
Ms. Nelson hysterisch wirkt, Detective?"
    Fergusson fuhr sich mit einer Hand durchs bereits recht
schüttere Haar und blickte hilfesuchend zu seinem Partner hinüber, der dort die
Zeugenaussagen notiert hatte und nun fertig war. Fergusson hatte Monate zuvor Gelegenheit
gehabt, eins der hochtechnisierten Sturmgewehre in Hän den
zu halten, mit denen die Polizei vor nicht allzu langer Zeit ihre
Spezialeinheiten ausgerüstet hatte. Die ehemalige Polizeibeamtin hatte Ähn lichkeit
mit diesem Gewehr! „Hysterisch ist nicht der richtige Ausdruck."
    Auch wenn Mike mit dem Kollegen nicht recht warm werden
konnte, hatte er doch Verständnis für ihn. „Versuchen Sie, die
Sache so zu sehen: Ms. Nelson war eine der besten Polizistinnen,
mit denen ich je zusam mengearbeitet habe und je zusammenarbeiten
werde. Wenn sie also blei ben will, nehmen Sie sie doch
einfach als zusätzliche Arbeitskraft hin. Eine Arbeitskraft, über
die Sie verfügen können und die, gerade aufgrund der Vergangenheit
und Ausbildung, die sie nun einmal hat, Ihre Arbeit in
keiner Weise stören wird. Wenn Sie aber wirklich darauf bestehen, daß sie
geht, dann sagen Sie es ihr selbst." Mit diesen Worten versetzte Mike dem
Kollegen einen Schlag auf die Schulter. „Ich tue es nämlich nicht."

„Also so steht die Sache?"
    „Ja, und für den Fall, daß Sie Ms. Nelson nach
Hause schicken wollen: wie praktisch, daß wir bereits in einem
Bestattungsinstitut sind! Glauben Sie mir: Es ist einfacher
und alles wird wahrscheinlich besser laufen, wenn sie
bleibt."
    Fergusson seufzte. „Wahrscheinlich tut es
ihr gut, wenn sie das Gefühl hat, etwas tun zu können. Aber wenn
sie durchdreht, schaffen Sie sie hier weg!"
    „Mir geht es in erster Linie um Ms. Nelson, das können
Sie mir glau ben!" Mike beobachtete Vicki, die quer
durch die Kapelle auf ihn zukam, und es erstaunte und
erschreckte ihn sehr, wie konzentriert, wie kontrol liert sie wirkte.
Jeder Muskel bewegte sich rigide und präzise, und die Aura unterdrückter
Gefühle, die die Frau umgab, war so stark, daß es schien, als sei Vicki selbst gar nicht da. Mike kannte sie in diesem Zu stand.
So hatte sie früher auch schon ausgesehen, wenn ein Fall sie tief berührt hatte, eine Leiche keine bloße Nummer mehr
gewesen war, wenn Ermittlungen zur
persönlichen Angelegenheit geworden waren. Jeder Po lizist wird von seinen Vorgesetzten und den Polizeipsychologen
vor dieser Anteilnahme gewarnt; man
geht davon aus, daß eine zu starke persönliche Beteiligung zum Ausbrennen der betroffenen Beamten führt oder dazu, daß
sie zur Selbstjustiz greifen. Aber früher oder später fällt jeder einer solchen Betroffenheit zum Opfer. Dann werden
die Ermittlungen weitergeführt, auch wenn alle Logik längst dagegenspricht;
dann ist man in der Lage, auch wenn es
einem sinnlos erscheinen mag, endlos eintönige Arbeiten zu

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