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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 04 - Blutpakt
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rückgekommen waren und
hatten feststellen müssen, daß in den weni gen
Minuten ihrer Abwesenheit das Unglück zugeschlagen hatte. „Wie hätte ich
denn ahnen sollen, daß sie so kurz vor dem Zusammenbruch stand? Sie ist noch nie zusammengebrochen!"
Der Detective stützte sich mit dem Unterarm an der Wand ab und barg sein
Gesicht in seiner Arm beuge. Nach
ihrem Ausbruch hatte Vicki am ganzen Leib gezittert, woll te von ihm jedoch nicht angefaßt werden. Sie hatte
einfach nur im Schaukelstuhl ihrer
Mutter gesessen, sanft geschaukelt und auf das Fenster gestarrt. Jahre der
Übung, Jahre, in denen er mit ähnlichen Situationen hatte umgehen müssen,
wirkten mit einem Mal sinnlos. Wenn Del gado
nicht aufgetaucht wäre, wenn es diesem nicht gelungen wäre, Vicki zu überreden, die Schlaftabletten zu nehmen -
„Und wie willst du mor gen stark
sein, wenn du heute nacht nicht schläfst?" -, Celluci hätte nicht gewußt, was er hätte tun sollen.
Wahrscheinlich hätte er sie irgend wann
einmal geschüttelt, ganz sicher hätte er sie angeschrieen und defi nitiv
hätte er nichts Gutes zuwege gebracht.
    Henry,
der neben dem Fenster kauerte, richtete sich auf. Der Geruch, der an der Außenseite der Scheibe hing, war
unverkennbar. „Vicki ist nicht zusammengebrochen",
flüsterte er. „Jedenfalls nicht, wie Sie denken."
    „Wovon reden Sie?" Mike machte sich nicht die Mühe,
den Kopf zu wenden. „Sie hat Halluzinationen, um Gottes Willen!"
    „Nein, ich fürchte, die hat sie nicht, und ich glaube,
ich muß mich bei Ihnen entschuldigen, Detective."
    Mike schnaubte, aber Henry schien sich seiner Sache so
sicher, daß der Detective nun doch aufsah. „Entschuldigen?
Wofür?"
    „Dafür, daß ich
Sie beschuldigt habe, zu viele schlechte Filme zu sehen."
    „Noch ein Rätsel kann ich heute abend nicht vertragen,
Fitzroy! Wo von zum Teufel reden Sie?"
    „Ich rede", sagte Henry und trat vom Fenster weg,
wobei sich aus sei ner Miene nichts ablesen ließ, „von Dr. Frankensteins
Rückkehr."
    „Verarschen Sie mich nicht, Fitzroy! Mir ist nicht ... Jesus
Christus - das war kein Scherz!"
    Henry schüttelte
den Kopf. „Nein, das war kein Scherz."
    Unmöglich, ihm nicht zu glauben. Werwölfe, Mumien, Vampire - ich hätte damit rechnen müssen!
„Heilige Mutter Gottes, und was sagen wir Vicki?"
    Haselnußbraune Augen blickten in dunkelbraune, und
dieses eine Mal spielte sich kein Machtkampf zwischen den beiden ab. „Ich habe
nicht den leisesten Schimmer", sagte
Henry.

Sieben
    „Wir sollten es ihr sagen."
    Henry lehnte an der Wand neben dem Fenster
und hatte die Arme ver schränkt. „Wir sollten ihr sagen, daß
unserer Meinung nach jemand ihre Mutter in Frankensteins
Monster verwandelt hat?"
    „Genau." Mike massierte sich mit den Handballen die Schläfen.
Die Nacht war lang gewesen, und er freute
sich nicht auf den Morgen. „Den ken Sie noch manchmal an den Vorfall vom
letzten Herbst?"
    Henry hob die Brauen. Kein Zweifel, worauf
der Detective sich bezog - auch wenn er selbst, Henry, die Vernichtung eines uralten
ägyptischen Zauberers nicht gerade als
„Vorfall" bezeichnet hätte. „Sollten Sie Anwar Tawfik meinen - ja,
an den erinnere ich mich gut."
    „Ich
mußte gerade an etwas denken, was Vicki sagte, nachdem alles vorbei war; über einen dunklen Gott irgendwo da
draußen, der uns kennt und der sich auf uns stürzen wird wie ein Politiker auf
Freibier, wenn wir in
Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung verfallen." Celluci seufzte, ein langes, zittriges Ausatmen, und fühlte sich danach
vor Müdigkeit fast außerstande, auch
wieder einzuatmen. „Wenn dieser Gott sie nicht schon längst auf seiner Agenda hat, kann es jetzt nicht
mehr lange dauern. Dann heftet er
sich an Vickis Fersen. Sie steht hart am Rande des Ab grunds."
    „Vicki?"
    „Sie haben nicht
gesehen, wie sie vorhin aussah."
    Henry fand es schwierig, sich vorzustellen, daß Vicki
überhaupt irgend einer Sache verfiel, von Hoffnungslosigkeit
und Verzweiflung ganz zu schweigen. Er mußte sich allerdings eingestehen, daß
unter den gegebe nen Umständen selbst die stärkste Persönlichkeit nicht gegen eine
Nie derlage gefeit war. „Sie glauben, wenn
wir ihr sagen, welchen Verdacht wir
hegen..."
    „... wird sie fuchsteufelswild, und nichts fegt
Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung so rasch beiseite wie
rechtschaffene Wut."
    Die Arme verschränkt, Schulterblätter gegen die Wand
gedrückt, dachte Henry über Cellucis Worte nach. Tawfiks dunkler
Gott existierte weiter,

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