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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 04 - Blutpakt
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nicht lebendig." Die Worte ließen keinen
Trost zu, also sprach Henry sie, wie sie waren,
unverfälscht, ohne große Gefühle.

Vor Vicki stieg wieder das
Gesicht ihrer Mutter aus der Dunkelheit auf, die weit aufgerissenen Augen, der stumm sich bewegende
Mund. Cellu cis Griff um
ihre Hand wurde zu einem warmen Anker, und Vicki nutzte diesen Anker, um sich aus der
Erinnerung wieder ans Licht zu ziehen. „Nein." Sie schluckte, und an ihrem Kinn zuckte ein
Muskel. „Auch nicht
lebendig. Aber sie stand und ging." Der Gedanke, daß nur eine Fen sterscheibe zwischen ihr und ihrer
Mutter gestanden hatte, machte es Vicki einen Augenblick lang unmöglich, weiterzusprechen. Ich möchte heulen und kreischen, bis alles vorbei ist und ich mich
nicht mehr damit befas sen muß. Ich will,
daß wieder Samstag ist - ich wünschte, ich hätte den Hörer abgenommen! Ich wünschte, ich hätte mit ihr
geredet, ihr gesagt, daß ich sie liebe,
mich verabschiedet. Vicki zitterte am ganzen Körper, so sehr mußte sie sich anstrengen, um nicht die
Fassung zu verlieren. Ein ganzer Wust an Gefühlen tobte in ihr, nur durch
schiere Willenskraft im Griff gehal ten. Das einzige Gefühl, dem sie freien Lauf lassen mochte, war Wut.
„Ir gendwer hat ihr das angetan. Irgendwer an
der Uni hat das schlimmste aller denkbaren
Verbrechen begangen, die schlimmste Vergewaltigung."
    Celluci zuckte
zusammen. „An der Uni? Warum an der Uni?"
    „Du hast es selbst gesagt: Wissenschaft. Es
wird kaum wer aus dem gottverdammten Krämerladen gewesen sein!"
Erneut nahm Vicki die Fäuste, um ihre Brille zu richten, beugte
sich dann vor und wischte mit einer Bewegung, die so kraftvoll
war, daß die Papiere durchs ganze Zim mer flogen, ihre Notizen vom Tisch. Noch
schien sie ihre Hände nicht wieder unter
Kontrolle zu haben. Ihre Stimme dagegen hatte sie voll im Griff. „Das ändert
alles. Nun können wir sie finden."
    Widerstrebend gab Mike Vickis Hand frei; den Trost, den
die Freundin hatte annehmen können, hatte sie sich geholt. Schweigend sah er
zu, wie sie ein leeres Blatt Papier zu sich heranzog und hätte sie zu gern geschüt telt,
ohne recht sagen zu können, warum.
    „Na gut. Wir wissen, daß der Körper sich
noch in der Stadt befindet - also wissen wir auch, wo wir nach den
Widerlingen Ausschau halten müssen, die ihr dies angetan
haben." Die Bleistiftspitze bohrte sich durch das
Papier, und Vicki mußte sich zusammenreißen, um sie nicht gleich auch
durch den Tisch zu bohren. „Sie ist in der Stadt. Sie sind in der Stadt."
    „Vicki?" Henry ging durch das Zimmer und kniete sich
neben die Freundin. „Bist du sicher, daß das jetzt das Richtige
für dich ist?" Sie hob den Kopf, um ihn anzusehen, und auf Henrys Armen richteten
sich die Härchen auf, so viel Spannung lag
in der Luft.

„Was sollte ich denn deiner
Meinung nach tun? Schlafen gehen?"
    Er hörte, wie ihr Herz pochte, wie Adrenalin durch ihre
Adern ge pumpt wurde. „Nein ..."
    „Ich muß das machen, Henry. Ich muß die
Sachen zusammenbringen, irgendein Muster herausarbeiten. Ich muß das jetzt machen."
In ihrem Ton schwang mit, was geschehen
würde, wenn sie es nicht tat. Das nagt sonst an mir, bis nichts mehr von mir übrig ist.
    Die Hand, die sich einen ganz kurzen Augenblick lang auf
Henrys Hand
legte, war so heiß, daß er sich fast verbrannt hätte. Henry konnte nichts
weiter tun, also nickte er nur und setzte sich auf den Schaukel stuhl, von dem aus er einen Blick auf Vickis
Gesicht hatte. Sollte sie ruhig eine Weile auf ihre eigene Art mit der Wut und
dem Entsetzen fertig werden.
    Er fand es interessant festzustellen, daß Celluci nicht
einen Deut glück licher wirkte als er, Henry, sich fühlte. Da
wollten wir hoch zu Roß zu ihrer Rettung eilen, und nun wird uns gerade mal
gestattet, ihr ein wenig zu helfen. Nicht
gerade einfach, nicht gerade, wovon der edle Ritter träumt. Aber
Vicki war
auch keine einfache Frau, wenn man sie liebte.
    „Wir suchen jetzt also nicht mehr schwerpunktmäßig nach
dem Körper meiner Mutter, sondern nach den Leuten, die ihr das angetan haben. Wonach
suchen wir genau?" Vicki nahm einen neuen Bleistift zur Hand und
schrieb „Was?" ganz oben auf das vor ihr liegende leere Blatt. „Wir suchen
jemanden, der Tote zum Leben erwecken kann. Wir gehen nicht davon aus, daß der
Messias auferstanden ist, denn so einfach wie Nimm dein
Bett und wandle stelle ich mir die Sache nicht vor. Bleibt
die Wissen schaft." Vicki schrieb „Wissenschaftler/in"
unter die

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