Huff, Tanya
Drogen in deinem Blut riechen. Du mußt schlafen, wenn du den Nebel in dei nem Kopf vertreiben willst."
„Ich ..."
Henry unterbrach sie, indem er gebieterisch eine Braue
hochzog. „Ein paar Stunden Schlaf bedeuten deiner Mutter nichts,
dir aber viel." Er durchquerte das Zimmer und streckte die Hand aus. „Wenn du willst, kann ich es dich eine Weile vergessen
lassen."
„Nein danke." Aber sie nahm seine Hand und zog sich
daran hoch, wobei eine Scherbe unter ihrem Schuh in weitere Einzelteile
zerbrach. Seine Finger waren so kalt, wie
die Mikes warm gewesen waren. Ein An ker
anderer Art. „Im Gegensatz zu dem, was ihr beide ja offenbar glaubt, ist mir durchaus bewußt, daß Selbstausbeutung
nicht dazu beitragen wird, die
Scheißkerle zu finden, die dies getan haben. Ich werde schlafen. Ich werde essen. Dann ..." Der Rest des
Gedankengangs ging in Wut und Er schöpfung
unter, ehe sie ihn zu Ende formulieren konnte. Vicki packte Henrys Arm und starrte ihrem Freund unverwandt ins
Gesicht. „Ich wer de nicht auf dich
warten können. Der Sonnenuntergang ist einfach zu verdammt weit weg."
Mit
seiner freien Hand berührte Henry sanft Vickis Wange und wie derholte: „Zu verdammt weit weg - besser hätte
ich es nicht sagen kön nen. Sei
vorsichtig, wenn ich nicht bei dir bin." Er hob den Blick und sah über Vickis Schulter hinweg Celluci an. „Ihr beide
solltet vorsichtig sein!"
Donald schob den Objektträger
unter die Linse, stellte ihn fest, starrte auf den lila Fleck, seufzte und
wandte sich um. „Cathy, wir stecken hier in
einer Sache, die mir nicht gefällt."
„Die Probleme mit Nummer acht?"
Catherine blickte von ihrer Sektion auf, die Stirn in Falten, die Hände unter
einem der sich immer stärker zersetzenden Organe von Nummer acht vergraben.
„Nummer acht hat längst den Punkt überschritten! Die
macht uns kei ne Probleme mehr. Ich mache mir eher Sorgen um unser dynamisches Duo da."
Verwirrt spähte Catherine über den Rand ihrer OP-Maske
hinweg auf die
beiden Isolierboxen, die an heftig arbeitende Geräte angeschlossen waren. „Ich bin mir ziemlich sicher, daß die
beiden letzte Nacht nur ober flächlich
verletzt wurden. Die Schnittwunden von Nummer neun hast du vernäht, wir haben beide geprüft, ob es eine
mechanische Überbelastung gegeben
haben könnte, und ich habe die Nährstoffzufuhr angeglichen, um die
Belastung auszugleichen, der die bakterielle Rekonstruktion ..."
„Das meine ich nicht!" Donald riß die Verpackung von
einem Schoko riegel und warf sie in Richtung Papierkorb.
„Findest du nicht auch, daß die beiden die Grenzen unseres
Experiments ein ganz klein wenig über schritten haben?"
„Natürlich
nicht!" Catherine legte eine der Nieren auf einem sterilen Tablett ab. „Wir brauchen Gewebeproben von den
anderen, um einen Vergleich
vornehmen zu können."
„Ja, ja, das weiß ich! Ich zücke ja schon die Nadel für
die Entnahme. Aber laß uns doch erst noch ein wenig über die Wanderung reden,
die unsere beiden da gestern unternommen
haben. Das hatte doch mit Re konstruktion
von Organen unter Zuhilfenahme maßgeschneiderter Bak terien' nicht mehr
viel zu tun. Noch nicht einmal mit Wiederbelebung eines Körpers unter Zuhilfenahme maßgeschneiderter Bakterien und Ser vomotoren'."
„Was redest du da? Wenn das letzte Nacht keine
Wiederbelebung war, weiß ich nicht, was du unter dem Wort Animation verstehst. Wenn du noch mehr Animation sehen willst, dann mußt
du in einen Club Mediterrane fahren!"
„Sollte das eben ein Witz
sein?" wollte Donald wissen. „Wenn ja, dann war es kein guter, das laß dir gesagt sein. Es war
nicht vorgesehen, daß sie",
und damit deutete er auf die Box von Marjory Nelson, „nach Hause geht, und er, er sollte überhaupt nirgendwo hingehen."
Catherine zuckte die Achseln; ihre Hände
steckten schon wieder in ir gendwelchen Organen. „Scheinbar sind
vergrabene Erinnerungen ge weckt worden, als wir ihrem neuralen
Netz die eigenen Hirnstromwellen eingespeist haben. Als
sie noch lebte, ging sie jeden Abend von der naturwissenschaftlichen Fakultät
aus nach Hause. Wenn man das bedenkt, dann ist es doch nur
logisch, daß sie gestern dieser Programmierung folg te. Wir hätten es
voraussehen und Vorsichtsmaßnahmen ergreifen sollen." Catherine senkte
die Stimme, und es gelang ihr recht gut, den Ton zu treffen, in dem Dr. Burke ihre Vorlesungen zu halten pflegte. „Je
mehr Impulse eine gegebene
Erinnerungsspur entlangfließen, desto leichter werden später
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