Huff, Tanya
funktio niert, und der war nicht einmal besonders
frisch. Wäre doch nett, wenn wir zur
Abwechslung mal ein paar Versuchswerte hätten, mit denen wir Vergleiche
anstellen können."
Sie blickte in die Isolierbox und runzelte die Stirn. Da
lag der Eindring ling, die eine blasse Hand ruhte zur lockeren
Faust geballt auf seiner Brust, die andere lag flach ausgestreckt an
seiner Seite. Die Augen waren geschlossen, und auf den blassen Wangen des
Mannes lagen lange Wim pern, die um eine kleine Schattierung
dunkler waren als das rotblonde Haar. Tot wirkte der Mann
nicht. Aber auch nicht lebendig - nicht wirklich.
Catherine drehte den Kopf des Eindringlings zur Seite,
schob den Hemdkragen
herunter und legte mit sanftem Druck zwei Finger auf die Stelle am Halsansatz, an der man den Puls messen
kann. Die Haut rea gierte auf die
Berührung mit mehr Spannkraft, als Catherine erwartet hatte, wesentlich
mehr, als bei einer Leiche möglich; aber gleichzeitig schien die Körpertemperatur so weit gesunken, daß Leben eigentlich nicht mehr möglich sein sollte. Catherine warf
einen prüfenden Blick auf die Gefriereinheit, aber diese war wirklich
nicht eingeschaltet.
„Wie außerordentlich merkwürdig", murmelte
Catherine; dann nah men die Dinge eine noch eigenartigere Wendung. Gerade, als sie
sich damit hatte abfinden wollen, daß das
Herz des Mannes, aus welchen Gründen
auch immer, aufgehört hatte zu schlagen, spürte sie unter ihren Fingerspitzen
einen einzelnen Pulsschlag. Ihr Stirnrunzeln vertiefte sich und sie wartete,
die Augen auf das Zifferblatt ihrer Armbanduhr gerich tet, wo eine Sekunde nach der anderen verstrich.
Nach etwas mehr als
acht Sekunden schlug das Herz des Eindringlings
erneut. Und acht Sekunden später noch einmal.
„Ungefähr sieben Schläge pro Minute." Catherine
trommelte mit allen zehn Fingern auf die Seiten der Isolierbox.
„Bei einem schlafenden Menschen erfolgt der Wechsel zwischen Systole und
Diastole ungefähr sieb zigmal in der Minute. Wir haben es hier mit
einem Herzen zu tun, das mit einem Zehntel der normalen Geschwindigkeit schlägt."
Mit nach wie vor zusammengezogenen Augenbrauen hob
Catherine mit Daumen und Zeigefinger vorsichtig ein Augenlid des
Eindringlings. Der Augapfel war nicht zurückgerollt und die
Pupille lag nicht zurückge zogen im Schutz der Brauenknochen,
sondern stand in der Mitte der Augenhöhle, wohl auf die Größe eines
Stecknadelkopfes zusammenge schrumpft. Sie reagierte in keiner
Weise auf Lichteinfall. Auch andere Kör perstellen - und
Catherine ließ keine aus - reagierten nicht auf Stimuli.
Der Mann atmete sehr flach und sein Herz schlug weiterhin
sieben- bis achtmal in der Minute, was Catherine aber nur mitbekam, weil sie
genau darauf achtete. Und das waren die einzigen
Lebenszeichen, die sie an ihm feststellen konnte.
Catherine
hatte von indischen Fakiren gehört, die in der Lage waren, sich in eine so tiefe Trance zu versetzen, daß es
schien, als lägen sie im Koma oder
wären tot. Sie nahm an, daß sie es hier mit einer nordamerikanischen Version
einer solchen Trance zu tun hatte; daß ihr Eindring ling, als er erkannte, daß er in einer ausweglosen
Falle saß, seinen Stoff wechsel
heruntergeschraubt hatte, um seine Reserven zu schonen. Catherine konnte sich zwar nicht vorstellen, was
er damit zu bezwecken gehofft haben
mochte, denn so, wie er jetzt dalag, sah er nicht aus, als würde er sich gegen irgend etwas zur Wehr setzen
können. Sie mußte aber zugeben, daß die ganze Sache, bis auf den kleinen
Einwand mit der Wehr losigkeit, ein
ziemlich netter Trick war.
Nummer neun half, dem Eindringling den
ledernen Trenchcoat auszuziehen, und Catherine krempelte dem Mann einen Hemdsärmel
auf, um ihm zwei Röhrchen Blut für eine Blutuntersuchung abzuzapfen. Eigent lich hatte sie drei
nehmen wollen, aber da der Blutdruck des Eindring lings so niedrig war, dauerte bereits die Entnahme von zwei Röhrchen so lange, daß sie nicht noch mehr Zeit darauf
verwenden wollte. Nachdem die junge Frau die Box wieder gut verschlossen
hatte, eilte sie an einen der Tische auf der anderen Seite des Labors.
Vielleicht konnte ihr die Blutuntersuchung Aufschluß über diese Trance geben,
und wenn nicht,
konnte sie die so gewonnenen
Informationen immer noch später verwen den, falls der Eindringling ums Leben kommen sollte.
„Detective Fergusson, ich weiß genau, daß
meine Mutter eines natürlichen Todes gestorben ist, bevor das Verbrechen an
ihr verübt wurde, und mir ist
Weitere Kostenlose Bücher