Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 04 - Blutpakt
Vom Netzwerk:
Parameter."

Elf
    Vicki hob ihr Gesicht in den Wind, der vom Ontariosee her
wehte, und dachte zurück an die Zeit, als ihr der flache, weit ins
Wasser ragende Fels, auf dem sie gerade stand, Zuflucht und Inspiration
zugleich gewesen war. Hierher hatte sie sich in ihren Teenagerjahren geflüchtet, wenn
das Leben zu kompliziert geworden war und sie nicht mehr hatte sehen können,
wohin ihr Weg führte. Sobald der Park erreicht und der Felsen erklommen war, hatte
die Welt wieder einfachere Formen angenommen: nur
Wasser und Wind. Jedes Mal, sommers wie winters, bei gutem oder bei
schlechtem Wetter, hatte sie damals die Stadt in ihrem Rücken ver gessen und ihr Leben wieder in eine richtige
Perspektive lenken können.
    Noch immer schlugen die Wellen des Sees
rhythmisch gegen den Fels unter Vickis Füßen, noch immer griff sich der Wind die
Gischt auf den Wellen und schleuderte sie
der jungen Frau ins Gesicht, aber selbst vereint schafften es die beiden
Elemente nicht mehr, ihrer Welt wieder ein fachere Formen zu geben. Vicki umfaßte ihre Umhängetasche fester, blen dete den Lärm der Brandung aus und lauschte auf
das Knistern von Papier, meinte,
ihre Mutter den Brief vorlesen zu hören, den sie in der Tasche trug.
    Ich möchte nicht einfach aus deinem Leben verschwinden,
wie es dein Vater getan hat. Ich möchte, daß wir uns
voneinander verabschieden können.
    Vicki
versuchte, sich die Nässe aus dem Gesicht zu wischen, ehe sie sich umdrehte, um die Uferböschung
hinaufzuklettern, wo Celluci mehr oder weniger geduldig neben seinem Auto auf
sie wartete.
    Nur
ein Paar nasse Turnschuhe hatte der Umweg gebracht - und die klare Erkenntnis, daß sie sich nur auf die harte
Tour aus der Lage würde befreien können, in der sie sich befand.
    Wir
konzentrieren uns auf die Suche nach meiner Mutter.
    Wenn
wir meine Mutter finden, dann finden wir auch Henry.
    Und
dann werden wir ...
    ...
werden wir...
    Vicki schob ihre Brille so heftig zurecht, daß es
schmerzte, und achtete nicht auf die Wassertropfen, mit denen beide
Gläser übersät waren. Sie wei gerte sich, zur Kenntnis zu nehmen,
daß ein Teil dieser Tropfen kein Süßwas ser, sondern salzhaltig
war und schon eine ganze Weile dort hing, und zwar an
der Innenseite der Gläser. Konzentrieren wir uns auf die Suche nach den bei' den. Was geschieht, wenn wir sie gefunden haben,
entscheiden wir dann.

„Guten Morgen, Mrs. Shaw. Ist
Dr. Burke da?"
    „Nein, meine
Liebe, das tut mir leid! Sie haben sie ganz knapp verpaßt."
    Vicki, die so lange gewartet und das Büro
beobachtet hatte, bis sie Dr. Burke gehen sah, täuschte ein Stirnrunzeln vor.
    „Kann ich
vielleicht irgend etwas für Sie tun?" fragte Mrs. Shaw.
    Nun setzte Vicki eine hoffnungsvolle Miene
auf. „Ich muß mit Donald Li über meine Mutter reden und schaffe es
nicht, ihn hier auf dem Campus ausfindig zu machen. Ich wollte Dr. Burke
bitten, mir seine Privat adresse zu geben."
    Mrs. Shaw lächelte strahlend zu der jüngeren Frau hoch
und zog eine überquellende Rotationskartei zu sich heran.
„Damit brauchen Sie Dr. Burke gar nicht zu belästigen, ich habe
Donalds Adresse auch hier."
    „Äh, Mrs. Shaw?" Die junge Frau, die vorübergehend
dem Vorzimmer zugeteilt worden war, ließ einen verunsicherten Blick zwischen
ihrer Kol legin und Vicki hin- und hergehen. „Ist es korrekt, wenn
Sie die Adresse weitergeben? Das sind doch vertrauliche Informationen und
..."
    „Da
lassen Sie sich mal keine grauen Haare wachsen, Ms. Grenier", erwiderte Mrs. Shaw bestimmt und setzte mit
geübten Fingern die Kartei in
Bewegung. „Die Dame hier ist die Tochter von Marjory Nelson."
    „Ja, aber
..."
    Vicki beugte sich vor und sah der Aushilfskraft direkt
in die Augen. „Ich bin sicher, daß Donald nichts dagegen einzuwenden hat",
sagte sie leise.
    Ms. Grenier öffnete den Mund, schloß ihn wieder und traf
eine Ent scheidung.
Für das Geld, das die Universität ihr zahlte, konnte niemand von ihr verlangen, sich einer Person in den Weg zu
stellen, die ihr gerade ganz deutlich zu verstehen gegeben hatte, daß jegliche
Opposition gegen sie das Zimmer falls nötig auf einer Trage verlassen würde.
    Mrs. Shaw drehte eine Kurzmitteilung um und
schrieb Donalds Adresse auf deren Rückseite. „Hier, meine Liebe. Hat die
Polizei irgend etwas über den Verbleib des Leichnams Ihrer Mutter herausfinden
können?"
    „Nein." Vickis Finger knüllten das kleine Rechteck
aus rosa Papier zu sammen. „Bis jetzt noch nicht."
    „Wenn ja, sagen
Sie mir

Weitere Kostenlose Bücher