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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 03 - Blutlinien
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geschehen.
    Der Priester hob eine Hand, die Augen halb geschlossen über rosigen Wangen. „Gehet hin in Frieden", sagte er sanft, und es
klang, als meine er das wirklich so.
    Die Messe war
vorbei, und die Gemeinde, die fast ausschließlich aus älteren Immigranten
bestanden hatte, verließ die Kirche. Henry blieb
zurück und wartete, bis der Priester jeden einzelnen mit Hand schlag verabschiedet hatte. Als auch die letzte
schwarzgekleidete Gestalt auf dem
Kirchenpfad verschwunden war, trat Henry vor und fing den Blick des Priesters
auf.
    „Ich muß mit
Ihnen sprechen, Vater."
    Nicht nur seine Berufung machte es dem Priester unmöglich, diese Bitte abzuschlagen.
      Es war bereits zehn nach sieben, als Henry vor seiner Wohnung ankam, gerade mal achtzehn Minuten fehlten noch bis zum Sonnenaufgang.
Vicki hatte an der Tür auf ihn gewartet, packte ihn und zog ihn praktisch in den Flur.
    „Wo zum Teufel warst du!" fauchte sie, und ihre Besorgnis wandel te sich in Wut, nun, da sie Henry sicher zu Hause wußte.
    „Ich hatte
eine Begegnung mit unserer Mumie."
    Henrys Stimme klang seltsam flach, und das drang bis zu Vicki durch. Man kann damit nur umgehen, wenn man leugnet, welche Wirkung es auf einen hat. Vicki hatte im Laufe der Jahre oft genug die
Folgen schlimmer Traumata beobachten können, sie hätte die sen
Verteidigungsmechanismus auch im Schlaf erkannt. Mit einiger Mühe schob sie ihre Gefühle beiseite, um sich auf
Henry einstellen zu können. „Du hast
sie gefunden. Tony hat mich gegen Mitternacht angerufen, er hatte Angst, die Kreatur habe dein Leben einfach so in sich aufgesogen wie das des Babys. Michael hat
mich hergefahren. Ich werde ihn nach
Sonnenaufgang anrufen müssen, um zu erzählen, was passiert ist."
Vorausgesetzt, du erzählst, was passiert ist.
    Aus dem Wohnzimmer drang ein langsamer, ruhiger Herzschlag an Henrys
Ohr.
      „Tony ist so gegen vier auf dem
Sofa eingeschlafen", fuhr Vicki fort. „Ich schicke ihn fort, sobald ich
dich sicher untergebracht weiß."
    Der feste Griff, mit dem sie ihn durch die Wohnung schleppte, hät te einem Sterblichen wehgetan, und selbst Henry fand ihn ein wenig unangenehm.
Er machte jedoch keine Anstalten, ihn abzuschütteln: Der Griff schien ihm wie ein willkommener Anker.
    Erst als sie
sicher im Schlafzimmer angekommen waren, die Tür fest hinter sich geschlossen, den Verdunkelungsvorhang zugezogen, gab Vicki Henry frei. Sie ließ ihn mitten im
Zimmer stehen, setzte sich auf die Bettkante und schob ihre Brille auf der Nase
zurecht.
    „Wenn du da
draußen gestorben wärst", sagte sie langsam - denn wenn sie nicht hätte sprechen können, wäre sie explodiert -, „hättest du
in meinem Leben eine Lücke hinterlassen, die ich nie mehr hätte schließen
können. Mir war der Gedanke immer verhaßt, Bedingun gen zu stellen an eine ..." Sie fuhr sich mit der Zunge über die
Lippen. „... in der Liebe, aber wenn
du noch einmal losgehst, um dich einem Feind
zu stellen, dessen Stärke wir nicht einschätzen können, der, soweit wir das wissen, mit einem einzigen Blick
töten kann, der dich gerade eine Nacht zuvor in heller Panik in die Flucht
geschlagen hat, und wenn du dann einfach zurückkommst und noch nicht einmal ein bißchen zerzaust aussiehst ..."
Ihr Kopf flog hoch, und ihr Blick traf Henrys.
„... dann drehe ich dir den verdammten Vampirhals um - habe ich mich
klar ausgedrückt?"
    „Ich denke schon. Du bist durch die Hölle gegangen und hoffst, mir ging es nicht besser?" Er setzte sich neben Vicki. „Falls es
dich beruhigt: Auch ich bin durch die Hölle
gegangen."
    „Verfluchte
Scheiße, Henry, genau das habe ich nicht gemeint!" Vicki wischte sich wütend eine Träne weg. „Ich hatte eine Mords angst, weil ich dachte, du hättest dir mehr
vorgenommen, als du schaffen kannst!"
    „Dem war auch so." Henry hob eine Hand, um Vicki am Sprechen zu hindern. „Aber ich habe es nicht getan, weil ich mir nach den Vorfällen der letzten Nacht etwas beweisen mußte. Über so dummen Machismo bin ich schon seit dreihundert Jahren hinaus. Ich bin hingegangen,
weil Tony das brauchte."
    Vicki holte einmal tief Luft, und ihre Schultern hoben sich, als sei eine enorme Last von ihnen gefallen. Auch sie war weiß Gott
    in ihrem
Leben schon ein paar schlimme Risiken eingegangen, und Gott sei Dank hatte Henry ihr eine Begründung für sein Verhalten genannt,
mit der sie etwas anfangen konnte. „Du bist vielleicht ein Depp!"
    Henry beugte
sich vor und sog den Geschmack ihres

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