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Huff, Tanya

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Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 03 - Blutlinien
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durchmachen. Der Sie ganz als das akzeptieren
kann, was Sie sind. Auch ich habe die, die ich liebte, alt werden und sterben sehen."
    Gegen seinen Willen hörte Henry dem anderen zu und sah vor seinem
geistigen Auge, wie die Jahre ihm Vicki nehmen würden, ebenso, wie sie ihm auch die anderen genommen hatten.
    „Ich bitte Sie, mir zu helfen, Nachtwandler. Kein Mann sollte allein durch
die Jahrhunderte gehen, und wir beide müßten nie wie der allein sein. Sie müssen nicht blind vor sich hinleben - ich habe die
Jahre gelebt, die auch Sie leben werden, und ich vermag Sie zu führen." Tawfik konnte einen leisen Aufschrei
nicht unterdrücken, als der
Nachtwandler jetzt plötzlich und ohne einen Laut von sich gegeben zu haben wieder neben ihm stand.
    „Sie haben mir noch nicht gesagt, was Sie jetzt vorhaben." Henry kam es weniger auf eine Antwort an als darauf, den anderen zum Schweigen zu
bringen, das Bild der Einsamkeit, das dessen Worte hervorriefen, zu bannen. Er konnte nicht einfach fortgehen - also mußte er das Thema wechseln.
    „Ich plane, einen Tempel zu errichten, wie ich es immer getan habe, wenn ich ein neues Leben begann, und ich werde Gefolgsleute um mich
sammeln, die meinem Gott dienen sollen. Das ist zur Zeit mein einziges Begehren, Nachtwandler, denn die
Gefolgsleute sollten so schnell wie
möglich eingeschworen werden - ein Gott verdient Menschen, die ihn anbeten, er
verdient Rituale, alle diese kleinen Dinge,
durch die das Gottsein sich erst lohnt."
    „Warum wollen Sie dann die Polizei und das ganze Rechtssystem unter Ihre Kontrolle bringen?"
    „Neue Religionen werden oft verfolgt. Ich habe einen Weg gefun den, das zu verhindern, und den werde ich auch gehen. Wenn ich mich nicht mehr verstecken muß, werde ich den Namen Akhekh vom höchsten Berggipfel herab verkünden, und wenn der Tempel erst groß
genug ist, mich mit der Macht zu versorgen, die ich brau che, dann sind auch Ihre Unschuldigen
sicher." Tawfik erhob sich und
streckte Henry die Hand hin. „Sie leben wie ein Sterblicher, Sie suchen die Lösung im Naheliegenden, suchen nach
schnellen Ant worten. Warum nicht
für die Unendlichkeit planen und Vorsorgen?" Er verfügte jetzt über
einen ausreichend ausgefeilten Schlüssel zum Ka
des Nachtwandlers; wenn Richmond nun nur freiwillig einschlü ge, seine
Hand ergriffe. Mit diesem Akt des Vertrauens würde er in
    die Seele des jungen Mannes tiefe Widerhaken senken, die dieser nie würde abschütteln können.
    Mit diesen Haken würde er ihn im Laufe der Zeit an sich heranzie hen - irgendwann einmal würde er sich dann nähren können.
    Alle Gerüche und Geräusche hatten Henry übermittelt, daß Taw fik seit
Beginn seiner Rede nicht eine einzige Lüge ausgesprochen hatte.
    Henry fühlte sich jung, verwirrt, verängstigt. In seinen siebzehn Jahren als Sterblicher hatte er um die Liebe und Anerkennung seines Vaters gerungen. In Tawfiks Gegenwart - Tawfik, der Ältere, der Weisere, der, der zweifellos alles unter Kontrolle hatte - fühlte er sich, wie er
sich mit seinem Vater gefühlt hatte. Vierhundertfünfzig Jahre einsame Jagd hätten doch eigentlich ausreichen müssen, den Bastard sterben zu lassen, der nichts anderes
wollte als dazuzugehö ren. Aber dem
war nicht so. Henry wußte nicht, was er denken sollte. Er starrte auf die dargebotene Hand und fragte
sich, wie es wohl sein mochte, über
die Zeitspanne eines sterblichen Lebens hinaus zu planen, Teil eines größeren
Ganzen zu sein. Aber wenn Tawfik nicht gelogen
hatte ...
    „Ihr Gott ist ein dunkler Gott. Ich will mit ihm nichts zu tun haben."
    „Sie brauchen mit Akhekh nichts zu tun zu haben! Er verlangt nichts von Ihnen. Ich bitte Sie um Ihre Gesellschaft, Ihre Freund schaft."
    „Sie sind
gefährlicher als Ihr Gott!" Mit dem letzten Wort sprang Henry vor. Rote Lichter glühten auf, und
augenblicklich wurde er zwei Meter weit auf den Boden geschleudert.
    Tawfik ließ die ausgestreckte Hand fallen. „Sie dummes Kind", sagte
er sanft. „Ich werde Sie jetzt nicht vernichten, obwohl ich es könnte, und
ich werde meinen Vorschlag auch nicht zurücknehmen. Wenn Sie der Ewigkeit in Einsamkeit müde sind, dann kommen Sie einfach zu der Ecke, an der wir uns heute
getroffen haben, und ich werde Sie
finden." Er spürte den Blick des Nachtwandlers in seinem Rücken,
als er sich zum Gehen wandte, nicht allzu unzufrieden mit der Arbeit der Nacht.
Eine Unzahl von Gefühlen wirbelten jetzt auf der
Oberfläche des Ka des jungen Mannes, Gefühle, die

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