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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 03 - Blutlinien
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Schuld für ihr Versagen am Morgen konnte sie niemand anderem als sich selbst in die Schuhe schieben.
    „Mein Gott, Celluci!" Sie steckte die halbleere Tüte Käsecracker in
die Handtasche und sah auf ihre Armbanduhr. Mike wollte sich gegen elf ins Hauptquartier begeben und hatte sie gebeten, ihn vorher
anzurufen. Vicki war der Meinung, sie sei ihm diesen Anruf schuldig - nicht, daß sie sich angesichts ihres
Mangels an konkre ter Information
sehr auf die Unterhaltung gefreut hätte. Zu ihrer eigenen Verwunderung war es erst acht Uhr
dreiundfünfzig. Warum hatte sie nur gedacht, es sei schon viel später?
Die Zeit vergeht wie im Fluge, wenn man
einen Anfall hat!
    Sie hatte Henry in der Sicherheit seines Bettes zurückgelassen, Tony geweckt, ihm versichert, alles sei in Ordnung und ihn in die U- Bahn
gesteckt, die ihn zu seiner momentanen Arbeitsstelle bringen würde, nachdem sie ihm fünf Dollar in die Hand
gedrückt hatte, damit er sich dort
ein Frühstück kaufen konnte. Dann hatte sie die U-Bahn in die entgegengesetzte
Richtung genommen, war kurz in den Laden von Mrs. Kopolous gestürzt, um
sich etwas zu knabbern und einen Vortrag über richtige Ernährung abzuholen und
war dann um die Ecke der Huron Street
heimgeeilt. Sie hatten Henrys Wohnung um zehn vor acht verlassen - nun war es
zehn vor neun. Eine Stunde, das kam ungefähr hin ...
      „Winterzeit - mein Körper
findet, es sei zehn vor zehn." Sie seufzte. „Mein
Körper ist ein Idiot. Meine Gefühlswelt ist völlig unvorherseh bar. Nur gut, daß ich so verdammt schlau bin!"
    Auf der Seite der Huron Street, auf der man legal parken durfte, standen
die Autos dicht an dicht, und so schenkte Vicki dem brau nen Kombi,
der illegal vor ihrem eigenen Haus anhielt, wenig Beachtung. Sie ging auf den
Hauseingang zu, hörte, wie sich hinter ihr eine Wagentür öffnete und erstarrte,
als eine wohlbekannte Stimme sie ansprach:
„Guten Morgen, Nelson."
    „Guten Morgen, Sergeant Gowan." Mit einem nicht eben über zeugenden Lächeln drehte sie sich nach dem Mann um. Sergeant Gowan hatte alles an Vicki abgelehnt, als sie noch bei der Truppe gewesen war,
und seine Abneigung war mit jeder von Vickis Be förderungen, mit jeder öffentlichen Belobigung, mit jedem Lob ge wachsen, bis aus Abneigung blanker Haß geworden
war. Fairerweise mußte sie sich eingestehen, daß auch sie den Kollegen
gehaßt hatte. „Oh, Wachtmeister Mallard haben
Sie auch mitgebracht." Vicki hatte Wachtmeister Mallard einmal vor
den Polizei-Untersuchungs ausschuß gebracht,
wegen unwürdiger Behandlung eines anderen Menschen. Was Vicki betraf, so trug man zusammen mit der Uniform auch Verantwortung, nicht den Mangel an derselben.
    Vickis
Handflächen wurden feucht. Beide trugen keine Uniform. Was auch immer sie vorhatten, gut konnte es nicht sein.
    „Na, welches unerwartete Vergnügen schickt Sie beide denn schon so früh am
Morgen auf die Straße?"
    Gowan grinste
breit - so glücklich hatte Vicki den Mann noch nie erlebt. „Ja, es ist wirklich ein Vergnügen ... wir haben einen Haftbefehl
gegen Sie, Nelson!"
    „Was haben Sie?"
    „Ich wußte
doch: Wenn ich nur lange genug warte, dann werden Sie schon noch zu weit gehen
und den falschen Leuten auf die Füße treten!"
    Vicki zuckte
zurück, als Mallard auf sie zutrat.
    „Das scheint mir doch so, als würde sich hier jemand der Ver haftung widersetzen!" murmelte der und holte mit seinem Gum miknüppel, den er hinter dem Bein versteckt gehalten hatte, zum Schlag aus.
    Der Schlag
kam zu schnell, sie konnte ihm nicht ausweichen. Er traf sie voll auf den Solarplexus, und sie krümmte sich zusammen und schnappte
verzweifelt nach Luft. Er konnte immer schon verdammt gut mit dem Ding umgehen. Beide Männer griffen sich je einen ihrer Arme, und ehe Vicki sich's versah, fand sie sich
auf dem Rücksitz des Wagens wieder.
Mallard stieg neben ihr ein, und Gowan eilte zur Fahrertür.
    Seit Gowans ersten Worten hatte die gesamte Operation weniger als eine
Minute in Anspruch genommen.
    Den Kopf hart in den staubigen Autositz gepreßt rang Vicki mühsam nach
Atem. Als der Wagen anfuhr, drehte Mallard ihr die Arme um und befestigte Handschellen an ihren Handgelenken, so eng, daß das
Metall bis auf den Knochen schnitt. Der Schmerz riß ihr den Kopf nach oben, und mit einem Faustschlag drückte ihn Mallard wieder in die Polster.
    „Mach schon, wehr dich ruhig!" Er kicherte, und sie spürte, wie er sich
mit dem Unterarm auf ihren Rücken stützte und sie mit seinem

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