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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 03 - Blutlinien
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Leben bereits so lange gewährt hatte. Selbst die Götter scheuten
sich, mein Ka in die Obhut Akhekhs zu entlassen, solange noch so viele Gefolgsleute meines Gottes seine
Riten vollzogen. Man wollte mich also
nicht erschlagen, sondern lebendig begraben. All dies erzählte man mir, während die Priester des Thoth mein Begräb nis vorbereiteten.
    Dreitausend Jahre später wurde mein Gefängnis hierher in diese Stadt
gebracht, und ich wurde befreit."
    „Dann haben Sie den Mann vernichtet, der Ihnen die Freiheit gab."
    „Indem ich ihn vernichtete, erlangte ich meine Freiheit! Ich brauchte sein Wissen."
    „Was war mit dem anderen? Dem Hausmeister?"
      „Ich brauchte sein Leben. Ich
war dreitausend Jahre lang begraben gewesen,
Nachtwandler. Ich mußte mich nähren. Hätten Sie denn anders
gehandelt?"
    Henry erinnerte sich an die drei Tage, die er unter der Erde verb racht hatte, während der Hunger an ihm nagte, bis er schließlich nichts als Hunger gewesen war. „Nein", gestand er, ebenso sich
selbst wie Tawfik. „Auch ich hätte mich genährt. Aber", und damit
schüt telte er seine Erinnerung ab, „ich
hätte die anderen nicht ermordet, nicht die Kinder."
    Tawfik zuckte
die Achseln. „Ich brauchte ihre Kraft."
    „Also nahmen Sie ihnen das Leben."
    „Ja." Tawfik veränderte seine Haltung auf der Bank, legte die Fingerspitzen zusammen und lehnte sich mit den Ellbogen auf die Oberschenkel.
„Ich habe Ihnen all das erzählt, Nachtwandler, damit Sie begreifen, daß Sie mich nicht aufhalten können. Sie sind kein
Zauberer. Thoth und Osiris sind lange tot und können Ihnen nicht helfen. Ihr
Gott mischt sich nicht ein."
    Erst einmal die Peitsche. „Wenn Sie sich mir entgegenstellen, bin ich
gezwungen, Sie zu vernichten."
    Jetzt das Zuckerbrot. „So wie ich das sehe, stehen Ihnen zwei Möglichkeiten zur Auswahl - leben und leben lassen, wie ich es mit Ihnen zu tun bereit bin, oder sich mir anschließen."
    „Mich Ihnen anschließen." Henry konnte nicht verhindern, daß er diese
Worte mechanisch wiederholte.
    „Ja. Wir beide haben viel gemeinsam."
    „Wir haben nichts gemeinsam."
    Tawfik zog die Augenbrauen hoch. „Natürlich nicht!" Der Sarkasm us war scharf wie eine Rasierklinge. „In dieser Stadt leben unglaub lich viele Unsterbliche."    ,
    „Sie morden
Unschuldige."
    „Haben Sie
nie gemordet, um zu überleben?"
    „Doch, aber..."
    „Gemordet, um
Macht zu erringen?"
    „Keine Unschuldigen!"
    „Wer hat Ihre Opfer für schuldig befunden?"
    „Sie selbst, durch ihre eigenen Handlungen!"
      „Wer hat Sie zum Richter
bestimmt, und zum Geschworenen und Scharfrichter dazu? Habe ich nicht
dasselbe Recht wie Sie, mich in all diese
Positionen zu berufen?"
    „Ich habe nie Unschuldige vernichtet!" Daran klammerte Henry sich
fest, während die Sonne hinter seinen Augenlidern heller wurde.
    „Es gibt
keine Unschuldigen. Oder glauben Sie nicht an die Erb sündenlehre Ihrer Kirche?"
    „Sie
argumentieren wie ein Jesuit!"
    „Danke! Ich
bin unsterblich wie Sie, Richmond. Ich werde nie al tern, ich werde nie sterben, ich werde Sie nie verlassen. Nicht einmal ein anderer Nachtwandler könnte Ihnen das
versprechen."
    Vampire waren
einsame Jäger. Menschen lebten im Rudel. Um in der Welt der Menschen überleben
zu können, darf der Vampir nicht alles aufgeben, was menschlich ist - wer das
tat, kam in den Schreck en, die er
hervorrief, sehr rasch um - und durch diesen Zwiespalt in seiner Natur steht
ein Vampir ständig im Widerspruch zu sich selbst. Einen Gefährten zu finden, einen, mit dem man sich
nicht gleich instinktiv blutige
Gefechte über die Gebietsaufteilung liefern muß, der nicht stirbt, wenn er gerade ein untrennbarer Bestandteil des eigenen Lebens geworden ist...
    „Nein!" Henry sprang auf und rannte fort, in die Finsternis, ver suchte, schneller zu sein als die Sonne. Er hatte den Park schon halb durchquert, als es ihm endlich gelang, seine Füße zum Halten zu
bewegen und dann, die Finger tief in die lebendige Rinde eines Baumes vergraben, der alt und knorrig dastand und doch nur halb so alt war wie
Henry selbst, begann er zu kämpfen.
    „Ich lebe seit tausenden von Jahren in dem Bewußtsein, unsterb lich zu sein", fuhr Tawfik fort, der genau wußte, daß der Nacht wandler ihn hören konnte. Er beobachtete die Reaktion im Ka des anderen und
wählte seine Worte mit Bedacht. Vielleicht bin ich der einzige, den Sie je
kennenlernen werden, der Sie wirklich verstehen kann, der wissen kann, was Sie

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