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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 03 - Blutlinien
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Bewohner der Stadt, sich
anderswo zu amüsieren.
    Henry eilte durch die Church Street, die Schöße seines Leder trenchcoats flatterten hinter ihm her, und ignorierte die kleineren Menschenansammlungen. Er wollte mehr als nur eine Gelegenheit zu trinken,
seine Wut mußte ebenso gestillt werden wie sein Durst. An der Ecke Church und College Street hielt er inne.
    „He, Schwuli!"
    Henry
lächelte, wandte leicht den Kopf und nahm die Witterung auf. Drei. Jung. Gesund. Perfekt.
    „Was ist, Schwuli, bist du taub?"
    „Vielleicht
hat ihm ja wer den Pimmel ins Ohr gesteckt!"
    Henry drehte
sich langsam auf dem Absatz um, die Hände in den Manteltaschen. Sie standen
gegen die hohe gelbe Mauer der Maple Leaf Gardens gelehnt, Vorstadtjungen mit
hohen Schaftstiefeln und Jeans, die an
strategischen Stellen Risse hatten. In die Innenstadt waren sie gekommen, um ein wenig Spaß und
Nervenkitzel zu erleben. So wie es stand, drei zu eins, würden sie wohl
ohnehin die Verfolgung aufnehmen, aber er ging lieber auf Nummer sicher, und
das Lächeln, das er den dreien
schenkte, war absichtlich provozierend und
konnte von ihnen unmöglich unbeachtet bleiben.
    .Verdammter Schwuler!"
    Sie folgten ihm ostwärts, riefen ihm Beleidigungen zu, wurden im mer mutiger
und kamen immer näher, als er nicht antwortete. Als er auf der Höhe der Javis Street die College Street überquerte, waren sie ihm bereits dicht auf den Fersen und fragten sich
noch nicht einmal, warum er sie ausgerechnet hierhin führen mochte, als sie ihm
in den Aliens Garden Park nachliefen.
    „Der Schwuli geht, als hätte er ihn noch drin!"
    Überall in dem kleinen Park verstreut leuchteten Lampen, aber es gab auch
tiefe Schattenbereiche, die für seine Zwecke völlig aus reichend waren. Sein Hunger wuchs. Henry führte die Jungen weg von der Straße, wo man sie hätte womöglich
entdecken können, und seine Füße
erzeugten leise, raschelnde Geräusche im frisch gefallenen Laub. Endlich hielt er an und wandte sich den
dreien zu.
    Sie standen
kaum eine Armlänge von ihm entfernt. Nie würde die Nacht ihnen wieder sicher erscheinen.
    Sie traten vor, umzingelten ihn.
    Er ließ es zu.
    „Also: Warum bist du nicht längst abgekratzt wie alle anderen verfluchten Schwuchteln?" Der Anführer - alle Rudel haben eine Art Anführer - streckte die Hand aus, um an einer zarten Schulter zu rütteln, die erste Bewegung des heutigen Nachtprogramms. Er wirkte zunächst überrascht, weil er die Schulter verfehlte, dann, weil Henry lächelte. Dann wirkte er ängstlich.
    Einen
Augenblick später wirkte er völlig entsetzt.
    Die Doppeltür zur ägyptplogischen Abteilung war in einem leuch tenden Orange gestrichen, und Reid Ellis fragte sich, als er jetzt seinen Hauptschlüssel dort ins Schloß steckte, nicht zum ersten Mal, warum wohl. Alle Türen in diesem Teil des Flurs waren entweder gelb oder orange,
und er mußte zugeben, daß dies freundlich wirkte - ei nen besonders würdevollen Eindruck machte es aber nicht gerade. Nicht, daß die Leute aus der ägyptologischen
Abteilung viel Wert auf würdevolles
Auftreten gelegt hätten! Erst vor drei Monaten, als der Baseballverein Torontos, die Blue Jays, sechs Baseballspiele hintereinander verloren hatten, war er einmal im
Werkraum der Ägyptologen auf einen
mumifizierten Kopf gestoßen, über dessen verwitterter Stirn eine Baseballmütze
des Vereins thronte.
    Nun, nach dem Ende der Baseballsaison, fragte er sich, ob wohl jemand in
der Abteilung einen Eishockeyhelm besaß: Bereits jetzt, zu Beginn der Hockeysaison, stand fest, daß die Worte Ruhe in Frie den einen würdigen Nachruf für die örtliche Eishockeymannschaft abgeben
würden.
      „Na, was habt ihr denn heute für mich?"
fragte er und blockierte eine der beiden Türen
mit einem Keil, um seinen Wagen hindurchbug sieren zu können - eigentlich waren die Ägyptologen noch gar nicht mit sauberen Fußböden dran, aber er wischte die
am meisten frequen tierten Bereiche um den Arbeitstisch und das
Waschbecken herum gern regelmäßig. Dann
wandte er sich um und warf einen Blick auf die neueste Errungenschaft, die das Zimmer zierte. „Heilige Scheiße!"
    Mit schlagartig schweißnassen Handflächen und trockenem Mund stand Reid da und staunte. Der Kopf war witzig gewesen, wie ein
Spe zialeffekt in einem Kinofilm, geeignet, einem einen kurzen Schauer
über den Rücken zu jagen, der ebenso rasch wieder vergessen war. Ein Sarg mit einem Körper darin war jedoch etwas
anderes. Hier lag ein Mensch,

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