Huff, Tanya
anderer Sarkophag gefunden
wurde, der diesem besonderen Stil entspricht, und der war eindeutig sechzehnte Dynastie."
„Aber der Sarg in diesem hier
stammte aus der achtzehnten?" Schwache Spuren
zeigten ihm, wo der Sarg sich befunden hatte.
„Daran
besteht kein Zweifel."
„Ist das ungewöhnlich? Ein Gemisch aus Epochen?"
Dr. Shane lehnte sich an den Sarkophag und verschränkte die Arme. „Nun, uns ist so etwas noch nie untergekommen, aber das mag daran liegen, daß wir nur wenige unangetastete Grabstellen finden.
Normalerweise fehlt der Sarg ganz, wenn wir einen Sarkophag entdecken."
„Einen von denen hier kann man sich schlecht einfach so unter den Arm klemmen", murmelte Mike, streckte sich und warf einen Blick auf das bewegliche Fußende. „Theorien?"
„Über den Epochenmix?" Dr. Shane zuckte die Achseln. „Viel leicht wollte
die Familie des Verstorbenen Geld sparen."
Mike sah sie
an und lächelte. „Sie hat die Kiste hier gebraucht als Schnäppchen erworben?"
Dr. Shane lächelte zurück. „Vielleicht."
Mike setzte das bewegliche Endstück in seine Halterung ein, senkte es sanft
ab und hob es ebenso sanft wieder hoch. Auf der Innensei te befand sich ein sechs Zentimeter hoher Rand, der das untere Ende blockierte. Mike runzelte die Stirn.
„Was ist?" fragte Dr. Shane und beugte sich besorgt vor. Immerhin handelte es sich bei dem Sarkophag um ein dreitausend Jahre altes Artefakt - wenn auch um ein ziemlich robustes.
„Sie haben
sich vielleicht auch deswegen für dieses Modell ent schieden, weil der Verstorbene, einmal darin, so gut wie gar nicht wieder
herauskommen konnte. Diese Öffnung bietet keinerlei Halt, und brutale Gewalt bringt einen auch nicht
weiter, weil es eben eine Schiebevorrichtung ist."
„Ja. Aber das spielt normalerweise keine Rolle ..."
„Nein,
natürlich nicht." Er ließ die Holzplatte los und trat zurück. Vielleicht hatte
Dave Graham ja recht. Vielleicht war er zu sehr auf die nicht existierende Mumie fixiert. „Ist mir auch nur aufgefallen. In meinem Job ist man es gewohnt, die
merkwürdigsten Details mit einander zu kombinieren."
„In meinem Job genauso."
Ihr Lächeln war
wirklich umwerfend. Außerdem roch sie gut! Er erkannte
Chanel Nr. 5, dasselbe Parfüm, das auch Vicki benutzte. „Jetzt ist es ...", er sah auf die Uhr, „elf
Uhr fünfundvierzig. Wollen wir
zusammen zu Mittag essen?"
„Mittagessen?"
„Sie essen doch, oder?"
Sie dachte über die Frage nach, lachte dann und sagte. „Ja, ich esse."
„Also essen wir zusammen zu Mittag?"
„Ich denke schon, Detective."
„Nennen Sie mich bitte Mike."
„Nennen Sie mich Rachel."
Seine Oma hatte immer gesagt, Essen sei der schnellste Weg zu einer Freundschaft. Seine Oma war natürlich noch aus der alten Heimat Italien gewesen und hatte nicht an ein Frühstück unter vier Gängen geglaubt, während ihm eher ein kleiner Hamburger mit Pommes
vorschwebte. Aber trotzdem konnte er Dr. Shane - Ra chel - gut beim gemeinsamen Essen nach ihrer Meinung in Bezug auf die
Untoten befragen.
Als Celluci an diesem Tag zum zweiten Mal das Museum verließ, ging er zur
Telefonzelle an der Ecke. Das Mittagessen war ... inter essant gewesen. Rachel Shane war eine faszinierende Frau, brillant,
selbstsicher, eine Eisenfaust im Samthandschuh. Eigentlich eine nette
Abwechslung, stellte er trocken fest. Vicki läßt die Handschuhe ja meist weg.
Ihm gefiel Dr. Shanes trockener Humor, er sah gerne zu, wie ihre Hände Bilder
in die Luft zeichneten, während sie sprach. Er hatte sie dazu gebracht, über
Elias Rax zu sprechen, über dessen Art, eine Idee zu verfechten, ohne
nach rechts oder links zu sehen, über seine
Hingabe ans Museum. Auch die Konkurrenz zwischen Rax und Dr. Van Thorne
war zur Sprache gekommen, und Celluci hatte sich im Kopf eine Notiz gemacht, dieser Frage genauer nachzugehen. Die Mumie hatte er gar nicht erst erwähnt.
Sie hatten sich sehr angeregt über alte Horrorfilme unterhalten, näher
waren sie dem Thema Untote nicht gekommen. Dr. Shanes eindeutige Meinung über dieses Genre hatte Celluci veranlaßt, die Idee, die von ihm Besitz ergriffen hatte, nicht einmal am Rande oder als vage
Theorie zu erwähnen.
Besitz ergriffen ... er schob seine Hände tief in die Jackentaschen und zog die Schultern hoch, um sich gegen den eisigen Wind zu schüt zen. Wenn uns dafür bitte ein anderes Wort einfallen könnte ...
Im Grunde gab es nur einen Menschen, der ihn ausreden lassen würde, dem er
alles erzählen konnte,
Weitere Kostenlose Bücher