Huff, Tanya
müssen Sie dafür sorgen, daß die Stadt aufhört,
mein Budget zu kürzen, damit ich mir die nötige Ausrüstung und die
nötigen Leute beschaffen kann." Sie
schlug mit der Handfläche kräftig auf den Schreibtisch. „Bis wir soweit sind, haben Sie eben ein Stück Leinenstoff
mit einem blutigen Farbfleck. Kapiert?"
„Sie sind also fertig damit?"
Doreen Chui seufzte. „Zwingen Sie mich nicht, mich zu wiederho len. Ich habe einen harten Morgen hinter mir."
„Gut." Er schob den Umschlag vorsichtig in die Innentasche seiner Anzugjacke und versuchte sich an einem entschuldigenden Lächeln.
„Danke."
„Wenn Sie sich wirklich dankbar zeigen wollen", murmelte sie und wandte sich wieder ihrer Arbeit zu - offensichtlich hatte das Lächeln nichts bewirkt -, „dann verordnen Sie einen Mordstop, bis ich mit meiner
Arbeit auf dem neuesten Stand bin."
Dr. Shane hielt den Plastikumschlag gegen das Licht, schüttelte den Kopf und legte ihn auf den Schreibtisch zurück. „Detective, wenn Sie sagen, das sei ein Stück Leinenstoff, dann glaube ich Ihnen, aber ich fürchte, ich kann Ihnen weder sagen, woher dieses Stück stammt, noch wie alt es ist... wenn wir die Inventur abgeschlossen haben und
feststellen können, was fehlt, vielleicht können wir dann ja auch sagen, was da
im Abfluß verschwand."
„Es muß etwas
sein, von dem der Eindringling annahm, es könne ihn verraten", dachte Mike laut.
„Warum denken Sie das?" Dr. Shane fand den Blick, den er ihr zuwarf, sehr durchdringend, und seine braunen Augen durchaus attraktiv, mit dichten, langen Wimpern, für die manch Frau einen Mord begangen
hätte. Es kostete sie Mühe, sich auf das eigentliche Thema zu konzentrieren. „Ich meine: Es könnte doch auch einfach sinnlose Zerstörungswut gewesen sein, oder?"
„Nein, dazu wirkt alles zu gezielt und zu ordentlich. Ein Vandale hätte
vielleicht Säure über einige ihrer Artefakte gegossen, die Reste dann aber
bestimmt nicht ins Waschbecken gespült. Und", fügte er seufzend hinzu,
während er sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht strich, „er hätte gewiß auch nicht mit der Säure angefangen, sondern erst
einmal ein paar Dinge umgeworfen. Was ist mit dem Blut- und Farbgemisch?"
„Das ist außergewöhnlich." Dr. Shane sah stirnrunzelnd auf den Stoffetzen. „Sind Sie denn sicher, daß das Blut wirklich mit der Farbe vermischt wurde und nicht später auf den Stoff tropfte?"
„Da bin ich sicher." Er
rückte auf die Stuhlkante vor und legte die Unterarme
auf die Knie, mußte sich dann aber wieder gerade hinsetzen,
da ihn die Dienstpistole in den Rücken drückte. „Was Blut betrifft, ist
unser Labor gut. Die Leute haben da recht viel Übung."
„Ja, die haben sie wohl." Dr. Shane seufzte und schob ihm die Probe wieder zu. „Die einzige historische Erklärung, die mir einfällt, ist, daß dies
Teil eines Bannfluchs ist." Sie lehnte sich zurück, legte die Fingerspitzen zusammen, und ihre Stimme nahm
einen beleh renden Ton an: „Die
meisten ägyptischen Priester waren gleichzeitig Zauberer, und ihre Zaubersprüche wurden nicht nur im Sprechgesang
vorgetragen, sondern auch auf Leinen- oder Papyrusstreifen geschrieben, wenn man die Angelegenheit für
wichtig genug hielt, um sie
körperlich werden zu lassen. Manchmal, wenn sehr mächtige Zauberflüche
gebraucht wurden, mischte der Zauberer sein Blut mit in die Farbe, um so seine Lebenskraft mit der Magie zu verbinden."
Celluci legte
die Hand auf den Umschlag. „Also ist das hier Teil eines sehr mächtigen
Zauberspruchs."
„So scheint
es zumindest."
Mächtig
genug, um eine Mumie in ihren Sarg zu bannen? Celluci beschloß, diese Frage
lieber für sich zu behalten. Das letzte, was er wollte, war, daß Dr. Shane ihn für einen Spinner hielt, der seine Bildung aus alten Boris-Karloff-Filmen bezog. Das
hätte die Unter suchungen definitiv
in die Länge gezogen. Er schob den Umschlag in die Jackentasche zurück.
„Das Labor hat eine Untersuchung mit Kohlenstoff
erwähnt...?"
Dr. Shane schüttelte den Kopf. „Dazu ist die Probe zu klein, da braucht man mindestens vier Quadratzentimeter - daher hat es die Kirche auch so lange abgelehnt, das Turiner Grabtuch genau datieren zu lassen." Ihr Blick verweilte bei etwas in ihrer
Erinnerung, dann schüttelte sie den Kopf und lächelte.
„Das war zumindest einer der Gründe."
„Dr. Shane?" Es klopfte, und fast zeitgleich steckte eine junge
Assi stentin ihren Kopf zur Tür herein. „Tut mir
leid, wenn ich störe, aber
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