Huff, Tanya
Schuhe." Er holte Luft. „Ich glaube nicht, daß der Sarkophag wirklich leer war. Ich glaube, Reid Ellis hat irgendwo
herumgeschnüffelt, wo er nicht hätte herumschnüffeln dürfen, hat ir gend etwas geweckt und ist daran gestorben. Ich glaube, dieses Etwas hat
sich ein wenig ausgeruht, um zu Kräften zu kommen, ist dann aus dem Sarg
gestiegen und hat seine Bandagen vernichtet, ebenso wie den Zauberspruch, der es in Bann gehalten hatte. Ich glaube, Rax hat es
dabei gestört, wurde überwältigt und starb. Ich glaube, die nackte Mumie hat
dann Rax' Anzug und auch seine Schuhe angezogen und das Museum verlassen. Ich glaube, ich verliere den Verstand und ich möchte, daß du mir sagst, daß dem nicht so
ist."
Vicki lehnte sich zurück, winkte dem Kellner zu und signalisierte diesem, er solle die Rechnung bringen. Dann rückte sie erneut ihre Brille zurecht, auch wenn diese gar nicht zurechtgerückt werden mußte. „Ich
glaube", sagte sie langsam und kämpfte gegen ein starkes Gefühl von
Deja-vu an - beide Männer in ihrem Leben dachten gerade, sie würden den
Verstand verlieren, das durfte einfach nichts anderes als ein Zufall sein -,
„ich glaube, du bist einer der klarden kendsten
Menschen, denen ich in meinem Leben begegnet bin. Aber bist du dir auch ganz sicher, daß es nicht
deine jüngsten ...
Erfahrungen sind, die dich dazu verführen, voreilig übernatürliche Schlüsse zu ziehen?"
„Das weiß ich
eben nicht."
„Warum erinnert sich denn niemand im Museum an eine Mu mie?"
„Das weiß ich
nicht."
„Wenn es wirklich eine Mumie geben sollte, wie und warum bringt diese dann Menschen um?"
„Verdammt noch mal, Vicki: Wie zum Teufel soll ich das wissen?" Grummelnd blickte er kurz auf die Rechnung, warf zwei Zwanzigdollarscheine
auf den Tisch und stand auf. Der Ober zog sich hastig zurück. „Ich arbeite aus
einem Gefühl heraus, habe nichts als Indizi enbeweise und
weiß verdammt noch mal nicht, was ich tun soll."
Zumindest
klang er jetzt nicht mehr unentschlossen. „Sprich mit Trembley."
Mike blinzelte. „Was?"
Vicki grinste und stand auch auf. „Sprich mit Trembley", wiederholte
sie. „Fahr zum Revier des 52. Bezirks und stell sicher, daß sie wirklich eine Mumie gesehen hat. Wenn sie eine gesehen hat, hast du einen Fall.
Obgleich die Götter wissen mögen, was du damit anfan gen sollst." Sie schob die Hand in seine Ellbogenbeuge, weniger,
um ihre Zusammengehörigkeit zu demonstrieren, als vielmehr, um einen Führer durch das schlecht beleuchtete Restaurant zu
haben.
„Sprich mit Trembley!" Er schüttelte den Kopf und steuerte sie um eine
Peking-Ente herum zur Tür. „Ich kann nicht fassen, daß ich nicht selbst daraufgekommen bin!"
„Wenn sie sagt, sie hat gar keine Mumie gesehen, dann schaust du dir ihren offiziellen Bericht an. Es mag ja sein, daß dieses Etwas mit dem Gedächtnis anderer Leute Schiffe versenken spielt, aber von der
Polizei und deren Vorgehens weise wird es null Ahnung haben."
„Was, wenn der Bericht dann auch negativ ist?" fragte er, als sie hinaus auf die Dundas Street traten.
„Mike!" Vicki brachte ihn gewaltsam zum Stehen. Um sie herum strömten wie
immer in Chinatown die Menschenmassen. „Du hörst dich so an, als wolltest du,
daß eine Mumie ungehindert in der Stadt herumläuft!"
Mit der freien Hand schlug sie ihm sanft ins Gesicht. „Wir würden das beide ja strikt leugnen, aber
glauben Sie mir, mein
lieber Sigmund: Manchmal ist eine Zigarre auch einfach wirklich nur eine
Zigarre."
„Was zum Teufel redest du da?"
.Vielleicht
ist es eine weibliche Mumie, vielleicht handelt es sich um einen ganz leichten Fall
von Ödipuskomplex."
Er griff nach ihrer Hand und zog sie mit sich. „Ich weiß nicht, warum
ich dir überhaupt irgendwas erzählt habe ..."
„Und ich weiß nicht, warum du nicht darauf gekommen bist, Wachtmeisterin Trembley zu befragen."
„Da wirst du
dir noch eine Weile ein Ei drauf braten, oder?"
Sie blickte lächelnd zu ihm auf., Worauf du deinen Arsch verwet ten kannst."
„Hast du
geträumt?"
Henry nickte ausdruckslos. „Eine gelbe, stechende Sonne in einem strahlendblauen
Himmel. Alles beim alten." Er lehnte sich ans Fenster, die Hände tief in
die Vordertaschen seiner Jeans geschoben.
„Immer noch kein Off-Kommentar?"
„Kein was?"
„Off-Kommentar." Vicki warf ihre Handtasche und einen prall gefüllten
Einkaufsbeutel auf den Boden und ließ sich auf die Couch fallen. „Eine Stimme
im Hintergrund, die erklärt, was
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