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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 03 - Blutlinien
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helfen?"
    „Finde die Mumie."
    „Wie?"
    Vicki wandte sich vom Fenster ab und breitete die Arme aus. „Wir wissen, wo wir suchen müssen. Du bist der Jäger. Ich dachte, du hättest am Sarg ihre Witterung aufgenommen."
    „Nichts, was mir helfen würde." Der Gestank nach panischer Angst und Verzweiflung hatte alle anderen körperlichen Hinweise überlagert. Rasch schob Henry die Erinnerung daran und an die Schatten, die hinter dieser Erinnerung lauerten, von sich. „Ich bin Vampir, Vicki. Kein Spürhund."
    „Die Mumie ist Zauberer - kannst du da nicht Kraftfelder aufspüren
oder so etwas?"
    „Ich spüre Kraftströme, wenn ich in der Nähe bin, wenn sie zu fließen
beginnen - so konnte ich ja auch im letzten Jahr die dämoni schen Botschaften spüren. Aber", fügte er
hinzu und hob eine Hand, um alle
falsche Hoffnung im Keim zu ersticken, „auch die habe ich ja, wie du
dich sicher erinnerst, nicht bis zu ihren Ursprüngen zurückverfolgen
können."
    Mit gerunzelter Stirn nahm Vicki ihre Wanderung durch das Zim mer wieder
auf. „Hör mal", sagte sie nach einer Weile, „würdest du die Mumie denn erkennen, wenn du sie
triffst?"
    „Würde ich ein Wesen aus dem alten Ägypten erkennen, das ge rade wieder auferstanden ist, nachdem es Jahrtausende lebendig begraben
lag? Ich glaube schon." Er seufzte. „Du möchtest, daß ich die Gegend um das Museum herum absuche und dort Wache schiebe, darum geht es doch, oder? Nur für den Fall, daß die Mumie vorbeikommt."
    Vicki unterbrach ihre Wanderung und wandte sich ihm zu. „Ja", sagte sie.
    „Wenn du so sicher bist, daß die Mumie auf dieser Party am näch sten Samstag auftaucht, warum können wir dann nicht einfach bis dahin
warten?"
    „Weil heute
erst Dienstag ist und in den nächsten vier Tagen wer weiß wie viele Kinder sterben könnten."
    Henry schob die Hände tief in die Taschen seines Mantels und setzte sich auf
eine der Bänke aus Holz und Zement, die vor dem Eingang des Museums standen.
Ein kalter, feuchter Wind strich um das Gebäude, hob tote Blätter vom Boden und
wirbelte sie in einem makabren Tanz auf.
Fuhr, was selten geschah, ein Auto vorbei, dann wirkte dieses seltsam
schutzbedürftig, die zerbrechliche Fracht nur ungenügend
gegen die Unbilden der Nacht geschützt.
    Henry wußte, daß er sich etwas Unmögliches vorgenommen hatte. Selbst in
dem von Vicki eingegrenzten Suchgebiet standen die Chanc en äußerst schlecht, daß ihm die gerade mit einem Zauberspruch beschäftigte Mumie zufällig über den Weg laufen würde. Er zog die linke Hand aus der Tasche und sah auf seine Armbanduhr. Zwölf nach drei.
Wenn er jetzt nach Hause ginge, konnte er noch gute drei Stunden schreiben.
    Dann brachte eine vorbeistreifende Brise einen vertrauten Ge ruch. Henry stand auf, und wenn jemand zugesehen hätte, dann wäre es ihm so
vorgekommen, als sei er verschwunden.
    Auf der Bloor Street wanderte eine einsame Gestalt Richtung Osten, den Jackenkragen gegen die Kälte hochgeklappt, Kinn und Ellbogen
eng an den Körper gepreßt, die Augen halb geschlossen. Sie schenkte der roten
Ampel an der Queens Park Road keine Be achtung und trat, der silbernen
Wolke ihres eigenen Atems folgend, auf die
Kreuzung.
    „Guten Morgen, Tony."
    „Herr im Himmel, Mann!" Tony sprang unwillkürlich zur Seite, wurde
von Henry vorsichtshalber am Arm gepackt und rang einen Moment lang um Gleichgewicht. „Das kannst du doch nicht ma chen!"
    „Entschuldige.
Du bist spät unterwegs."
    „Nein, ich bin früh unterwegs, du bist spät unterwegs." Die beiden Männer
kamen an der Straßenecke an, und Tony wandte sich Henry zu und spähte dem
Freund ins Gesicht. „Bist du auf der Jagd?"
    „Nein. Ich warte darauf, daß sich eine Reihe höchst unwahrschein licher Zufälle ereignen, damit ich als Held dastehen kann."
    .Vickis Idee?"
    „Wie hast du das denn erraten?" Henry lächelte Tony strahlend an.
      „Machst du Witze?"
schnaubte Tony. „Auf so was steht der Name Victory in Leuchtbuchstaben.
Du mußt dich vor der Frau in acht nehmen, Henry!
Wenn man ihr die Chance gibt, wenn man irgend einem Bullen - oder Exbullen -
die Chance gibt, dann versucht der, dir dein
Leben zu diktieren."
    „Mein Leben?" fragte Henry und ließ es zu, daß sich die Maske der Zivilisation
vor seinem Gesicht ein wenig verschob.
    Tony fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, wich aber nicht zurück.
„Ja", sagte er rauh. „Auch dein Leben."
    Henry spielte ein wenig mit dem Hunger, gestattete ihm, sich leicht zu

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