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Huff, Tanya

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Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 03 - Blutlinien
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befand, ist es vielleicht normal, daß sie
sich an den Rest des Tages nicht mehr
erinnert - das will ich ihr gern zugestehen. Ich habe das schon oft beobachtet - aber die Art, wie sie
sich an nichts mehr erinnerte, Henry!
Es hat sich nicht echt angehört."
    Henry blickte von den beiden Zeitungsausschnitten auf, und seine Miene verriet nicht, was er dachte. „Was ist deiner Meinung nach geschehen?"
    „Die Betreuerin war auf dem Spielplatz, knapp vier Meter von dem Gerüst entfernt, aus dem das Kind fiel. Ich glaube, sie hat sie gesehen. Ich glaube, sie hat sie gesehen und sie hat ihr dann die Erinnerung
gelöscht, wie bei den Leuten im Museum."
    „Mit ,sie' meinst du natürlich ..."
    „Die Mumie, Henry!" Vicki war auf ihrem Marsch durchs Wohn zimmer an der Tür angelangt, drehte sich um und machte sich auf den Rückweg.
„Ich meine die gottverdammte Mumie!"
    „Findest du nicht, du ziehst voreilige Schlüsse?" Henry stellte
die Frage so neutral wie möglich, und doch zog Vicki sofort bedrohlich die Brauen zusammen und die Schultern hoch.
    „Wie zum Teufel soll ich das verstehen?"
    „Es kommt doch vor, daß Kinder sterben. Aus allen möglichen Gründen. Das ist schrecklich, das ist traurig, aber es kommt vor. Von den Kindern
meiner Mutter habe ich als einziger das Kleinkindalter überlebt."
    „Das war im
15. Jahrhundert!"
    „In diesem Jahrhundert sterben keine Kinder mehr?"
    Vicki seufzte und ließ die Schultern sinken. „Doch, natürlich. Aber Henry
..." Mit ein paar raschen Schritten hatte sie das Wohnzimmer durchquert und ließ sich neben seinem Stuhl auf die
Knie nieder, um ihre Hände über die seinen zu legen. „Diese beiden hat
sich die Mumie geholt. Das weiß ich. Ich
weiß nicht, woher ich es weiß, aber ich weiß es. Schau, Polizisten
bringt man bei, genau zu beobachten. Wir...
sie machen das die ganze Zeit, überall. Man hält vielleicht das, was man gesehen oder gehört hat, nicht für
unmittelbar wichtig, aber das
Unterbewußtsein filtert ständig Informationen, bis die Einzelteile schließlich ein Ganzes bilden." Sie verstärkte
den Druck auf seine
    Hände und sah zu ihm auf. „Ich weiß einfach, daß sich die Mumie diese beiden
Kinder geholt hat."
    Er hielt ihrem Blick stand, bis ihre Augen zu tränen begannen. Sie fühlte sich
nackt, verletzlich - aber das war es wert, wenn er ihren Worten dafür nur Glauben schenkte.
    Vielleicht",
sagte Henry nach langer Zeit endlich nachdenklich, „gibt es die Wenigen, die das Beobachten noch einen Schritt weiter führen, die die Wahrheit erkennen können ..."
    „Mein Gott, Henry!" Vicki nahm die Zeitungsausschnitte und er hob sich. „Komm mir bloß nicht mit diesem ganzen metaphysischen New Age-Schwachsinn. Ich rede von Ausbildung und Erfahrung, mehr ist das
nicht."
    „Wenn du es
so möchtest." Ihm war im Laufe der Jahrhunderte eine Reihe von Dingen
untergekommen, die man mit „Ausbildung und
Erfahrung" nicht hätte erklären können, aber er bezweifelte, daß Vicki eine Diskussion über diese Ereignisse
gerade jetzt schätzen würde und ließ
das Thema fallen. „Wenn du also in bezug auf die Kinder und die Mumie
recht hättest", bei diesen Worten breitete er die Hände aus, „was ändert das denn? Wir sind der Mumie immer noch nicht nähergekommen."
    „Womit du unrecht hast!" Vicki verlieh ihren Worten mit ausgestrecktem
Zeigefinger Nachdruck. „Wir wissen, daß sie sich in der Nähe des Museums und von Queens Park aufhält. Damit haben wir das Gebiet eingegrenzt, auf das wir unsere Suche konzentrieren sollten. Wir wissen zudem, daß sie weiterhin mordet, und zwar nicht nur,
um sich vor Entdeckung zu schützen, sondern auch aus anderen Gründen. Sagen wir meinetwegen: um sich zu nähren. Wir wissen, daß sie Kinder umbringt. Das", zischte sie, „gibt uns einen
weiteren Anreiz, sie zu finden und aufzuhalten, und zwar schnell."
    „Das alles willst du dem Detective erzählen?"
    „Mike? Nein." Vicki lehnte die Stirn gegen die Fensterscheibe und starrte auf die Stadt hinunter. Außer Finsternis sah sie nichts; die
Stadt hätte verschwunden sein können, seit sie Henrys Wohnhaus betreten hatte. „Das ist jetzt mein Fall. Es würde ihn nur
aufregen."
    „Sehr
rücksichtsvoll", bemerkte Henry trocken und beobachtete amüsiert, wie sich ein Muskel an Vickis Mundwinkel
um eine Win zigkeit nach oben bewegte.
Die Unfähigkeit seiner Freundin, sich

selbst zu
belügen, gehörte zu den Charaktereigenschaften, die er am meisten schätzte. „Wie soll ich

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