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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 03 - Blutlinien
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was?"
    Vicki änderte ihren Griff um den Baseballschläger aus Aluminium und brachte ein halbes Lächeln zustande. „Mir geht es gut, ich bin nur etwas
müde."
    „Es tut mir leid, daß es mir in den letzten Nächten nicht gelungen ist, ein paar neue Spuren aufzutun, aber, um ehrlich zu sein, hatte ich damit auch gar nicht gerechnet."
    „Das ist nicht weiter schlimm. War ja nur ein Versuch. Henry ..." Sie setzte
sich auf die Bettkante und strich mit einem Finger durch das rotgoldene
Haarbüschel mitten auf der Brust des Freundes. „... träumst du noch?"
    Henry schlug
das Laken zurück und wies auf eine Reihe von Lö chern in der Matratze. „Das ist mein Werk von heute morgen", meinte er trocken, zog das Laken wieder zurecht
und legte die Hand auf ihre. „Wenn
ich nicht einen kleinen Hauch von deinem Geruch auf dem Kissen gespürt hätte, wer weiß, welch weiterer Schaden entstanden
wäre." Vicki sah ihm nicht ins Gesicht, und so entschied er sich, ihr den Rest nicht zu sagen, ihr zu
verschweigen, daß sie der Grund dafür
war, daß er sich derart an seiner geistigen Gesundheit festklammerte.
Statt dessen erkundigte er sich: „Warum fragst du?"
      „Ich frage mich, ob die Träume
schlimmer werden."
    „Sie haben sich nicht verändert. Bist du es müde, Wache zu schie ben?"
    „Nein, ich
bin nur ..." Sie konnte es nicht sagen. Der Traum war ihr so bedeutend erschienen, während sie träumte,
aber nun, an gesichts von Henrys
nacktem Schrecken, kam er ihr dümmlich, abstrakt und bedeutungslos vor.
    „Was bist du nur?" drängte Henry, obwohl er an ihrem Gesicht sehr wohl ablesen
konnte, daß sie es ihm nicht sagen würde.
    „Nichts."
    „Betrachte das Ganze positiv." Er hob Vickis Hand an den Mund und küßte die
Narben an der Innenseite ihres Handgelenks. „Heute ist die Party. So oder so - irgend etwas..."
    „... passiert." Vicki entzog ihm ihre Hand und ließ Henrys Arm fallen. Sie schob ihre Brille wieder zurecht und lehnte den Schläger
ans Fußende des Bettes. „So oder so."
    zehn
    „Oh mein Gott!"
    „Stimmt etwas nicht?"
    Vicki fuhr
sich mit der Zunge über die Lippen. „Nein, gar nicht! Du siehst einfach so ... gut aus!" Henrys Kostüm hatte durch eine Reihe von Kinofilmen Tradition erlangt - die
formelle Abendgarde robe der Jahrhundertwende, mit einem breiten
scharlachroten Kum merbund quer über dem
Schwarz und einem in anmutigen Falten bis auf den Fußboden wallenden,
bodenlangen Opernumhang. Das Re sultat war
umwerfend, was nicht nur am Kontrast zwischen Schwarz und Weiß und an den wie aus bleichem Marmor
gemeißelten, von rotgoldenen Locken
gekrönten Gesichtszügen Henrys lag. Nein: Für Vicki lag der Reiz in der Art, wie Henry die Kleidung trug. Nur wenigen Männern stand die Selbstsicherheit, die
sorgsam anerzogene Arroganz zur Verfügung, um den Eindruck zu erwecken, sie
würden sich in solcher Kleidung
wohlfühlen. Henry sah aus - nun, wie ein Vampir. Einer, dem man in einer
dunklen Gasse begegnen möchte. Je öfter, je
lieber. „Du siehst nicht nur gut aus - du siehst umwerfend aus, ganz
erstaunlich!"
    „Danke!" Henry lächelte und zog den Jackenärmel so weit herun ter, daß nur
noch ein halber Zentimeter der Manschette hervorlugte. An seiner rechten Hand glitzerte ein schwerer Goldring. „Es freut mich,
daß meine Wahl deine Zustimmung findet."
    Er spürte, wie sich mit der Kleidung auch die Jahre um ihn legten, spürte, wie der Henry Fitzroy, der Liebesromane verfaßte und dem es manchmal gestattet war, ein wenig Detektiv zu spielen, im größeren Ganzen aufging. Heute nacht würde er unter Sterblichen wandeln; ein Schatten inmitten ihrer strahlenden Lichter, ihrer Fröhlichkeit; ein Jäger der
Nacht. Guter Gott: Ich höre mich wirklich so melodramatisch an wie eines
meiner Bücher!
    „Ich finde es immer noch ziemlich gewagt, daß du als Vampir gehst.
Riskierst du damit nicht ziemlich viel?"
      „Was denn? Entdeckung?" In
dramatischer klassischer Filmpose breitete Henry den Umhang über
seinen Arm und starrte Vicki an, ganz und
gar Vampir. „Was du hier siehst, ist der Trick mit dem ge stohlenen
Brief: Man versteckt ihn da, wo alle ihn sehen können." Er ließ den Mantel wieder fallen und strahlte sie
an. „Ich mache das auch nicht zum ersten Mal. Es ist eine gute Tarnung. An
Halloween verkleidet man sich eben.
Geht Henry Fitzroy an diesem Tag als Vampir, dann ist das der beste
Beweis dafür, daß er den Rest des Jahres
über keiner ist."
    Vicki
drapierte ein Bein über die

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