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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 03 - Blutlinien
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erheben, während er dem Jungen sanft übers Kinn strich. Dann rief er
ihn wieder zur Ordnung, als er sich eingestehen mußte, daß ihm eigentlich gar
nicht nach Trinken zumute war. „Geh schla fen",
riet er Tony, dem das Herz wild gegen die Rippen pochte. „Für heute nacht hattest du doch sicher genügend
Aufregung."
    „Wie..."
    „Ich kann ihn
überall an dir riechen." Henry hörte, wie Tony das Blut zu Kopf stieg, sah, wie sich die glatte Haut der Wangen dunkel färbte. „Ist schon in Ordnung", lächelte er.
„Außer mir kann das keiner."
    „Er war nicht wie du!"
    „Das will ich stark hoffen."
    „Ich meine, er war kein ... es war kein ... na ja, das war's schon, aber ..."
    „Ich weiß, was du meinst." Henry legte ein Versprechen in sein Lächeln und wartete, bis Tony ihn verstanden hatte. „Ich würde dich nach Hause bringen, aber ich muß noch etwas erledigen."
    „Ja, ja", seufzte Tony, zog seine Jeans hoch und ging. Nach ein
paar Schritten wandte er sich noch einmal um. „Henry? Diese verrückten Ideen, die Victory hat - meist stellt sich heraus,
daß sie gar nicht so verrückt sind!"
    Diesmal war es an Henry, zu seufzen und die Arme auszubreiten. „Was meinst
du, warum ich noch hier bin?"
    „... hinterlassen Sie bitte eine Nachricht nach dem Piepton."
      „Vicki? Mike hier. Es ist
sechzehn Uhr, Mittwoch nachmittag. Ein Streifenbeamter
hat mir gerade berichtet, daß er dich gesehen hat, wie du bei den Abwasserrohren am Museum herumgeschnüffelt hast. Was zum
Teufel treibst du da - du suchst eine Mumie, keine Ninja-Schildkröte.
    Abgesehen davon:
Wenn du irgend etwas herausfindest - und ich meine wirklich irgend etwas - und
du sagst mir nicht auf der Stelle Bescheid,
dann trete ich dir so in den Arsch, daß du bis Weihnachten was davon
hast!"
    Haus und Garten wirkten vage vertraut, wie eine Kindheitserinnerung,
die zu weit zurückliegt, um einen Namen oder einen Ort damit zu verbinden. In sicherem Abstand ging sie um das Haus herum und wußte
schon, bevor sie sie wirklich sah, daß vor der Küchentür Rosenstöcke wuchsen, daß die Veranda mit holprigen
grauen Steinen gepflastert war, daß die Rosen in voller Blüte standen. Es war
sonnig und warm und roch nach frisch
gemähtem Rasen - da lehnte auch der
alte Handrasenmäher an der Garagenwand, mit dem sie jeden Montag abend die handtuchgroße Grünfläche in
Kingston bearbeitet hatte.
    Der Baseballhandschuh, der ihr von einem älteren Vetter über lassen worden war, lag auf einer Stufe der Hintertreppe und die Stelle, an der sie ihn geflickt hatte, leuchtete so hell auf dem alten
Leder - so hell hatte sie den Flicken nicht in Erinnerung. Auf der Wäscheleine flatterte ihre Jeansjacke, die mit den Fransen, das letzte Geschenk
ihres Vaters, bevor er die Familie verlassen hatte.
    Der Garten schien sich ins Unendliche zu dehnen. Sie fing an, ihn zu erforschen, zuerst langsam, dann immer schneller, denn auf einmal merkte sie, daß ihr etwas dicht auf den Fersen war. Sie umrundete das Haus,
rannte den Weg durch den Vorgarten entlang, sprang auf die Veranda und hielt dann, die Hand bereits auf der Türklinke, ganz plötzlich
inne.
    „Nein."
    Das, was
hinter ihr her war, wollte, daß sie das Haus betrat.
    Die Klinke senkte sich - und damit auch ihre Hand. Im Türglas erschien ihr
Spiegelbild - zumindest konnte es nur ihr Spiegelbild sein, auch wenn sie einen Moment lang geglaubt hatte, sich selbst im Haus stehen zu sehen, durch das Türglas nach
draußen schauend.
    Was immer ihr durch den Garten gefolgt war kam jetzt auch auf die Veranda. Sie konnte spüren, wie sich die alten Planken unter seinem
Schritt bogen, und im Türfenster spiegelte sich der Widerschein rotglühender
Augen.
    „Nein."
    Sie riß ihre Finger von der Türklinke los und zwang sich, vor Schrecken fast bewegungsunfähig, sich umzudrehen.
      Vicki setzte ihre Brille auf und sah auf ihren Wecker: zwei Uhr sechsundvierzig.
    „Dafür habe ich jetzt wirklich keine Zeit", murmelte sie und
lehnte sich mit klopfendem Herzen in ihre Kissen zurück. In knapp zwei Stunden würde sie sich auf den Weg zu Henry
machen müssen, und somit stand Schlaf
momentan ganz oben auf ihrer Prioritätenliste. Der Vorfall im Museum schien sie stärker mitgenommen zu haben, als sie
gedacht hatte, aber die Traumanalyse würde warten müssen. Sie legte die Brille
wieder dorthin, wohin sie gehörte, streckte einen Arm aus und knipste
die Nachttischlampe aus. „Den nächsten Satz rotglühender
Augen, der es wagt,

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