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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 03 - Blutlinien
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unter ihnen bewegen. Sie können mich
vorstellen, wo Sie es für sinnvoll erachten. Später, wenn in ihren Köpfen der Gedanke an mich wohnt und ich ihre Ka berühren kann, werden Sie sie einen nach dem anderen in das Zimmer bringen, das ich
vorbereitet habe, damit ich einzeln mit ihnen reden kann."
      Henry hatte keine Überredungskünste aufwenden müssen, um in das große Haus des Innenministers am Summerside Drive eingelassen zu
werden, und er rechnete auch nicht damit, welche aufwenden zu müssen,
damit man ihn bleiben ließ. Bei bestimmten Anlässen reicht das Erscheinen selbst: Man taucht auf, und schon glauben alle, man sei auch wirklich eingeladen. Henry nickte
dem jungen Mann zu, der die Tür geöffnet hatte, ging an ihm vorbei und
schloß sich einer der größeren
Menschenansammlungen im Festsaal an. Dienst boten erwarten keine Erklärungen - was die moderne Gesellschaft immer wieder vergaß.
    Man hatte das riesige Empfangszimmer - eine Kombination aus Salon und Eßzimmer - in gedämpften Halloweentönen dekoriert. In zwei großen antiken Silberkandelabern flackerten orangefarbene
    und schwarze Kerzen, ein Tischtuch in leuchtendem Orange be deckte die Tafel, schwarze Rosen zierten alle Vasen im Zimmer und bildeten auch den zentralen Tischschmuck. Die Weingläser waren aus schwarzem Kristall - Henry ging davon aus, daß niemand so weit gehen würde, den Wein orange zu färben. Selbst die Kellner, die sich anmutig
durch die Menge schlängelten und auf großen Tabletts Häppchen und Getränke anboten, trugen orange und schwarz karier te Bauchschärpen und Krawatten.
    Henry nahm ein Glas Mineralwasser von einem dieser Tabletts, lächelte den
Kellner, der es ihm angeboten hatte, so an, daß dessen Herz heftig zu klopfen begann und ging weiter ins Zimmer hinein. Viele der anwesenden Frauen trugen bodenlange
Kleider aus ver schiedenen Epochen,
und einen winzigen Moment lang schoß ihm die Erinnerung an den Hof seines Vaters in Windsor durch den Kopf, dann die an den Palast des Sonnenkönigs in
Versailles, den Ball saal des
Prinzregenten in Brighton. Er wischte sich ein unsichtbares Staubkorn vom Revers und fragte sich, ob er sich
nicht lieber die Farben des
Regenbogens hätte gönnen sollen, die dieses Jahrhundert den Männern normalerweise vorenthielt.
    Bei den
Männern reichte die Verkleidung von farbenprächtig und gewagt bis hin zu nur
geringfügig veränderter Straßenkleidung - es sei
denn, ein häufig vertretener brauner Tweedanzug stünde für etwas oder jemanden, den Henry nicht erkannte. Zwei
weitere Vampire waren anwesend und
starrten einander über die breiten Schultern eines Stummfilmpolizisten grimmig an. Da die meisten anwesenden Beamten ihren jeweiligen Abteilungen beigetreten
waren, ehe die Polizei ihre
Bestimmungen für Mindestgröße gelockert hatte, waren sie alle recht groß und in der Regel kräftig. Ein
paar von ihnen hatten sich in den
Jahren des Innendienstes recht ansehnliche Fettpolster zugelegt, und die in der Menge verstreuten
Politiker ließen sich leicht an ihrem
Mangel an funktionaler Masse erkennen.
    Henry war
nicht nur der kleinste Mann im Raum - und zwar um einige Zentimeter -, sondern
schien auch der jüngste zu sein. Beides würde
ihm nicht schaden. Hier waren Menschen versammelt, die andere nach Macht und Einfluß einschätzten - Größe
und Alter spielten eine
untergeordnete Rolle.
    „Hallo, ich
bin Sue Zottie."
    Die Frau des Innenministers war eine zierliche, winzige Frau mit leuchtenden
schwarzen Augen und einem langen, kastanienbraunen Zopf, den sie königlich um
das Haupt geschlungen trug. Ihr Tudor kleid
aus dunkelgrünem Samt verlieh dem, was die Klatschkolumnen mehr als einmal als „stille Schönheit"
bezeichnet hatten, Majestät. Der Instinkt ergriff von Henry Besitz, und
er hob die Hand, die sie ihm hingestreckt hatte, an die Lippen. Sie schien
nichts dagegen zu haben.
    „Henry Fitzroy."
    „Sind wir -
sind wir uns schon einmal begegnet?"
    Er lächelte, und ihr Atem ging stoßweise. „Nein", sagte er. „Bisher nicht."
    „Oh." Sie wollte ihn fragen, welcher Einheit er angehörte oder ob er vielleicht ein jüngerer Mitarbeiter ihres Mannes sei, aber die
Fragen verloren sich in den Augen ihres Gegenübers. „Mein Mann ist in der Bibliothek, mit Mr. Tawfik - wenn Sie ihn sprechen wollen? Die beiden sind dort schon fast den ganzen Abend."
    „Danke."
    Sie hatte das
Gefühl, ihr sei noch nie zuvor so aufrichtig gedankt worden und verließ ihn, wobei sie sich

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