Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hummeldumm

Hummeldumm

Titel: Hummeldumm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
Vom Netzwerk:
denkt nur, dass man alles sieht! In Wahrheit lauert der Feind hinter jeder Düne!
    Eine ganze Weile lag ich einfach nur so da. Dann packte mich die Neugier, und ich schlich ein weiteres Mal zum Dünenrand. Sina und Schnabel saßen sich noch immer auf dem Feldbett gegenüber und plauderten. Hatte sich der Abstand verringert? War da vielleicht irgendeine Hand, wo sie nicht sein sollte? Angestrengt kniff ich meine Augen zusammen, aber sehen konnte ich nichts. Schließlich war die Angst, als eifersüchtiger Spanner aufzufliegen, größer als meine Neugierde, und ich stieg von der Düne herab.
    Ich fühlte mich wie abgewatscht, als ich das Bett zurück in Richtung meiner ursprünglichen Schlafstätte zog. Ein »Tsss!« ließ mich zusammenzucken. »Weiße Kauz mit die Blechbett da!«
    Ich drehte mich nach rechts und sah Bahee mit einer dicken Jacke auf seinem Bett sitzen, wo er etwas ins Handy tippte. Grinsend winkte er mich zu sich. »Bist du wieder auf die Flucht?«
    »Nee, keine Angst«, flüsterte ich, zog mein Feldbett zu seinem und setzte mich. Aus einer orangen Plastikthermoskanne schüttete Bahee dampfenden Tee in den Deckel und reichte ihn mir. Ich nahm ihn dankbar an.
    »Sag mal hier, was ist denn da mal los bei euch beiden?«
    »Da war ne riesige Schlange, da ist Sina abgehauen.«
    »Echt, ne? Welche Farbe?«
    »Schwarz. Und sie hat sich kein Stück bewegt!«
    »Dann war Ast.«
    »Niemals!«
    »Tut mir leid, Matze, aber schwarze Schlange, die sich nicht bewegt, ist Ast. Warum bist du denn durch die Camp gehupft?«
    Ich nahm einen Schluck heißen Tee. Er schmeckte bitter, aber die Wärme tat gut.
    »Also ... um ehrlich zu sein, wir haben uns gestritten, Sina und ich.«
    »Ja, der passiert oft in der Wüste und oft an diese Punkt hier«, tröstete mich Bahee und schenkte sich selbst Tee nach. »Das sind die deutsche Paare nicht gewohnt, so viel Zeit mal hier zusammenzukleben, ne!«
    »Und ... was machen die dann normalerweise, die deutschen Paare?«
    »Na ja ... die meiste raufe sich mal zusammen, aber Scheidung hatte ich auch schon, ne. Und ein Mal ... hehe ... da war ich auch a bikkie schuld dran.«
    Ich biss mir auf die Unterlippe und drehte mich in die Richtung, wo meine Freundin gerade auf dem Bett eines fremden Mannes saß.
    »Und du?«, fragte ich, um das Thema ein wenig in eine andere Richtung zu lenken. »Wem schreibste denn noch auf deinem Handy um die Zeit?«
    Bahee blinzelte mich kurz an, offenbar überlegte er, ob er wieder einen seiner Scherze machen sollte oder einfach mal was Normales sagen.
    »Also ... ich bin a bikkie verliebt hier, ne.« »Und ... in wen?«
    Augenblicklich begannen Bahees Augen zu leuchten.
    »Die heißt Novy! Ich denk nur an die. Die ganze Zeit.«
    »Und ... wann habt ihr euch kennengelernt?«
    »Erst eine Tag vor unsere Tour hier. Da war ich meine letzte Bierchen nehmen vor die Abfahrt in die El Cubano, und da hab die gesehen, ne, da war aber sofort komplett vorbei mit mir ... huuuu, mein Lieber!«
    Warnend hob ich die Hand, denn ich hatte etwas gehört, was gar nicht weit weg war.
    »Kommt wieder giftige Ast, ne?« Bahee lachte.
    Es war kein Ast. Es war Breitling, der plötzlich wie aus dem Nichts auftauchte; mit Feldbett, Schlafsack und Kippe im Mund stand er kleinlaut vor uns.
    »Was dagegen, wenn ich bei euch penne?«
     

23
    Der Geruch von frisch gebrühtem Kaffee ließ mich hoffen, dass das Ende der Nacht gekommen war. Vorsichtig öffnete ich zunächst nur ein Auge und sah, dass bereits Licht in das Innere meines Schlafsackes drang. Behutsam öffnete ich das zweite Auge und steckte meinen Kopf aus dem Schlafsack. Ich stutzte, so beeindruckend war die Landschaft, die sich im warmen Licht der Morgensonne vor meinem Bett aufgebaut hatte. Wie eine dünne Karamellkruste hatte sich der Tau über das Tal gelegt, den zu durchstoßen sich nur ein paar wenige Felsgipfel erlaubten. Die Sonne ließ das Straußengras messerscharfe Schatten in den rostroten Sand werfen, und mein vormals grüner Schlafsack überraschte mit einer weißen Pulverschicht. Es hatte doch nicht geschneit! Erst als ich vorsichtig mit der Hand am Schlafsack schabte, fühlte ich, dass er mit gefrorenem Tau überzogen war. Es war so still um mich herum, dass ich fürchtete, mit meiner Taukratzerei das gesamte Camp aufzuwecken. Mein sanftes Erwachen inmitten der Wüste - es war trotz zu Klump gefrorener Glieder ein ganz besonderer Augenblick.
    Den zu zerstören sich Speckhut persönlich zur Aufgabe gemacht hatte.

Weitere Kostenlose Bücher