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Hummeldumm

Hummeldumm

Titel: Hummeldumm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
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verdörrten Bäumen. Ich lief jetzt direkt neben Schnabel, was wegen der steil abfallenden Düne nicht leicht war, aber irgendwie musste ich ja vorbeikommen. Schnabel verlangsamte sein Tempo und blickte mich verwundert an.
    »Hast du Alkohol getrunken gestern?«
    »No!«, sagte ich, und was dann folgte, war eher ein Reflex als eine bewusste Handlung. Mit einer solchen Wut drückte ich Schnabel zur Seite, dass er kopfüber den steilen Dünenhang herunterrauschte, sich mehrfach überschlug und erst kurz vor einem glänzend weißen Flussbett an einem Leg-dich-mal-ordentlich-auf-die-Fresse-du-Arsch-Strauch zum Halten kam. Ich blendete die Freude darüber ebenso aus wie das Stimmengewirr hinter mir, denn ich musste ja weiterlaufen, immer weiter und immer höher den Kamm der Düne entlang, oder war es ein Grat? Na jedenfalls musste ich doch bis zu dem Punkt, wo die Dünenspitze mit dem Horizont da mal verschmilzt, und Meldung machen, dass ich Erster war!
    Schritt und Atmung bildeten nun ein gutes Team, auch machte mir die Hitze nichts mehr aus, und schon bald würde ich am Ende der Welt ankommen, wo die Luft klar war und kühl, die Mädchen frisch und lieb und Triathlon verboten. Dort oben, am Ende der Welt würde DJ Seppelpeter neben dem Waffelstand von Herrn Pfingst mit einem riesigen Kopfhörer fette Electrobeats auflegen, nur für mich und Sina. Auf einer Lancaster Sun Sport Tube würde sie lächelnd herbeischweben und mir einen feuchten Kuss auf die Lippen drücken, und dann würden wir gemeinsam Mandeln essen und Glühwein trinken so wie damals auf dem Weihnachtsmarkt und dann mal in ein chiliiges Klangbett hupfen und schnäbeln, was das Zeug hält, und mit unserem Bett versinken in einem heimeligen Brei aus Liebe, Harmonie und Düne Kebab. Kein Stress mehr, kein Streit mehr und keine bösen Worte mehr, Worte wie:
    »Sag mal, bist du jetzt komplett bescheuert?!?«
     
    Das war zwar eine Frauenstimme, doch klang sie nach allem anderen als nach zu heimeligem Brei geschmolzener Liebe. Ich bemerkte, dass mein Mund recht feucht, ja geradezu nass war.
    »MAAATZZZEE!!!! Maaatze!!! Du musst hier mal trinken, ne!«, befahl mir eine Männerstimme. »Hörst du? TRINKEN!«
    Jaaaa ... ich trank ja schon - vielleicht nicht viel, aber ich trank doch brav, warum schrie mich denn dann ein Mohr an? Ich trank und trank, und mit jedem Schluck merkte ich umso mehr, dass ich gar nicht mehr am Laufen war! Ich war vielmehr am Herumliegen, und zwar im rostroten Sand einer ziemlich hohen Düne, und am Starren war ich, und zwar auf einen Farbigen, einen Sportler im blauen Poloshirt und eine hübsche Schwarzhaarige mit weißer Mütze, die ich von irgendwoher zu kennen glaubte. Die schwarzhaarige Frau legte mir ein kühles, feuchtes Tuch auf die Stirn und sah sehr besorgt aus. Sie hatte wirklich schöne braune Augen und ein schmales, mädchenhaftes Gesicht mit ganz süßen Grübchen an den Mundwinkeln. Ob ich sie wohl küssen durfte irgendwann? Doch als ich mich nach oben drückte, da wurde es wieder eiskalt auf meiner Stirn. Es muss eine gute Minute gedauert haben, bis ich die Frage in meinem Kopf in hörbare Worte umgewandelt hatte. »Wie kriegt ihr denn das Tuch so kühl?«
    »Kühlakku!«, antwortete der Sportler mit der Stubenfliegenbrille wie aus der Pistole geschossen. »Kühlakku, echt?« »No!«
    Langsam drehte ich meinen Kopf zum Schwarzen.
    »Hallo!«, lächelte ich und wurde sofort wieder mit Wasser begossen. Was sollte das denn? Bräsig schwappte mein Blick über alle Gesichter, am schwarzen blieb er erneut hängen.
    »Wir sind gar nicht am Ende von der Welt, oder?«
    »Du bist vor allem hier mal komplett dehydriert wie eine Zombie immer weitergelaufen, ne!«, antwortete er, und mir fiel auf, dass er eine verblüffende Ähnlichkeit mit Bahee hatte, meinem Guide von der Namibia-Rundreise.
    »Wie ein Roboter!«, ergänzte die süße Schwarzhaarige, die nun plötzlich aussah wie meine letzte Freundin, »der Einzige, der die Kondition hatte, dich einzuholen, war Kevin! Der hat dir das Leben gerettet!«
    Da schnappte mein Oberkörper nach oben, als hätte jemand einen Defibrillator auf der Brust gezündet. »KEVIN!«
    Doch schwarze Mann staaark, mich fesde nach unde druck.
    »TRINK!«
    Verwirrt nahm ich einen Schluck aus einer zweiten Flasche Wasser, die der unsympathische Typ im blauen Polo für mich geöffnet hatte. Und dann war leider die komplette Erinnerung wieder da.
    »Geht wieder, danke«, murmelte ich, das Sprechen fiel mir noch

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