Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hundeelend

Hundeelend

Titel: Hundeelend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Bateman
Vom Netzwerk:
auch Ironie sein können, wie bei dieser … wie heißt sie gleich, die dieses eine Lied gesungen hat, wie hieß das noch mal?«
    »Wie bitte?«
    »Du weißt schon, dieses Lied über Ironie. Hieß das nicht irgendwas mit ›Ironic‹? Genau, Sheryl Crow. Der Song, in dem sie darüber singt, wie ironisch alles ist, aber im Grunde ist alles todernst. Sie ist da wohl einem fundamentalen Missverständnis über die Bedeutung von Ironie aufgesessen. Na ja, also, vielleicht haben sie es ironisch gemeint? Mord ist unser Geschäft, aber eigentlich gehören sie zu den Guten, haben Jeff unter ihren Schutz gestellt, und morgen spaziert er durch deine Tür und wundert sich, was wir für ein Heckmeck machen.«
    »Das ist Schwachsinn«, erklärte ich, und sie gab mir umgehend recht.
     
    Normalerweise schätze ich Pläne, die keine Taten erfordern. Ich bin nicht pro-aktiv, ich bin inaktiv. Ich bevorzuge
die Trägheit. Ich mag Bücher. Meine Erkenntnisse basieren auf Beobachtungen und logischen Schlussfolgerungen. Das ist meine Kragenweite.
    Wie üblich öffnete ich den Laden um neun. Während ich mit der einen Hand am Computer arbeitete, ruhte die andere auf dem Schlachtermesser unter der Theke.
    Es hatte meinem Vater gehört.
    Er hatte sich fürs Schlachten interessiert.
    Was ungewöhnlich ist für einen Vegetarier.
    Alison traf ein. Es war mir unangenehm, sie in Gefahr zu bringen, gleichzeitig machte es keinen großen Unterschied mehr, denn die wussten ohnehin bereits alles über sie. Wie gewohnt unterbreitete mir Alison jede Menge unsinniger Vorschläge zum weiteren Vorgehen. Aber auch was ich über die Kennzeichen der beiden BMWs herausfand, half uns wenig weiter. Sie wirkten auf den ersten Blick völlig normal, gleichzeitig waren sie alles andere als das, denn sie stammten aus einer Serie von Buchstaben und Ziffern, die erst in drei Jahren vergeben werden würden.
    »Vielleicht kommen sie aus der Zukunft?«, schlug Alison vor.
    Und da wunderte sie sich, warum ich sie nicht als gleichwertige Partnerin im Detektivgeschäft betrachtete, wo es doch für alle Welt offensichtlich war.
    »Wir können nicht hier herumhocken und nichts tun.«
    »Tu ich auch nicht«, erwiderte ich, denn der Durchbruch in der Nummerschilderfrage lieferte durchaus eine klare, wenn auch beunruhigende Spur.

    »Ich meine, die haben Jeff, tot oder lebendig. Wir müssen jemanden informieren. Seine Mutter macht sich doch bestimmt Sorgen um ihn.«
    Pah, lächerlich, die Vorstellung einer Mutter, die sich Sorgen um ihr Kind machte.
    Ich hatte keine Ahnung, ob Jeff so etwas wie eine Familie hatte. Er war einfach jemand, der Bücher einräumte. Ich war Gott weiß schon genug belastet mit den Problemen meiner Kunden; wobei da wenigstens die vage Aussicht bestand, ihnen etwas Geld aus den Rippen zu leiern. Jeff dagegen bezahlte ich sogar, da konnte man wohl kaum verlangen, dass ich auch noch irgendwas über ihn wusste. Tatsächlich war mir nur eine einzige konkrete Sache über ihn bekannt, was aber in diesem Moment völlig ausreichte.
    »Ich weiß genau, wen wir anrufen müssen.«
    »Hm?« Sie arrangierte gerade die Bücher im Schaufenster um in dem wenig überzeugenden Versuch, Passanten mit einer Erweiterung des Sonderverkaufs zu locken.
    »Amnesty International. Er hat einen Großteil seines Erwachsenenlebens darauf verschwendet, für diesen Verein zu arbeiten. Jetzt ist es Zeit für eine Wiedergutmachung. Wenn diese Leute sich schon für irgendein über Meinungsfreiheit jammerndes Plappermaul in Afrika so ins Zeug legen, was können die dann erst hierzulande für einen der ihren bewegen! Es wird Protestmärsche geben und Hungerstreiks und Sitzblockaden. Die werden so viel Ärger machen, dass die Entführer Jeff gehen lassen müssen.« Ich war ziemlich angetan von meinem Plan. Ich
hatte sogar schon das Telefon in der Hand. Ich wartete nur noch auf Alisons begeisterte Zustimmung, bevor ich die Kampagne lostrat. Doch sie wirkte abgelenkt. »Alison, hörst du mir überhaupt …?«
    Dann sah ich, was sie sah: den BMW, der auf der anderen Straßenseite parkte, Türen, die aufflogen, und den Anzug, der auf uns zukam.

24
    Eine innere Stimme flüsterte: Schließ die Tür ab, bring dich in Sicherheit, doch ich stand wie angewurzelt da, im Niemandsland zwischen panischer Erstarrung und dämlichem Glotzen. Er trat ein, mit seinem grauen Anzug, den schwarzen Lederhalbschuhen, dem kurzen Haar und einem beiläufigen Nicken, und betrachtete die Bücher. Meine Hand hatte sich

Weitere Kostenlose Bücher