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Hundeelend

Hundeelend

Titel: Hundeelend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Bateman
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undeutliches Stimmengemurmel. Dann Jeff: »Tut mir leid, ich glaube, ich hab mich verfahren, ist das hier die Straße nach …«
    Er brachte den Satz nicht zu Ende; eine Wagentür flog auf; Grunzen und Stöhnen; jemand sagte: »Jetzt.« Kurzes Rauschen in der Leitung, doch die Verbindung blieb erhalten. Dann Schritte. Eine Wagentür schlug zu. Kurz darauf Atemgeräusche.
    »Jeff …?«
    »Vergessen Sie eins nicht.«
    Das war nicht Jeffs Stimme. Sie klang kalt, hart und ausdruckslos.
    »Was?«
    »Mord ist unser Geschäft.«

23
    Kurz vor Anbruch der Dämmerung kehrte ich zum Kein Alibi zurück. Ich parkte hinterm Haus und verbrachte mehrere qualvolle Minuten damit, Schlösser zu entriegeln und Codes einzutippen, bevor ich mich in die Sicherheit des Ortes flüchtete, den Jeff als »der Bunker« bezeichnet hatte.
    Jeff!
    Dieser arme Narr war von unbekannten Mächten entführt worden. Möglicherweise trieb er jetzt bereits mit dem Gesicht nach unten im Lagan oder war mit abgeschnittenem Ohr an einen Stuhl gefesselt. Warum war er auch so bescheuert und ließ sich fangen? Zum Glück war er nur eine Teilzeit-Aushilfe und keiner aus der Familie. Meine oberste Sorge galt meiner eigenen Sicherheit, dann der meiner Mutter, der meines Babys und schließlich der seiner Austrägerin. Besser, ich brachte alle drei hier im Laden unter. Es war unmöglich abzuschätzen, wie viel »sie« wussten oder ob sie überhaupt etwas von uns wissen wollten . Sie hatten sich Jeff geschnappt, weil er einen ihrer Leute verfolgt hatte; und hätte er nicht so viel Zeit mit blödem Geschwätz vertrödelt, hätte er mir von seiner Entdeckung berichten können, bevor sie ihn sich krallten. So blieben mir lediglich die Kennzeichen
der beiden BMWs und die Worte, mit denen mir einer von ihnen am Telefon gedroht hatte.
    Ich warf den Computer an und kontrollierte die Sicherheitskameras. Es gab keine Anzeichen für irgendwelche Beschatter vor oder hinter dem Laden. Vielleicht dachten sie, ihre Warnung sei ausreichend.
    War es überhaupt eine Warnung? Unterm Strich eine Frage der Semantik.
    Sie hatten gesagt: Mord ist unser Geschäft, mit der Betonung auf unser .
    Was genau sollte das heißen? Dass sie beruflich Leute um die Ecke brachten? Oder dass sie Morde aufklärten, also Cops waren? Oder machten sie sich einfach über den Kein-Alibi-Slogan lustig?
    Ich rief Mutter an. Sie litt ebenso unter Schlaflosigkeit wie ich, doch während ich die ganze Zeit beschäftigt war, hockte sie nur daheim im Sessel, trank und glotzte aus dem Fenster. In unserer Straße gab es absolut nichts, das ihr entging. Sie wusste Bescheid über das Kommen und Gehen, die Affären, die Streits und Querelen, die Haustiere, die ausgetragene Post und welche Baumarten in der Straße wuchsen. Und sie hatte eine kritische Bemerkung für alles und jeden übrig, selbst für die Bäume. Sie war eine gemeine, rachsüchtige alte Schabracke, doch sie sah alles .
    Ich sagte: »Ich bin’s. Bist du noch auf?«
    »Natürlich bin ich noch auf, du erbärmlicher kleiner Schwachkopf.«
    »Sitzt du am Fenster?«
    »Ich sitz immer am Fenster, wenigstens solang ich nicht in deinem beschissenen kleinen Drecksladen hocke.«

    »Mutter, bitte, ich brauche eine Auskunft. Hast du auf der Straße etwas Ungewöhnliches bemerkt? Irgendwelche fremden Fahrzeuge, die dort parken? Oder Leute, die in fremden Fahrzeugen sitzen und unser Haus beobachten? Überhaupt irgendwas Merkwürdiges?«
    »Warum? Was hast du jetzt schon wieder angestellt? Schuldest du anderen Leuten Geld? Gibst du dich jetzt mit Drogendealern ab?«
    »Nein, Mutter, ich …«
    »Mir war von Anfang an klar, dass dein Laden eine beschissene Pleite wird. Du bist so ein hoffnungsloser Versager, keine Ahnung, warum ich dich überhaupt adoptiert habe.«
    »Du hast mich nicht adoptiert, Mutter.«
    »Leider, denn sonst hätte ich dich zurückgeben können, du lächerliche Missgeburt.«
    Ich wartete. Sie war nicht immer so. Es war wie bei einem tropfenden Heizkörper: Ab und zu musste man den Dampf ablassen und dann am richtigen Punkt das Ventil wieder zudrehen, damit das kochende Wasser nicht herausspritzte. Wenn man den passenden Moment erwischte, konnte man im Anschluss den sogenannten Normalbetrieb wiederaufnehmen. Mutters Ventil musste regelmäßig nachjustiert werden. Nach einer Minute Schweigen sagte sie: »Was für eine Art fremder Wagen?«
    »Irgendwelche Fabrikate, die man bei uns nicht oft sieht. Vielleicht ein BMW.«
    »Vorhin stand einer da. Er

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