Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hundeelend

Hundeelend

Titel: Hundeelend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Bateman
Vom Netzwerk:
inzwischen so weit erholt, dass sie sich um das Schlachtermesser krümmen konnte. Manchmal hatte ich damit in den frühen Morgenstunden trainiert und gegen unsichtbare Feinde gekämpft. Aber das hier war etwas völlig anderes. Dieser Kerl hier existierte nicht nur in meiner Vorstellung. Zumindest wirkte er recht real – wobei man das aufgrund meiner hohen Medikamentendosierung nie so genau sagen konnte. Doch werden Halluzinationen nur selten gemeinschaftlich erlebt – es sei denn, die Jungfrau Maria ist mit im Spiel –, und da Alison ihn ebenfalls wahrnahm, schien mir das eine Bestätigung für seine tatsächliche Präsenz.
    Ich wollte gerade sagen: »Bitte töten Sie uns nicht, wir tun auch alles, was Sie wollen«, als Alison sich einschaltete.
    »Kann ich Ihnen helfen, Sir?«, fragte sie forsch, während sie aus dem Schaufenster stieg, ihn umrundete und sich neben mich stellte.

    Der Mann in Grau wählte ein Buch und drehte sich dann zur Theke. »Ich nehme das hier«, sagte er. Er sprach mit deutlich englischem Akzent, ich tippte auf eine an London angrenzende Grafschaft.
    Mein Herz raste, mein Fuß trommelte auf den Boden, und – o Gott – mein Blutdruck! Dies war der Mann, der Jeff entweder entführt oder getötet hatte. Und nun stand er mitten in meinem Buchladen, während ich völlig wehrlos war; abgesehen von meinem Schlachtermesser und meiner Freundin, die einmal behauptet hatte, sie könne einen Menschen mit einem Fußtritt töten, auch wenn sie in meinem Beisein noch nie den Beweis dafür erbracht hatte. Er hatte Horace McCoys Nur Pferden gibt man den Gnadenschuss gewählt. Ich hätte eine Menge in den Umstand hineininterpretieren können, dass dieses Buch mit einem Mord endete, statt mit einem zu beginnen; doch er hatte viel zu rasch danach gegriffen, um damit eine bestimmte Aussage machen zu wollen. Jeder, der sich so schnell für ein Buch entscheidet, ist entweder ein Angeber oder wurde von einem Buchclub einer Gehirnwäsche unterzogen.
    »Sechsneunundneunzig«, sagte ich. Meine Stimme klang so zittrig, wie meine Knie sich anfühlten. Alison legte eine Hand auf meinen Rücken und rieb ihn mit kreisförmigen Bewegungen. Sie brauchte mich im Vollbesitz meiner Kräfte. Ich brauchte mich im Vollbesitz meiner Kräfte. Gottverdammt, das war mein Laden, mein Territorium, und er war lediglich ein Mann im Anzug. Ich hatte schon beängstigenderen Gegnern mutig ins Angesicht geschaut, eingeschlossen Mutter.
    Halte … ihm … stand.

    »Lassen wir den Blödsinn«, blaffte er. »Wie viel wollen Sie dafür?«
    Ich räusperte mich. »Es ist zwar nicht reduziert, aber ich geb’s Ihnen für sechsneunzig.«
    »Ich sagte, lassen wir den Blödsinn. Sie wissen genau, wovon ich rede.«
    »Da bin ich mir nicht so sicher.«
    »Wir haben Ihren Freund.«
    »Ich habe keine Freunde.«
    »In Anbetracht der Lage wirken Sie ziemlich lässig.«
    »In Anbetracht welcher Lage?«
    »Dass wir Ihren Freund haben.«
    »Sie können ihn behalten.«
    »Versuchen Sie hier nicht, den harten Max zu markieren.«
    Alison schnaubte. Wir sind ein gutes Team. Ich entspannte mich ein klitzekleines bisschen. Wir standen hinter der Theke, aber noch besser wäre ein Fallgitter oder ein Festungswall mit Graben gewesen.
    Der Mann in Grau knurrte: »Er hat uns alles erzählt.«
    »Er weiß gar nicht alles.«
    »Also gibt es was zu wissen?«
    »Es gibt immer was zu wissen«, erklärte ich.
    »Über die Sache?«
    »Über welche Sache?«
    »Sie wissen genau, wovon ich rede.«
    »Da bin ich mir nicht so sicher.«
    »Er ist zusammengeklappt wie ein nasses Handtuch.«
    »Ich hoffe in Ihrem Interesse, dass Sie ihm nicht wehgetan haben«, schaltete sich Alison ein.

    Der Mann in Grau schüttelte den Kopf. »Sie hätten sich nicht einmischen sollen, keiner von Ihnen. Sie haben keine Ahnung, womit Sie es hier zu tun haben. Das ist nichts für Amateure.«
    »Trotzdem sind Sie hier«, sagte ich, »und verhandeln gerade mit welchen.«
    »Ich verhandle nicht, ich gebe Ihnen eine Chance.«
    »Nein«, erwiderte ich, »wir geben Ihnen eine Chance.«
    »Wie bitte?«
    »Wenn Sie die Sache wollen, dann lassen Sie Jeff frei.«
    »Jeff? Er hat gesagt, er heißt Marcus.«
    »War das, bevor er zusammengeklappt ist wie ein nasses Handtuch?«, erkundigte sich Alison.
    »Lass Sie ihn frei«, wiederholte ich. »Er weiß weder was über diese Angelegenheit noch über sonst was.«
    »Dann händigen Sie uns die Sache aus, und die Angelegenheit ist für Sie beendet.«
    »Vor

Weitere Kostenlose Bücher