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Hundeelend

Hundeelend

Titel: Hundeelend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Bateman
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erzählt, dass Michael Gordon letzten Sommer ausgezogen ist und das Haus seit der Zeit leer steht. Hast du kapiert? Kein Mensch lebt dort. Seine Mutter ist schon vor Jahren gestorben! Man hat uns verarscht, man hat uns verflucht noch mal für blöd verkauft!«

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    Ich habe mich oft über Jeffs Leidenschaft für übersteigerte Verschwörungstheorien mokiert – kaum ein historischer Moment, hinter dem er nicht wahlweise die Machenschaften von Juden, Opus Dei, Illuminaten, Aliens, den Glorreichen Sieben oder einer kleinen Gruppe von Sachbearbeitern im Bauamt wittert. Dahingegen widme ich meine Zeit lieber realistischen Verschwörungstheorien, wie sie einige unserer besten Romanautoren ersonnen haben – von denen übrigens viele hier in den Regalen des Kein Alibi stehen. Da gibt es Graham Greenes meisterhaften Roman von 1943, Ministerium der Angst , Richard Condons grandiosen Manchurian Kandidat von 1959, und selbst Umberto Ecos wortreiches Epos Das Foucaultsche Pendel von 1988 hat starke Momente. Aus langem und intensivem Studium dieser Thriller weiß ich: Personen, die eine geheime Verschwörung aufdecken, können häufig nicht mehr unterscheiden, was real und was bloßer Zufall ist, außerdem sind sie durch die vielen einander widersprechenden Fakten, Gerüchte und Lügen, durch Propaganda und Gegenpropaganda heillos verwirrt. Häufig müssen sie unter Einsatz ihres Lebens oder ihrer geistigen Gesundheit darum kämpfen, die verborgenen Verflechtungen zu entwirren und, äh, die weibliche
Heldin für sich zu gewinnen. Daher war ich theoretisch empfänglich für die Idee einer Verschwörung, nahm sie jedoch nicht einfach leichtgläubig für bare Münze. Jeff war gekidnappt worden, ich wurde erpresst und bedroht, dunkle Mächte machten Jagd auf den Jack Russel – das alles schien äußerst bizarr und war dennoch höchst real. Natürlich wirkte es zunächst ziemlich überspannt, wenn Alison nun behauptete, jemand hätte kurzfristig ein leerstehendes Haus mit einer alten Frau, einem greisen Labrador und diversen persönlichen Habseligkeiten möbliert, um uns weiszumachen, Michael Gordon wäre nach England verschwunden, obwohl ihm in Wahrheit etwas viel Schlimmeres zugestoßen war; doch seit meiner Begegnung mit den mörderischen Nazis verblüffte es mich kaum noch, welche Anstrengungen manche Menschen unternahmen, um mich heillos zu verwirren.
    Aber ich trotzte lachend der Verwirrung.
    Wenn mich die Versenkung in die abgründige Welt der Kriminalliteratur auf irgendetwas vorbereitet hatte, dann auf den Umgang mit jeder Art von faulem Zauber im echten Leben. Selbst der durchtriebenste Schurke konnte keine Heimtücke oder List ersinnen, der ich nicht bereits zwischen zwei Buchdeckeln begegnet war. Daher würde es mich schon sehr überraschen, wenn es meinen Gegenspielern jemals gelänge, mich mit irgendetwas wirklich zu überraschen.
    Ich wartete darauf, dass Alison aus dem Haus in der Lisburn Road zurückkehrte, starrte an die Decke und dachte über den Fall nach, als mich ein plötzliches Rütteln an den Rollgittern aufschreckte und instinktiv nach
dem Schlachtermesser unter der Theke greifen ließ. Erneutes Rütteln, jetzt untermalt von einer trunkenen Stimme. »Ich weiß, dass du da drin bist. Ich kann Licht sehen, also mach schon auf!«
    Immer wieder mal stoßen Betrunkene Verwünschungen gegen mich oder den Laden aus. Und zugegebenermaßen sind die Rollläden die billigsten auf dem Markt, und mit etwas Kraftaufwand kann man sie an den Seiten so weit hochstemmen, dass man innen Licht sehen kann. Dennoch stellen sie einen erheblichen Fortschritt dar, gemessen an der Frühzeit des Kein Alibi, als ich mir noch keine Rollläden leistete. Der Wert solcher Vorrichtungen wurde mir während des langen Wochenendes zwischen dem 13. und 15. Juni 1998 klar, als eine Gang Betrunkener zweiundsiebzig Stunden lang meine Geschäftsräume belagerte, und zwar im Schichtwechsel, damit immer jemand besoffen genug war, um mich weiter zu beschimpfen und gegen mein Schaufenster zu donnern. Hätte ich ihnen kurz freundlich zugewinkt, wären sie vermutlich einfach weitergetorkelt; aber dass ich plötzlich das Licht ausknipste und mich unter der Theke versteckte, weckte ihre Neugier und verletzte ihre Gefühle. Und da gerade wieder einmal bürgerkriegsähnliche Zustände in unserer Stadt herrschten, waren auch keine Polizeikräfte abkömmlich, sich um diesen von ihnen als geringfügige öffentliche Ruhestörung klassifizierten Vorfall zu

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