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Hundeelend

Hundeelend

Titel: Hundeelend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Bateman
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Bitterkeit, Eifersucht und unmotivierter Gewalttätigkeit. Den Holiday Inn Express an einem Dienstagabend kurz nach zehn zu betreten, glich also dem Eindringen in ein Kriegsgebiet. Der Geruch nach Blut, Innereien und Verzweiflung verdickte die Luft, Tabakqualm hing in Mänteln und Bärten, und Pfützen aus Erbrochenem und verschüttetem
Guinness zwangen uns zu einem moonwalkartigen Gang, während wir uns durch die Menge schoben und nach Jeff Ausschau hielten – wobei wir immer im Hinterkopf hatten, dass es sich um den Tipp eines Betrunkenen handelte. Aber dann sah ich ihn in einer Ecke, umgeben von Frauen, wie er gerade ein Bierglas zum Mund führte; meine Augen begegneten den seinen, und für einen Augenblick starrte er mich verdutzt an. Dann setzte er sein Glas ab, zwängte sich rasch hinter dem Tisch hervor, trat dabei auf alle möglichen Zehen und stieß Gläser um, offensichtlich wild entschlossen, sich aus dem Staub zu machen.
    »Macht sich einfach vom Acker, der jämmerliche kleine Scheißer«, zischte Alison.
    Wir hängten uns an seine Fersen, riefen ihm hinterher, doch das allgemeine Gelärme und die poetischen Aufschreie gequälter Seelen übertönten uns, und sture Lyriker versperrten uns den Weg. Einen Moment lang glaubten wir schon, wir hätten ihn verloren, da entdeckten wir ihn tief gebeugt zwischen zwei streitenden Gruppen, wie er in Richtung Toiletten zu entwischen suchte. Ich machte Alison ein Zeichen, die in eine andere Richtung gestartet war, um ihm den Weg abzuschneiden. Sie reckte den Daumen und wir trafen uns am Eingang zu den Toiletten. Hinter der Haupttür ging es für Männer und Frauen jeweils rechts oder links ab, und wir teilten uns entsprechend auf. Das Männerklo war leer bis auf einen komischen Kauz, der über das Urinal gebeugt dastand und heulte, wobei er den Kopf auf seinen an die Wand gelegten Arm stützte.

    Alisons Stimme hallte in den gekachelten Räumen wieder: »Hier ist er!«
    Ich stürzte ins Damenklo. Eine Frau zupfte sich vor dem Spiegel ihren Damenbart, eine andere attackierte den Kondomautomat und brüllte: »Er hat meine Pfundnote geschluckt! Er hat meine Pfundnote geschluckt!« Keine der beiden nahm Notiz von mir. Das schien mein Schicksal zu sein.
    Alison hatte Jeff buchstäblich in eine Ecke gedrängt. »Da ist er. Da ist der kleine Mistkerl.«
    Ich war mir nicht ganz sicher, warum er sich so schutzsuchend zusammenkauerte. Er war ein junger, körperlich gesunder Mann, der gelegentlich Gewichte stemmte; er hätte Alison und mich leicht umhauen können, mit einer Hand hinter dem Rücken gefesselt und einem ab dem Knie amputierten Bein. Trotzdem presste er den Rücken gegen die Wand und wirkte völlig verängstigt. Höchstwahrscheinlich waren wir die moralisch Überlegenen, was uns eine besondere Macht verlieh.
    »Hallo, Jeff«, sagte ich ruhig. »Schön, dich hier zu sehen.«
    Er hob beschwichtigend die Hände. »Ich kann alles erklären, ich kann’s euch erklären. Hat … hat man euch verfolgt? Wurdet ihr auf dem Weg hierher verfolgt?«
    »Verfolgt, Jeff?«
    »Von ihnen ! Denen entgeht nichts, sie beobachten alles!«
    »Nicht hier drin, Jeff.«
    Ich hatte die Situation absolut im Griff.
    Dagegen war Alison völlig aus dem Häuschen. Sie rammte einen Finger in seine Richtung und brüllte: »Pack endlich aus, du kleiner Scheißer!«

    »Es tut mir leid … es tut mir so leid. Aber die haben gesagt, ich hätte ja keine Ahnung, in was ich da verwickelt bin. Und dass es besser für mich wäre, wenn ich mich von euch fernhalte, nicht zur Arbeit gehe, mein Handy ausschalte und einfach abtauche. Der Mann meinte, ihr steckt bis über beide Ohren in einem Riesenschlamassel, und dann haben sie mich ständig nach diesem Hund gefragt, einem Jack Russell, und wo wir ihn versteckt hätten. Andauernd haben sie mich angebrüllt, wir sollen den Hund rausrücken, wo ist der Hund, gebt uns den Hund. Mir war völlig schleierhaft, wovon sie reden, aber sie wollten mir nicht glauben, und ich hatte Angst, sie machen mich kalt …«
    »Und haben sie dich kaltgemacht, Jeff?«, fragte Alison.
    »Nein, so wie es aussieht …«
    »Haben sie dir wehgetan?«
    »Sie haben mich angebrüllt!«
    »Wo war das?«, fragte ich. »Warst du in ihrem Hauptquartier?«
    »Gott sei Dank nicht! Wenn man erst mal da drin ist, kommt man nie wieder raus!«
    »Wo dann?«
    »Ich musste an der Küste entlangfahren. Zu einem Strand. Ich hatte Angst, sie würden mich ersäufen.«
    »Haben sie dich ersäuft,

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