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Hundeelend

Hundeelend

Titel: Hundeelend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Bateman
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fertiggeworden; aber von Fremden gemustert zu werden oder gar Smalltalk mit ihnen machen zu müssen, ohne die geringste Aussicht auf einen kommerziellen Nutzen, war ein schieres Ding der Unmöglichkeit. Leider war ich inzwischen hellwach, vermutlich wegen der Bettwanzen, die mich ohne Zweifel heimgesucht hatten. Unter anderem fällt mir das Schlafen auch deshalb so schwer, weil ich beständig die Augen nach ihnen offen halte. Normalerweise entfalten sie ihre Aktivitäten kurz vor Sonnenaufgang. Mit zwei Saugrüsseln durchbohren sie die Haut. Mit dem einen injizieren sie ihre Spucke, die Gerinnungs- und Betäubungsmittel enthält, während sie mit dem anderen ihrem Opfer das Blut aussaugen. In meinen Augen grenzt es an ein verdammtes Wunder, dass überhaupt jemand schlafen kann.

    Ich stand auf. Alisons Büstenhalter und Höschen lagen am Boden. Ich schlüpfte hinein.
    Nicht notwendigerweise mit perverser Absicht.
    Ich wollte einfach nur wissen, wie es sich anfühlte, Alisons Unterwäsche zu tragen.
    Dann betrachtete ich mich selbst im Spiegel.
    Am anderen Ende des Flurs rief Alison: »Bist du wach? Hast du Lust auf Eier?«
    »Komme gleich«, rief ich zurück.
     
    Ich war vollständig angezogen, und zwar ausschließlich mit meinen eigenen Kleidern. Ich schlurfte in die Küche, die Hände in den Hosentaschen, aber es waren nicht Alisons Mutter oder Schwester, es sei denn, es handelte sich um einen gewaltigen Zufall. Es war Pat, die ehemalige Zukünftige des verblichenen Jimbo und baldige Mutter seines Kindes.
    »Oh«, sagte ich.
    »Sie hat gemeint, es macht Ihnen nichts aus.«
    Alison stand am Herd und rührte die Eier in der Pfanne. »Wie magst du deine?«
    Ich mochte gar keine. Ich schüttelte den Kopf und fragte nach einem Twix. Ich kannte mal ein Kind, das allergisch auf Eier war und dessen Kopf durch den Verzehr selbiger auf die Größe eines Medizinballs anschwoll. Daher gehe ich nach Möglichkeit kein unnötiges Risiko ein. Anders als dieses Kind. Alison öffnete den Kühlschrank und gab mir ein Twix.
    »Ich hab sie extra gekauft«, sagte sie, »nur für dich.«
    »Das ist so was von süß«, flötete Pat. »Jimbo hat für mich auch immer so nette Sachen gemacht.«

    »Armer Jimbo«, sagte Alison. Ich versuchte, Blickkontakt mit ihr aufzunehmen, aber sie hatte sich schon wieder ihren Eiern zugewandt. Was in aller Welt hatte diese Frau hier zu suchen ? Heute war die Beerdigung ihres Mannes, da war doch sicher noch jede Menge Kram zu erledigen. Ich setzte mich an den Tisch. Sie rauchte und benutzte eine Untertasse als Aschenbecher. Mir fehlten schlichtweg die Worte.
    Pat lächelte mich an. Gelbe Zähne. »Tut mir leid«, sagte sie, »aber wir hatten so einen Superdraht zueinander, und sie hat gesagt, ich kann sie jederzeit anrufen, wenn ich mal ’ne Schulter zum Flennen brauch. Und heute hatte ich mal wieder eine dieser Nächte, wo ich nicht schlafen konnte, weil ich ständig an ihn denken musste. Klar, meine eigene Familie versucht echt ihr Bestes, aber die kapieren einfach nicht, was ich grade durchmache, Ali dagegen versteht mich total.«
    Ali. Nicht mal ich nannte sie Ali.
    »Und du bist mehr als willkommen.«
    Ali stellte den Teller vor Pat ab und kehrte dann mit ihrem eigenen an den Herd zurück.
    Pat sagte: »Die schmecken echt klasse, ehrlich.« Sie nickte mir zu, und während sie redete, konnte ich Ei in ihrem Mund sehen. »Ich hätte eigentlich gleich kapieren müssen, dass Sie kein Cop sind. Und Ali – wir sind einfach zu gut miteinander klargekommen, als dass sie einer hätte sein können. Aber Privatdetektive, das klingt total aufregend.«
    »Es hat so seine Momente«, sagte Alison .
    »Seid ihr schon weitergekommen? Die Polizei verrät mir nicht die Bohne.«

    »Nicht wirklich«, sagte ich.
    »Oh, das würde ich nicht sagen«, widersprach Alison.
    »Wir dürfen leider nicht darüber reden«, sagte ich.
    »Ach Blödsinn«, sagte Alison. »Ihr Freund ist ermordet worden …«
    »Ist mir bekannt.«
    »… und sie kriegt bald ihr Kind. Stell dir vor, es wäre unser Baby und du wärst ermordet worden. Ich würde sicher auch alles wissen wollen. Würdest du etwa nicht alles erfahren wollen, wenn ich umgebracht worden wäre?«
    Vermutlich nicht, lautete die korrekte Antwort. Ich würde einfach weitermachen wie gehabt. Aber ich brachte ein Nicken zustande und sagte: »Es gibt nur einfach nichts zu berichten.«
    »Abgesehen von dem Jack Russell«, sagte Alison. »Aus irgendeinem Grund ist alle Welt

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