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Hundeelend

Hundeelend

Titel: Hundeelend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Bateman
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von denen haben die je wieder was von sich hören lassen. Da wird mir sicher nicht ganz plötzlich noch jemand einfallen …« Im nächsten Moment hielt sie inne, ihr Unterkiefer sackte ein wenig nach unten und wir beugten uns beide vor. Aber schon lächelte sie wieder und sagte: »Wohl kaum, oder? Ich hab mein Bestes getan und denen alles gesagt, was ich zu dem Zeitpunkt gewusst hab. Wenn sie jemanden gefunden hätten, hätten sie ihn bestimmt verhaftet und würden ihn nicht zur Beerdigung
kommen lassen. Und wenn ihr jemanden aufgespürt hättet, hättet ihr ihn sicher auch festgenommen, oder? Aber so weiß niemand was, und wir verbrennen meinen armen Jimbo, und es kann jeder von den Anwesenden sein. Und vielleicht jubelt der innerlich noch, weil er weiß, dass irgendein Beweis, an den die Cops nicht gedacht haben, mit in Flammen aufgeht.« Dicke Tränen rollten ihr über die Wangen. »Wie soll ich diesen Tag nur überstehen? Wie soll ich das bloß schaffen?« Sie drückte ihre Zigarette in der Untertasse aus und legte die Hände flach auf den Tisch. Sie zitterten. »Warum musste mein Jimbo sterben? Warum ausgerechnet er? Was soll ich bloß meinem Baby erzählen?«
    Sie wollte eindeutig getröstet werden. Aber Alison war aufgestanden, um die Eierpfanne abzuwaschen. Also warf Pat sich auf mich und schluchzte, dass ihr ganzer Körper bebte. Ich kann unkontrollierte Gefühlsausbrüche nicht ausstehen. Daher versuchte ich, weiter mein Twix zu essen und ihr gleichzeitig den Rücken zu tätscheln, bekam das aber irgendwie nicht ganz hin. Schließlich spürte sie mein Unbehagen und ließ mich los. Sie wischte sich die Tränen ab.
    »Entschuldigung«, sagte sie.
    Ich nieste.
    »Entschuldigung«, sagte ich und reichte ihr die Küchenrolle.

32
    Nachdem Pat schließlich abgezogen war, um sich auf die Beerdigung vorzubereiten, fuhren wir in den Laden. Wir waren beide ziemlich nervös. Obwohl wir Gregs Dreiundzwanzig-Stunden-Ultimatum als heiße Luft abgetan hatten, krochen die Uhrzeiger dennoch unaufhaltsam Richtung Mittag. Alison, die ihre Arbeitszeiten im Juwelierladen reduziert hatte, um sich mehr ihrer Kunst widmen zu können, war für mich da, sowohl als Partnerin in der Verbrechensbekämpfung wie auch als moralische Stütze. Allerdings verspürte sie offensichtlich beständig das Verlangen zu kuscheln, was mir ziemlich peinlich war – und es sicher noch weit mehr gewesen wäre, hätten sich Kunden im Laden befunden. Ich wiederholte in einem fort: »Lass das«, aber sie lachte nur und wanzte sich erneut an mich ran.
    Gegen 11.45 Uhr suchte ich Zuflucht in der Küche. Dort bemühte ich mich gerade, einigermaßen Ordnung herzustellen – Brendan Coyle hatte auf der Suche nach angeblich dort gebunkertem Wein den Raum völlig verwüstet; ich hatte in diesem Punkt etwas geflunkert, doch war der Scherz eindeutig nach hinten losgegangen –, als ich die Türklingel hörte. An meiner Ladentür sind sowohl eine klassische Türglocke wie auch diverse Summer und
Pfeifen angebracht. Da die Küchentür geschlossen war, um eine Pfütze Booker-nominierten Urins am Einsickern in den Verkaufsbereich zu hindern, konnte ich den Eintretenden nicht sehen; weil jedoch die Chancen auf Kundschaft gering waren, konnte es sich wohl nur um Greg handeln, der etwas früher gekommen war, um uns unvorbereitet zu erwischen. Natürlich bin ich nie unvorbereitet, sondern immer bereit wegzurennen – wobei Rennen in meinem Fall etwas anderes ist als beispielsweise bei Ihnen, es sei denn, Sie sitzen in einem Rollstuhl, tragen Beinschienen oder haben verkümmerte Muskeln. Daher stand die Hintertür bereits offen, und ich war bereit, Hals über Kopf die Flucht anzutreten, als Alison nach hinten rief: »Da ist jemand für dich!«
    Es klang nicht unbedingt so, als kündigte sie damit Gregs Eintreffen an, also hielt ich inne, einen Fuß bereits im Freien.
    »Ich bin beschäftigt. Wer ist da?«
    »Komm und schau selbst.«
    Sie klang ein wenig unterkühlt, aber nicht unbedingt wie in größeren Nöten. Daher schlich ich zurück zur Küchentür und öffnete sie einen Spalt, um hindurchzuspähen. An der Theke stand ein bekümmert dreinblickender Jeff. Seine Hände waren in den Taschen seines Armeeparkas vergraben, und er vermied jeden Blickkontakt mit Alison. Erst als er mich den Laden betreten sah, hellte sich seine Miene ein klein wenig auf.
    »Hi«, sagte er.
    »Ich hab ihn gefragt, ob er ein Buch kaufen möchte, aber er scheint nicht

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