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Hundeelend

Hundeelend

Titel: Hundeelend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Bateman
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hinter dem Hund her.«
    »Himmel, warum das denn?«, wollte Pat wissen.
    »Wenn wir das nur wüssten«, erwiderte Alison. »Irgendwas muss an dem Hund dran sein. Warum sollte man ihn sonst stehlen? Andererseits, vielleicht ist alles auch nur ein Riesenhaufen Blödsinn.«
    »Ein räudiges altes Ding, mehr ist nicht dran.«
    Pat nickte eine Weile vor sich hin, während Alison und ich Augenkontakt aufnahmen. Sie wollte, dass ich mich mehr ins Zeug legte; und ich wollte, dass sie Pat schleunigst vor die Tür setzte.
    »Ihr habt nicht zufällig ein paar Aspirin da, oder?«
    »Aber klar doch.«

    »Wir hatten diese – wie sagt man noch gleich, Totenwache. Aber das ist im Grunde mehr so ein komisches Ding von den Katholiken, oder?«
    Meine Augen schossen zu Alison, die gerade das Tablett abstellte. Sie unterdrückte ein Lächeln. Pats Kommentar war so was von politisch unkorrekt, wenn auch in ihren Kreisen vermutlich nicht unüblich.
    »Ein Fest zu Ehren seines Lebens«, schlug Alison vor.
    »Aye, genau, trotzdem gefällt mir der Ausdruck nicht. Als müsste man ihn bewachen, weil er sonst abhauen täte oder so.«
    »Darum geht es nicht«, erklärte ich. »Es bedeutet, dass man über den Toten wacht, ihn auf seinem letzten Weg begleitet und ihn nicht alleine lässt.«
    »Alles klar, Mr. Neunmalklug«, sagte Pat. »Wie auch immer. Jedenfalls hatten wir ein paar Drinks zu viel, ohne dass ich’s so richtig mitbekommen hab. Jede Menge Freunde und Nachbarn waren da. War echt schön, alle möglichen Geschichten über ihn auszutauschen. Aber schon auch komisch, mit ihm mitten im Raum, in dieser Kiste. Echt komisch.«
    »Wie sah er aus?«
    Alison warf mir einen strafenden Blick zu. Ich sagte: »Was denn?«
    »Solche Fragen stellt man nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Es gehört sich einfach nicht. Tut mir leid, Pat, er hat einfach kein Gefühl für …«
    Ich unterbrach sie. »Mein Dad war zu Lebzeiten ein gut aussehender Mann.« Die Menschen legten einfach
zu viel Wert auf diesen steifen zeremoniellen Kram. »Aber nachdem ihn das Bestattungsunternehmen durch die Mangel gedreht hatte, sah er aus wie Frankensteins Monster. Na ja, vielleicht nicht ganz so, sondern eher, als hätte man ihn mit einem Hammer durchgeprügelt und dann in aller Ruhe aufschwellen lassen. Man konnte kaum mehr seine Augen erkennen. Schweinsäuglein. Er sah aus wie ein Schwein. Mit Schminke drauf. Die Schminke einer billigen Strichnutte. Ganz dick und rosa. Eine billige Strichnutte mit rosa Schweinchengesicht.«
    Alison nickte. »Danke für diese Ausführungen«, sagte sie.
    »Sah er auch so aus?«, erkundigte ich mich. »Sah Jimbo …?«
    »Himmel«, sagte Alison.
    Aber Pat schüttelte den Kopf. »Der Sarg war zu. Ich wollte mich nicht an ihn als Toten erinnern, verstehn Sie? Ich wollte ihn so in Erinnerung behalten, wie er gewesen ist.«
    »Ganz richtig«, sagte Alison.
    »Aber jetzt mach ich mir Sorgen wegen der Beerdigung«, fuhr Pat fort. »Ich hab Angst, wer kommt. Heißt es nicht, der Mörder taucht immer noch mal am Tatort oder bei der Beerdigung auf? Und wenn er da ist und ich drück ihm die Hand und erkenn ihn nicht mal? Ich bin bestimmt die ganze Zeit völlig abgelenkt.« Sie lächelte ein wenig. »Er hat diese schönen Freudenfeuer immer so geliebt. Ich bin sicher, wenn sie ihn heute anstecken, ist das genau sein Ding.«

    Bei ihr hörte sich das an, als handle es sich um eine Art Wikingerbegräbnis und nicht um eine Routinefeuerbestattung in Roselawn. Aber sie hatte recht, was die Teilnehmenden betraf – wenn mich die Lektüre von Abertausenden von Krimis etwas gelehrt hatte, dann, dass der Mörder sich immer bei der Beerdigung zeigte. Die meisten Morde werden von jemandem aus dem unmittelbaren Umfeld des Opfers begangen, daher würde ihr Fehlen bei der Beerdigung verdächtig erscheinen. Manche Mörder lesen dabei auf der Kanzel aus der Bibel, andere halten tränenreiche Lobreden, während sie insgeheim beten, dass sich das Netz nicht längst um sie zusammenzieht. Und das brachte mich zurück zu Pat und zu der Frage, welche von Jimbos Bekanntschaften sie teilte und wer davon als Mörder infrage kam. Ich befragte sie erneut über seine Freunde, seine Dealer, seine Kunden, aber sie schüttelt nur den Kopf, zog an ihrer Zigarette und erklärte: »Die Polizisten haben mir schon den letzten Nerv damit geraubt. Die haben alle Namen aufgeschrieben, die ich weiß, also praktisch jeden, den ich überhaupt je kennengelernt hab, ehrlich. Aber wegen keinem

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