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Hundeelend

Hundeelend

Titel: Hundeelend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Bateman
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interessiert.«

    Alison lächelte, aber auf diese unverbindliche amerikanische Art, bar jeden Gefühls.
    »Tja«, sagte er, »ziemlich peinlich, das Ganze.«
    »Nicht für uns«, entgegnete Alison.
    Jeff warf mir einen hoffnungsvollen Blick zu. »Ich hab mich gefragt, also, ob ich meinen Job, du weißt schon, ob ich ihn vielleicht zurückhaben kann.« Alison schnaubte. »Tut mir alles echt leid, wirklich, aber ich hatte einfach solche Angst. Außerdem hab ich noch mal über die Geschichte nachgedacht, und mir ist klar geworden, dass diese Typen nichts mit Hugo Cadiz’ Visum zu tun hatten.«
    Alison verdrehte die Augen. »Hugo Cadiz.«
    »Wie bist du darauf gekommen?«, fragte ich.
    »Ich hab ihn besucht, und er hat mir das Dokument gezeigt, das er für seinen Aufenthalt im Land braucht. Es ist letzte Woche ausgestellt worden und der Briefumschlag wurde vor zwei Tagen abgestempelt, also bevor sie mich geschnappt, zum Strand verschleppt und angebrüllt haben. Wahrscheinlich haben die Kerle mich nur verarscht.« Sein Blick wanderte kurz von mir zu Alison und wieder zurück. »Ich will wieder einsteigen. Im Laden. Bei den Nachforschungen.«
    »Er ist ein Doppelagent«, erklärte Alison.
    »Bin ich nicht, ich schwör’s bei Gott.«
    »Er ist ein Doppelagent, der einen Doppelbluff versucht.«
    »Bin ich nicht, ehrlich. Gebt mir eine Aufgabe, und ich beweis es euch.«
    »Na ja, du könntest einen dieser Bücherkartons öffnen und den Inhalt in die Regale einordnen«, schlug ich vor.

    »Mir schwebt eher eine Art Mission vor.«
    »Schick ihn Brötchen holen«, knurrte Alison.
    Ich saß zwischen zwei Stühlen.
    Einerseits wollte ich Alison beipflichten. Andererseits brauchte ich Jeff. Er war billig und stark und hatte sich im Grunde auch nicht viel zuschulden kommen lassen.
    Ich hatte keine Ahnung, wie ich mich aus dieser Zwickmühle wieder herausmanövrieren sollte.
    In diesem Moment öffnete sich die Ladentür zum zweiten Mal innerhalb weniger Minuten und quietschte fast schon vor Überbeanspruchung. Ich fuhr herum, gefasst darauf, niemand anderem als Greg in die Augen zu sehen – doch stattdessen erblickte ich ein weiteres bekanntes und ausnahmsweise sogar recht willkommenes Gesicht.
    »Inspektor«, sagte ich, »was für eine unerwartete Freude.«
    Inspektor Robinsons Stirn runzelte sich. »Wieso? Sie haben mir doch eine Nachricht hinterlassen.«
    An diesem Punkt erklärte Alison, sie müsse rasch los, Kaffee bei Starbucks holen. Als sie an mir vorbeihuschte, vermied sie jeden Augenkontakt. Sie öffnete die Ladentür, und während wir ihr nachstarrten, denn sie war durchaus einen Blick wert, rollte langsam ein BMW von rechts nach links am Laden vorbei.
    Auf dem Beifahrersitz saß Greg und hob zwei Finger und den Daumen wie eine Pistole. Erst zielte er damit nach oben, dann senkte er sie langsam in Alisons Richtung. Doch da wir uns nicht im sonnigen L. A. befanden, war sein Fenster geschlossen, der Finger stieß gegen die Scheibe, und er musste hektisch nach dem Schalter fummeln,
um sie runterzulassen; aber zu spät, denn er war bereits am Laden vorbei.
    Es war lustig.
    Ungefähr so lustig wie eine Feuersbrunst im Waisenhaus.
    Denn plötzlich wurde mir klar, was in dem ganzen Fall der rote Faden war.
    Unfähigkeit.
    Angefangen mit den Morden an Jimbo und RonnyCrabs über die aufs Bett scheißenden Diebe und Jeffs vorgetäuschte Entführung bis hin zu den Polizeiermittlungen und den Drohungen der abtrünnigen MI5-Agenten: Das alles stank nach Unfähigkeit. Diese Erkenntnis verschaffte mir jedoch wenig Erleichterung, denn aufgrund von Unfähigkeit wurde man nicht nur geschnappt, sondern häufig auch um die Ecke gebracht.

33
    Später erklärte sie, sie sei in Sorge gewesen, Greg könnte mir etwas antun. Das war fürsorglich gedacht, aber völlig daneben. Ich fürchtete Greg nicht, wie ich etwa Kühe und andere Pflanzenfresser fürchtete; außerdem hatte ich ihr bereits bewiesen, dass ich es mit diesem Kerl aufnehmen konnte, und ihr Mangel an Vertrauen beunruhigte und ärgerte mich. Natürlich plagten mich gewisse gesundheitliche Handicaps: meine Glasknochenkrankheit, die kollabierte Lunge, der hohe Blutdruck, die gereizte Achillessehne, die Arthritis, der Weichteilrheumatismus, die Farbenblindheit sowie mein Tinnitus (der mir übrigens statt eines durchgehenden hohen Dauertons eine Blaskapelle bescherte, die »The Battle Hymn of the Republic« spielte, nicht zu laut und durchaus mitsummbar). Dennoch war ich Greg und

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