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Hundeelend

Hundeelend

Titel: Hundeelend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Bateman
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Billig-Teflon-Don, weil Anklagen nur selten an ihm haften blieben. Er hatte einmal zwei seiner Schläger ins Kein Alibi geschickt, um Schutzgeld einzutreiben – und nicht nur ins Kein Alibi, sondern in jeden Laden auf der Botanic Avenue –, aber ich hatte sie völlig verwirrt, indem ich mich taub stellte; nach meinem erbarmungswürdigen Auftritt hatten sie solches Mitleid, dass sie sogar Geld in die Spendenbüchse warfen, die auf meiner Theke steht und deren Inhalt ich selbstverständlich jedes Weihnachten in meine eigene Tasche leere, weil die Taubstummen ohnehin schon genug verhätschelt werden. Dass Smally dort mit Alison saß, ein gehäuftes Tablett mit Burger-King-Produkten vor sich, war erleichternd und zugleich extrem beunruhigend. Einerseits war ich für ihn ein unbeschriebenes Blatt, sodass ich ihn gefahrlos beobachten konnte; andererseits war er weder Greg noch Inspektor Robinson
noch Billy Randall, sondern ein neuer Spieler auf dem Platz, damit ein unberechenbarer Faktor und noch dazu einer mit einem endlos langen Vorstrafenregister.
    Ich setzte mich an einen Tisch auf der gegenüberliegenden Seite des Restaurationsbereichs. Von dort hatte ich einen guten Blick auf die Gruppe und war zugleich abgeschirmt, sodass ich notfalls blitzschnell in ihrem Blickfeld auf- und wieder abtauchen konnte. Über Ohrhörer dirigierte ich Mutter zu dem Tisch neben ihnen. Dort beendeten ein paar Leute gerade ihr Essen, doch wies ich Mutter an, sie so lange anzustarren, bis sie sich verzogen. Dazu bedurfte sie keinerlei weiterer Ermunterung, noch musste sie ihren üblichen Blick großartig variieren. Innerhalb von Sekunden ergriffen die Leute die Flucht. Mutter manövrierte ihr Elektrowägelchen an einen Platz direkt gegenüber von Alisons Tisch. Mein Mädchen musste zweimal hinschauen, um sie zu erkennen. Sie hatten sich zuvor nur zweimal kurz gesehen. Und obwohl keine von beiden diese Erfahrung je vergessen würde, sah Mutter inzwischen ziemlich anders aus mit ihrem gelähmten Gesicht, dick mit Rouge beschmierten Wangen und den getönten Haaren, die jetzt die Farbe von schimmligem Brot hatten.
    Doch ihre Augen waren unverwechselbar.
    Sie waren einmalig.
    Wie die Pforten zur Hölle.
    »Sprich mir nach, Mutter.«
    »Sprich mir nach, Mutter.«
    Smally Biggs blickte kurz zu ihr hin und dann wieder weg.

    »Du kriegst richtig Ärger mit mir, Mutter. Ich schwör’s dir.«
    »Markier hier nicht den Dicken.«
    Smally Biggs schaute erneut auf. Mutter musterte ihn unverwandt. Er hob einen Burger.
    »Okay, sag Folgendes: Entschuldigung, junger Mann.«
    Eine lange Pause.
    Dann: »Hey, Fettklops.«
    »Mutter, um Himmels willen …«
    »Reich mir mal ’n Pommes rüber.«
    »Mutter!«
    Smally blickte ungläubig. Dann nickte er einem seiner Skinheads zu. »Park die Alte irgendwo anders.« Er brachte das so beiläufig vor, als hätte er gesagt: »Gib mir das Salz.«
    Einer der Skinheads näherte sich Mutter diensteifrig.
    Sie starrte ihn an.
    Er zögerte.
    Dann sagte sie rasch und mit mehr Klarheit in der Stimme, als ich es seit ihrem Schlaganfall je bei ihr gehört hatte: »Denk nicht mal dran.«
    Der Skinhead hielt inne, sein Mund stand buchstäblich offen.
    »Mutter …«
    »Jetzt hock dich wieder auf deinen Arsch und lass mich mit dem Fettsack reden.«
    Der Skinhead drehte sich zu seinem Boss um, der seinerseits den Burger sinken ließ.
    »Wer zum Teufel sind Sie?«, fragte er, während er gleichzeitig dem Skin bedeutete, seinen alten Platz einzunehmen.

    »Geschissen drauf, wer ich bin, Speckstreetboy, du lässt jetzt die Kleine da laufen, und dann reden wir.«
    Smally kniff die Augen zusammen. »Darum geht’s also. Wo steckt der Buchladen-Heini?«
    »Ganz in der Nähe.«
    »Mutter! Verdammt noch mal …«
    »Er kann jeder hier sein. Der dort drüben. Der neben dem Abfalleimer. Der mit dem roten Gesicht.«
    »Mutter! Das bin ich!«
    »Das wissen die doch nicht.«
    »Wer weiß was nicht?«, fragte Smally.
    »Kümmer dich um deinen eigenen Scheiß, Fettwampe.«
    »Mutter!«
    »Du verhandelst mit mir, oder wir verhandeln gar nicht.«
    »Verhandeln? Warum sollte ich verhandeln wollen? Ich hab das Mädchen.«
    »Sag Folgendes: Ich hab den Jack.«
    »Ich hab den Jack.«
    »Sie haben den Jack.«
    »Ich hab den Jack.«
    »Sie haben den Jack nicht.«
    »Ich hab den Jack.«
    »Beweisen Sie, dass Sie den Jack haben.«
    »Beweisen Sie, dass Sie das Mädchen haben.«
    »Mutter …«
    »Das beschissene Mädchen sitzt hier.«
    »Das beweist

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