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Hundeelend

Hundeelend

Titel: Hundeelend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Bateman
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auf sie gerichtet hatte. Ebenso gut konnte ihre SMS auch bedeuten: Hilfe, in meinem Zustand sollte ich diese schweren Kisten nicht schleppen. Das war durchaus möglich. Schließlich, wie groß konnte die Gefahr schon sein, wenn ihr noch die Zeit blieb, mir eine Nachricht zu simsen? Und steckte sie tatsächlich in Schwierigkeiten, dann brachte mich das in eine Art Zwickmühle. Dort im Haus befand sich Jeff und wurde vermutlich soeben als Scharlatan enttarnt, hielt sich aber wenigstens ganz in meiner Nähe auf – während Alison weit entfernt und nur schwer erreichbar war.
    Ich hätte den Anruf des Polizeichefs beantworten können, hatte mich aber dagegen entschieden. Mein Vorgehen hatte Methode, wenn es auch wie, nun ja, Wahnsinn erscheinen mochte. Ich besaß jetzt seine Mobilnummer und konnte ihn zu einem mir genehmen Zeitpunkt anrufen und zur Rede stellen, sobald ich über genügend
Beweise verfügte, oder ihn mit trickreichen Anspielungen aus der Reserve locken. Und zwar nach meinen Regeln. Natürlich gab ich Jeff damit preis; doch in meinen Augen machten die Vorteile diesen Verlust wieder wett. Klar, er schuftete im Laden, und er war billig, aber selbst Mutter hatte mehr Ahnung von Kriminalliteratur als er. Außerdem hatte er sich als unzuverlässig erwiesen. Ohne Zweifel würde er unter Befragung unsere Namen offenbaren, aber das war zu verschmerzen. Hätte ich dagegen mit dem Polizeichef gesprochen, in meinem Zustand, unter dem scharfen Blick einer Kuh, hätte ich mich ganz sicher auch verplappert. Und dadurch wäre eine unvorteilhafte Situation in eine gänzlich katastrophale ausgeartet, denn dann hätte man uns beide als Hochstapler verhaftet. So wie die Dinge lagen, war Jeff ohnehin nicht mehr zu retten, also war es höchste Zeit zu verschwinden, bevor er meinen Aufenthaltsort verriet.
    Bevor ich losfuhr, schrieb ich noch eine SMS an Alison: Wo brennt’s denn?
    Auf dem Rückweg in die Stadt hatte ich ein Auge aufs Handy, aber natürlich immer nur dann, wenn unsere äußerst sinnvollen und hilfreichen Verhaltensregeln im Straßenverkehr es zuließen. Was tatsächlich erst der Fall war, als ich im Kreisel an der Boucher Road in einen Stau geriet. Dankbar für den stehenden Verkehr um mich herum und ohne Aussicht auf baldiges Weiterkommen kontrollierte ich zum dritten Mal das Display, und diesmal leuchtete eine weitere, etwas spezifischere Nachricht auf.

    Treffen wir uns auf einen Kaffee im Restaurationsbereich im Connswater-Shoppingcenter.
    Das, meine lieben Freunde, war eindeutig eine Falle. Allein die Vorstellung , ich könnte einen Kaffee im Restaurationsbereich trinken, war komplett abwegig, und Alison wusste das. Sie schickte mir eine Warnung. Komm nicht. Jemand hatte sie in seiner Gewalt. Jemand benutzte sie als Köder.
    Und doch, was blieb mir anderes übrig?
    Immerhin handelte es sich um Alison.
    Die Liebe meines Lebens.
    Die Mutter meines Kindes.
    Eine fantastische Comiczeichnerin.
    Die mich ganz offensichtlich verraten hatte. Genauso wie Jeff. Warum taten die Menschen mir das immer wieder an? Was stimmte nicht mit ihnen? Klar, ich besitze selbst keinerlei Rückgrat, aber dafür gibt es eine medizinische Erklärung. Diese sogenannten Liebenden und Freunde hingegen verteilten meinen Namen wie Handzettel in der Fußgängerzone; sie gehorchten blind, wenn andere Menschen ihnen etwas befahlen. Schon bald würde ich die Strukturen meines Detekteiunternehmens grundlegend überdenken müssen – war es wirklich klug, Partner und Assistenten zu beschäftigen? Wenn ich auf eigene Faust arbeitete, war ich viel besser, auch wenn ich dann vermutlich irgendjemand neuen engagieren musste, der das ganze schwere Schleppen und Heben übernahm.
    Endlich kam der Verkehr wieder in Fluss. Ich gab Gas, obwohl mir ein chronisch entzündeter Fußballen stark
zu schaffen machte. So sehr Alison mich auch enttäuscht hatte, ich musste ihr dennoch helfen; allerdings auf eine Art, die jede Gefahr für mein eigenes Wohlergehen ausschloss. Leider hatte ich soeben meinen willigen Hilfstrottel Jeff in den Fängen des Polizeichefs zurückgelassen, und meine stets verlässlichen und ausbeutbaren Kunden waren von hier aus auch nur schwer zu erreichen. Ich benötigte also jemanden, der ebenso gefügig und beanspruchbar war, eine Person, die bereitwillig ein allerletztes Opfer brachte, ohne sich darüber ganz im Klaren zu sein.
     
    »Mutter – setz dich einfach hin, halt die Klappe und hör zu.«
    Ich hatte sie zum idealen

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