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Hundejäger töten leise

Hundejäger töten leise

Titel: Hundejäger töten leise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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des Weges, in die Richtung, in die
Caruso gehetzt war.
    Dessen Vorsprung war erheblich.
In diesem Augenblick hechelte er um eine Biegung und dann zu dem Platz mit dem
Springbrunnen, wo ringsum Bänke standen und dahinter Pyramidenbäume, Kegelbäume
und zentnerschwere Steinvasen, die stark beschädigt und daher diebstahlssicher
waren.
    Die Fontäne (Wasserstrahl) des Springbrunnens stieg auf, fiel klatschend ins Überlaufbecken, von wo das
Wasser ins Bassin hinab plätscherte. Manchmal badete Caruso dort — bei großer
Hitze. Jetzt lockte ihn was anderes an: der Duft einer Bratwurst.
    Bruno Aspe, Tschilkes zweiter
Tierwärter, saß im Dunkeln. Er war schlechter Stimmung. Erstens, weil er bis
jetzt weder Hund noch Katze erwischt hatte; zweitens, weil draußen in
Pesseldorf der Teufel los war. Jedenfalls — als sein Chef, Tschilke, ihn vorhin
angerufen hatte, klang es so. ,Kein Vieh mehr hierher’, sagte der. ,Alle zu
unserem Freund in der Stadt. Der beliefert Mäuchler dann direkt. Auf mich
passen die verdammten Bullen jetzt auf.’
    Unverschämtheit! dachte Aspe.
Die Polizei mischt sich in alles ein. Und ein verdammtes Pech, daß das
schiefgelaufen ist — mit diesem Claus Bader.
    Jetzt machte Aspe Pause. In
einer Imbißbude auf der anderen Seite des Parks hatte er sich zwei Bratwürste
und eine Flasche Bier geholt. Die Flasche war geleert. Eben biß er die zweite
Wurst an.
    Das Sprühen, Klatschen und
Plätschern des Springbrunnens übertönte die andern Geräusche. Außerdem
herrschte hier Finsternis wie in einer zugenähten Hosentasche.
    Aspe bemerkte Caruso erst, als
der ihn mit der Schnauze anstupste.
    Gib mir ein Stück von der
Bratwurst! hieß das in Carusos kumpelhafter Art.
    Aber Aspe war zusammengezuckt
wie das leibhaftige schlechte Gewissen.
    Seine knochige Gestalt beugte
sich vor. Das Totenschädelgesicht näherte sich dem kleinen Hund.
    Vielleicht hätte Caruso sich
bei Tageslicht gegraust. Außerdem roch Aspe übel — wie die meisten
Kettenraucher. Aber die Bratwurst roch verlockend, und weil auch Spanielblut in
ihm kreiste, war Caruso verfressen.
    „Heh!“ Aspe hustete, was er
häufig tat. „Wo kommst du denn her, Köter? Allein?“
    Caruso jaulte erwartungsvoll.
    Aspe hiel ihm ein Stück Wurst
hin.
    >
    Caruso schnappte es, wollte
mehr und stellte die Vorderpfoten auf die Bank.
    Aspe spähte die Wege entlang.
    So weit er sehen konnte —
niemand.
    Er gab Caruso ein zweites Stück
Bratwurst. Gleichzeitig zog er den zusammengerollten Sack unter der Jacke
hervor.
    „Gutes Hündchen!“ sprach er
beruhigend. Und im gleichen Ton: „Wenn du kläffst, schlage ich dich tot,
Mistköter.“
    Er entrollte den Sack, stellte
einen Fuß in die Öffnung, weitete sie mit einer Hand und warf — mit der anderen
— den Rest der Wurst hinein.
    Caruso sprang hinterher. Für
ihn war das eine Höhle, ähnlich seinem Iglu (runde Eskimohütte aus Eis;
hier: Hundehütte aus Weidengeflecht) zu Hause.
    Aspe schnellte auf die Füße und
riß den Sack hoch, wobei er die Öffnung zusammenraffte.
    Caruso fiel kopfüber, wußte
nicht, wie ihm geschah, wurde gebeutelt, verstand nicht, was los war mit dieser
Höhle, fand aber — während er zappelnd oben und unten erkundete — den Rest der
Bratwurst.
    Aspe drehte den Stoff der
Sacköffnung, als wringe er Wäsche. Mit einer Hand suchte er dann in der
Hosentasche nach einer Schnur zum Zubinden.
    Caruso hatte die Wurst
gefressen, schlug unfreiwillig einen Purzelbaum und winselte leise.
    „Mistköter!“ zischte Aspe.
„Maul halten! sage ich.“
    Caruso jaulte.
    „Maul halten!“ Aspe trat gegen
den Sack.
    In dieser Sekunde griff Lämmel
ein.
    Er war gerannt, was das Zeug
hielt, hatte den Springbrunnenplatz erreicht und gerade noch gesehen, wie so
ein Kerl den Hund — seinen Hund, seine Beute! — in den Sack stopfte.
    Lämmel sah das tatsächlich,
schemenhaft zumindest, denn seine Augen hatten sich der Dunkelheit angepaßt.
    Wer da — als vermeintlicher Amateur (Nichtfachmann) — den Hundejägern Konkurrenz (Wettbewerb um etwas) machte
— das erkannte Lämmel freilich nicht.
    Dem zeige ich’s! dachte er.
Wildert in meinem Bezirk. Der kann was erleben!
    Von hinten sprang er ihn an.
     
    >
    Aspe schrie auf. Der Anprall
warf ihn zu Boden. Seine Hände ließen den Sack fahren. Aspe prallte auf die
Brust. Sein Gesicht schrammte in den Kies. Damit nicht genug — Lämmel kniete
sich auf ihn. Er riß Aspe an den Haaren. Gleichzeitig schlug er auf ihn ein.
Das gebot ihm die

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