Hundejäger töten leise
Angst. Denn er merkte erst jetzt, daß sein Gegner kein
Kümmerling war, sondern ein starkknochiger Hüne. Also schnell ihn fertigmachen,
ehe der die Überraschung abschüttelt!
Aspe hustete in den Kies. Dann
schleuderte er den rechten Arm sensenartig hinter sich.
Seine Faust, groß wie eine
Kokosnuß, traf Lämmel am Kopf.
Es krachte. In Lämmels Hirn
gingen die Lichter aus. Er fiel zur Seite. Aspe wälzte sich herum. Wütend stieß
er ihm die Faust ins Gesicht.
Lämmel kippte in den Kies. Blut
lief ihm aus der Nase, aber groggy (k.o.) war er noch nicht.
Als Aspe sich aufrichtete, trat
Lämmel ihn ans Kinn.
Aspe sank aufs Kreuz. Lämmel
blieb liegen und keuchte.
Wieder hustete Aspe. Es klang
bedrohlich, als sondere er seine Lunge stückweise ab: eine Folge der täglichen
80 Zigaretten, ohne die er nicht leben konnte.
In Lämmels Kopf war es
aufgeklart. Er hörte das Husten. Erinnerung durchzuckte ihn.
„Aspe?“
„Was?“ Aspe lallte. Er war noch
benommen. Außerdem hatte er sich auf die Zunge gebissen.
„O Mann! Das darf nicht wahr
sein.“ Lämmel stöhnte, ohne seine Haltung zu verändern.
„Was?“
„Ich bin’s! Lämmel! Erkennst du
mich nicht?“
„Lämmel? Ach, Lämmel!“
„Aspe! Mensch, hätte ich das
gewußt!“
„Lämmel, der neue, nicht wahr?
Scheiße!“
„Das kannst du laut sagen.
Nein, doch lieber nicht!“
Lämmel stützte sich auf die
Hände.
„Warum greifst du mich an, du
Rindvieh?“ murmelte Aspe.
„Hab nicht gesehen, daß du’s
bist. Dachte, ein anderer... Heh, wo ist der Köter?“
„Im Sack!“
„Da war er. Aber jetzt... Da
rennt er. Dort! Weg ist er.“
Aspe richtete sich auf.
„Hast du sauber hingekriegt.
Ich hatte ihn schon. Neue Besen kehren gut, wie?“
„War doch ein Irrtum“, murmelte
Lämmel zerknirscht. „Kann passieren.“
„Der Köter ist weg.“
„Jaja, er ist weg.“
Aspe befühlte sein Kinn.
„Scheint ein Pechtag zu sein,
Lämmel. Kann aber auch sein: Du und Porczik — ihr seid zu allem zu blöd.“
„Wie meinst du das?“
Aspe berichtete von der
Haussuchung bei Tschilke.
Lämmel erstarrte. Dann brach
ihm kalter Schweiß aus.
„Von... von... dem Tonbandgerät
haben wir nichts gesehen“, stammelte er. „Verdammt!“
„Da habt ihr dem Chef was
eingebrockt. Natürlich wird er euch nicht verpfeifen. Denn das wäre ja
gleichzeitig das Geständnis, daß er euch zu diesem Bader geschickt hat.“
„Pst? Da kommt wer.“
Erna Pöckemeier näherte sich,
blieb aber stehen, bevor sie den Platz erreichte.
„Caruso!“ rief sie. „Wo steckst
du denn? Böser Hund!“
Aber Caruso war nicht mehr
hier, sondern in Richtung Heimat getürmt.
Von den beiden Hundejägern
hätte die alte Dame nichts bemerkt.
Aber Aspe konnte seinen Husten
nicht zurückhalten. Er belferte los.
Erna Pöckemeier hörte das. Sie
hatte Angst. Doch die Sorge um Caruso war größer. Sie trippelte heran.
Als sie die beiden umrißartig
erkannte, saßen sie nebeneinander auf der Bank.
„Entschuldigung! Ich suche
meinen Hund. Haben Sie ihn zufällig gesehen?“
„Wir sind noch nicht lange
hier“, antwortete Lämmel. „Eine Wildsau ist vorbei gekommen, und das andere war
wohl ein Marsmensch. Ein Hund war nicht dabei.“
„Wie bitte? Ja, danke!
Entschuldigen Sie, daß ich gestört hatte.“
Eilig machte sie kehrt. Sie
ging den Weg zurück, rief ständig nach ihrem Hund und grämte sich wegen der
heutigen Jugend. Wie unhöflich manche waren! Dann begann sie, sich Sorgen zu
machen. War Caruso einen anderen Weg zurückgelaufen?
Nahe dem Parkeingang hörte sie
sein Winseln. Er saß neben einem Abfallkorb, hatte wohl gewartet und sprang ihr
jetzt freudig entgegen.
Sie kraulte ihm den Kopf und
dachte: Wahrscheinlich ist er an mir vorbei gelaufen, und ich habe es nicht
bemerkt. Allmählich werde ich alt.
Sie leinte ihn an und
überquerte mit Caruso die Straße.
Zu Hause erhielt Caruso sein
Gute-Nacht-Leckerli.
Das Erlebnis mit den
Hundejägern hatte er bereits vergessen — nicht ahnend, wie knapp er einem
grausigen Schicksal entgangen war.
14. Mäuchler beim Frühschoppen
Vor dem Morgengrauen hatte es
geregnet, aber jetzt strahlte die Sonne, und die Pfützen auf der Landstraße
nach Stepperheide trockneten aus.
Locke und Tom hatten ihre
Roller aufgetankt, was kein allzu großes Loch ins Taschengeld riß. Zwar wurde
das Benzin jeden Tag teurer. Doch der ,Durst’ ihrer Feuerstühle war gering.
Sie fuhren hintereinander. Denn
der Ausflugsverkehr
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