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Hundeleben

Titel: Hundeleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Zander
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zueinander. Etwa wie Sonne und Mars oder wie Cleo und ich. Die Frage war, wer umkreiste wen und warum. Bei den einen war es die plumpe Schwerkraft. Wie aber nannte man das andere? Liebe, Anhänglichkeit, Fanatismus oder einfach nur Wahnsinn?
    Alexander Brand! Die Verabredung! Ich stöhnte auf. Ziemlich laut. Die Leute drängten von mir weg. Sollten sie doch. Sie konnten ja nicht wissen, was ich wusste. Sie waren mit dem belastet, was ihnen die Medien täglich einhämmerten: ›Vorsicht, überall gibt es Verrückte. Überall lauert das Verderben. Das Leben ist ein einziges viel zu frühes Sterben. Verkriecht euch, dann kann euch nichts passieren.‹
    Brand saß im Café Lavazza und wartete auf mich. Ich schaute auf die Uhr. Nein. Er wartete nicht mehr.
    Ich hatte Brand und sein Problem völlig vergessen. Zu Recht, na klar, aber er würde das anders sehen. Ich zog mein Nothandy hervor und tippte Brands Nummer ein. Dann ließ ich es klingeln.
    »Ja!«, schrie eine Stimme am anderen Ende der Welt. Die Stimme war vom Erdboden ins All und wieder zurück gereist. Sie hatte in Wellenform ein paar Mauern, Menschen, Möbel und vielleicht auch ein AKW durchquert. Genau so klang sie. Ich sagte nichts.
    »Wer da? Sind Sie das, Gass ? Ich nehme keine Entschuldigung an. Sie verdammter …«
    Vor Schreck drückte ich die Austaste. Hatte Brand nur im Dunkeln gestochert? Hatte er mich an meinen Atemgeräuschen erkannt? Meine Nummer erschien nicht auf seinem Display. Die Funktion hatte ich blockiert. Wie konnte er wissen, dass ich am Telefon gewesen war?
    Ein paar Augen starrten mich weiter an. Ich starrte aggressiv zurück. Die fremden Blicke gingen sofort ins Nichts, so als hätten sie bereits seit Urzeiten in diese unfassbare Leere, die sich überall auftat, gestarrt. Fehlte nur noch, dass jemand anfing zu pfeifen. Tatsächlich, ein etwas älterer Herr spitzte leicht die Lippen.
    Mir fiel kein Filmtitel dazu ein, obgleich ich die Szene schon einige Male auf der Leinwand gesehen hatte. Im Komödien-Genre natürlich, wo sonst. Diesmal allerdings war mir nicht zum Lachen. Warum eigentlich nicht?
    Die Dinge ernst zu nehmen ist etwas, was dem eigenen Ich schadet. Es greift die Leber an, die Galle, das Gehirn und zu guter Letzt das Herz. Ist erst das Herz betroffen, dann ist der Feierabend nicht mehr weit. Manche helfen mit Tabletten nach, andere mit Schrotflinten oder Revolvern, wieder andere sprengen sich in Einkaufsmeilen oder Linienbussen in die Luft. Die Ursache ist klar: Humorlosigkeit, Verbissenheit und noch mal Humorlosigkeit. Einige werden sagen, dieser Detektiv-Typ macht es sich ziemlich einfach. Darauf kann ich nur sagen: Ja, ich mache es mir einfach. Warum auch nicht.
    Ich grinste die neben mir stehenden Leute an. Ein Punk-Typ in schwarzen Klamotten grinste zurück. Die Zahnlücke stand ihm gut.
    »He, Alter, fuck the Faschos !«, mümmelte er und machte das Victoryzeichen . Ich nickte verlegen, deutete auch irgendein Zeichen an, er schien es zu kennen, grinste und schaute dann weg. Oh ja. Eine Fahrt mit der Tram kann einen mitnehmen, vor allem in dieser Stadt.
    An der nächsten Haltestelle stieg ich aus und setzte meinen Weg in Richtung Sylvia Keller zu Fuß fort. Ich schlich durch die Brandenburger Vorstadt. Fünfgeschossige Wohnhäuser erhoben sich rechts und links der Straßen, fast wie in einer Großstadt. Endlich stand ich vor Sylvias Haus. Der gemütliche Teil des Abends konnte beginnen.
    Die Haustür stand offen. Ich stapfte die drei Treppen hinauf und drückte auf den Klingelknopf. Nichts. Die Situation kam mir bekannt vor. Ich schielte aus den Augenwinkeln in Richtung Meyerheimtür. Na klar, die Tür stand einen Spaltbreit offen. Déjà-vu . Ich zog meine 38er und fuhr herum. Die Tür fiel mit einem leichten ›Flop‹ ins Schloss. Zwei zu Null.
    Ich wandte mich wieder um. Da stand sie, Sylvia Keller. Sie sah fabelhaft aus. Besser als beim ersten Mal und sehr viel besser als noch vor wenigen Stunden. Wie machte sie das nur?
    »Hallo«, hauchte sie. »Schwer bestückt, wie ich sehe.«
    Ich überhörte die leise Ironie in ihrer Stimme.
    » Sorry , eigentlich wollte ich …«
    Ich ließ die 38er verschwinden und holte stattdessen die Flasche Bordeaux hervor. Ich hatte sie für 2,89 Euro bei Kaiser’s erworben. Ich hoffte, sie würde trotzdem schmecken.
    »Hier. Bitte.« Ich hielt ihr die Flasche hin. Sie ignorierte sie. Kannte sie die Marke?
    Statt nach der Flasche griff sie nach meiner freien Hand und zog mich sanft

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