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Hundeleben

Titel: Hundeleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Zander
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wirklich, dass Sie am Ende die Nase vorn haben werden?«
    »Es ist mein Geld!« Sie schaltete auf stur. »Den Rest lassen Sie meine Sorge sein.«
    »Ihre Sorge ist zurzeit auch meine Sorge. Also, ich fasse zusammen: Mark, Meyerheim, ich und Sie.«
    »Und Brand. Und die Kripo, dank Ihrer Hilfe.«
    »Brand, richtig. Und die Kripo. Wenigstens denken Sie jetzt mit. Brand und die Kripo wissen allerdings nicht genau, worum und um welche Summe es geht, wenn sie sich überhaupt die Mühe gemacht haben, die Akte zu lesen. Wir sollten uns daher zunächst auf die anderen Personen konzentrieren. Fangen wir mit Mark an. Wo wohnt er? In welchem Verhältnis stehen Sie zueinander?«
    Sie gab mir keine Adresse, angeblich kannte sie sie nicht, aber dafür gab sie mir eine Erklärung, woher sie Mark kannte. Ich war nicht sicher, ob sie diesmal bei der Wahrheit blieb.
    Die Sache hörte sich seltsam an, konnte aber durchaus stimmen. So erzählte mir Frau Keller, dass sie vor zwei Jahren einen Anruf bekommen habe, eben von Mark. Er bat darum, sich mit ihr treffen zu dürfen. Er habe herausgefunden, dass sie miteinander verwandt seien. Tatsächlich stellte sich heraus, dass Mark ihr Halbbruder war. Der gemeinsame Vater hatte Sylvias Mutter verlassen als Sylvia noch in die Windeln machte. Schließlich setzte er mit einer anderen Frau ein weiteres Kind in die Welt. Jahre später verließ der Vater auch Mark und dessen Mutter. Erst nach dem frühen Tod des Vaters erfuhr Mark von der Existenz der Schwester und begab sich auf die Suche nach ihr. Er fand heraus, dass sie und er in der gleichen Stadt wohnten, nahm das als Wink des Schicksals und rief sie an.
    »Wir haben uns ein paar Mal getroffen. Er ist ganz nett, aber es hätte mir auch nichts gefehlt, wenn mir seine Existenz verborgen geblieben wäre.«
    Sie strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn. Dann griff sie nach der Flasche Bordeaux, besah sich das Etikett und stellte die Flasche zurück auf den Tisch.
    »Sie haben sich finanziell nicht gerade übernommen.«
    » Mmh …«
    »Immerhin …«
    Sie ließ offen, was sie damit meinte. Ich wollte es nicht genauer wissen. Ich wollte wissen, was passiert war.
    »Vor einer Woche stand Mark mit dem Koffer vor der Tür«, trieb ich das Gespräch voran.
    »Ja. Er rief an dem Tag an und meinte, er müsse dringend etwas mit mir besprechen. Ich hatte keine Lust, ihn zu sehen. Außerdem wollte ich ins Kino. Er blieb hart. Und das machte mich stutzig. Mark ist das, was ihr Kerle als Weichei, Umfaller bzw. Frauenversteher bezeichnen würdet. Dabei ist er vom Frauenverstehen soweit entfernt wie die Arktis von der Antarktis. Brüllen Sie ihn an und er erstarrt zu Stein. Das Problem ist nur, er vergisst keine Kränkung. Er schlägt zurück. Hundertprozentig. Aber erst, wenn er sich sicher glaubt, wenn er weiß, dass er mit seiner Rache Erfolg hat. Das kann eine Woche dauern oder ein Jahr oder …«
    »Er hat Ihnen gesagt, was in dem Koffer ist?«
    »Nein. Hat er nicht. Ich habe ihn danach gefragt. Er hat gemeint, es wäre unnötig, es mir zu sagen. Und es ginge mich ohnehin nichts an. Dann könne er den Koffer wieder mitnehmen, erwiderte ich. Er redete über Vertrauen und Familienzusammenhalt, worüber ich besonders lachen musste. Er bettelte so lange, bis ich ja sagte. Drei Tage wollte er den Koffer unterstellen. Keine Stunde länger. Seither habe ich Mark nicht mehr gesehen.«
    »Haben Sie versucht, ihn telefonisch zu erreichen?«
    »Ja. Nachdem die drei Tage um waren. Nichts. Da fällt mir ein, ich habe auf seinen Anrufbeantworter gesprochen.«
    »Ach. Und was haben Sie gesagt?«
    »Ich weiß nicht mehr …«
    »Haben Sie den Koffer erwähnt?«
    »Kann sein …«
    »Haben Sie eine Idee, woher das Geld stammen könnte?«
    »Nein. Und ich will es auch gar nicht wissen.«
    »Ach. Vor drei Tagen wollten Sie es noch wissen.« Sie schwieg.
    »Vielleicht ist es gestohlen worden«, bohrte ich weiter.
    »Nein.« Ihre Antwort kam schnell. Etwas zu schnell für meinen Geschmack. »Ich meine, ausschließen kann man das nicht«, setzte sie ohne rechte Überzeugung hinzu. »Aber ich glaube …«
    Sie stockte.
    »Ja?«, half ich nach.
    Sylvia Keller blickte starr geradeaus, dann sah sie mich an. Ihre Augen schimmerten frostig.
    »Finden Sie es heraus, wenn Sie wollen.« Es hörte sich an, als sagte sie: Lassen Sie Ihre dreckigen Finger davon! Sie wollen gar nicht wissen, wo das Geld her ist, und ich will es endlich vergessen!
    Die Aussage war klar. Aber vielleicht

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