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Hundeleben

Titel: Hundeleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Zander
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dass es Nietzsche erwischt hat«, kondolierte ich halbherzig. »Er war ein toller Hund. Sicher hat er Ihnen das Leben gerettet. Ein richtiger Hund tut alles, um sein Frauchen zu schützen. Und Nietzsche war ein verdammt richtiger Hund.«
    »Er hat Ihnen das Leben gerettet!«
    »Ach«, mir blieb ein Teil der Luft weg. »Da muss mir glatt etwas entgangen sein.«
    »Bernd wollte über die Hofmauer und Sie umbringen.«
    »Bernd, wer ist Bernd?«
    »Nietzsche hat ihn am Bein erwischt und von der Mauer gezogen. Bernd drückte zwei Mal ab. Gott sei Dank gingen beide Schüsse in die Luft. Übrigens, was Sie da vorhin pfiffen, das klang nach einem Track aus ›Kill Bill‹. Mir persönlich gefällt der zweite Teil besser. Mehr Story, weniger Blut. Anderen geht es genau anders rum. An ›Kill Bill‹ kann man erkennen, in welche cineastische Richtung einer tendiert. Finden Sie nicht?«
    Ich räusperte mich, sagte jedoch nichts zu Kill Bill und nichts zu den Schüssen, auch die Spinne ließ ich unerwähnt. Stattdessen wies ich auf das Loch in der Zimmerdecke, dann auf das Loch in der Fensterscheibe.
    »Nein!«, hauchte sie beeindruckt.
    »Doch«, sagte ich. »Er hätte es fast geschafft.«
    »Es tut mir leid«, bemerkte sie. »Es ist alles meine Schuld.«
    »Nicht doch«, antwortete ich gerührt. »Sie können nichts dafür, dass …«
    »Bernd ist mein Ex.«
    »Oh«, sagte ich.
    »Um ihn loszuwerden, sagte ich ihm, dass Sie und ich …«
    »Nein!«
    »Ich konnte doch nicht wissen, dass er eine Waffe hat und sie auch noch benutzen würde.«
    Sie setzte sich auf den Besucherstuhl und starrte zum Loch in der Decke hinauf. Dann sah sie zum Fenster, zog im Geiste eine Linie zwischen Decke und Fenster und wurde eine Spur blasser.
    »Nicht auszudenken, wenn Sie da gesessen hätten.«
    »Ich habe dort gesessen.«
    »Warum sind Sie dann nicht tot?« Sie klang ein wenig gereizt.
    »Weil mir das Telefon runterfiel «, sagte ich und versuchte abgeklärt zu klingen.
    »Aus Angst?«
    »Lassen wir das.«
    »Warum?«
    »Dieser Bernd und der schwarze Mann …«
    »Ja.«
    »Sind ein und dieselbe Person?«
    »Ja.«
    »Sie wussten also, dass er es war, der mich bedroht hat.«
    »Ja.«
    »Sie nahmen also in Kauf …«
    »Ja.«
    »Denkt dieser Typ wirklich, dass Sie und ich …«
    »Ja. Wenn ich von der Waffe gewusst hätte, hätte ich Sie gewarnt, ganz sicher.«
    »Eine Beretta. Gar nicht so leicht zu kriegen. Was macht er beruflich? Ist er Waffenschmuggler?«
    »Nein. Er arbeitet in der Stadtverwaltung. Irgendwas mit Kultur. Fragen Sie mich nicht, was genau er da macht. Wahrscheinlich ist ihm das selbst nicht ganz klar.«
    »Kultur?«
    »Vor vier Wochen habe ich ihm den Laufpass gegeben. Er kapiert das einfach nicht. Er denkt … Ich weiß nicht, was er denkt. Er ist eifersüchtig. Krankhaft. Ganz am Anfang fand ich es rührend. Dann wurde es mehr und mehr zur Qual. Selbst jetzt glaubt er noch, irgendwelche Besitzrechte zu haben. ›Du gehörst mir.‹ Wissen Sie, wie oft ich mir das anhören musste?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Zu Schluss wurde mir jedesmal übel, wenn er diesen Satz sagte. ›Du gehörst mir.‹ Verstehen Sie?«
    Ich dachte kurz an Cleo , dann schüttelte ich wieder den Kopf.
    »Von einem Tag auf den anderen war plötzlich alles anders. Bei mir. Das ist das eigentliche Problem. Wenn es nur bei einem anders wird und der andere immer so weitermachen will, dann sollte man die Konsequenzen ziehen.«
    »Aber, mal angenommen, der sogenannte andere …«
    »Ja?«
    »Ich meine, es ist vielleicht nicht ganz einfach, wenn die Situation sich plötzlich ändert. Jeder geht anders damit um. Was ich sagen will …«
    In Gedanken sah ich Cleo vor mir.
    »Was?« War das ein Lauern in Beates Augen?
    »Wahrscheinlich haben Sie recht.«
    In meinem Kopf lächelte Cleo jetzt. Na so was.
    »Kommen Sie bitte.«
    »Was?«
    »Ich habe ihn eingesperrt.«
    »Wen?«
    »Und bitte. Vergessen Sie nicht, Ihre Waffe mitzunehmen.«

36
    Zur Abwechslung stand ich jetzt auf der Empore. Gutes Gefühl. Neben mir stand Beate und neben Beate lungerte Nietzsche. Irgendwo da unten im Zuschauerraum war Bernd. Und Bernd war bewaffnet.
    Das war die Grundsituation.
    Sie war nicht sonderlich komfortabel, bot aber einiges an Möglichkeiten. Beispiel: Man konnte Bernd ansprechen, ohne gleich von ihm erschossen zu werden.
    Ich machte es mir in einem Kinosessel bequem, lud Beate ein, ebenfalls Platz zu nehmen und suchte nach der ersten Frage.
    Beate war schneller.
    »Bitte

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