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Hundeleben

Titel: Hundeleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Zander
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Bernd, wir sollten in Ruhe …«
    »Nein!«, brüllte es von unten.
    »Mein Nachbar ist hier. Er will helfen. Verstehst du?«
    »Helfen!«, kam es höhnisch zurück. »Der will dich doch nur flachlegen. Kapierst du denn gar nichts?«
    Falscher Ansatz. Hier ging es nicht mehr um Einsichten. Eine brutale Auseinandersetzung stand bevor. Ich hatte so etwas befürchtet.
    »Hören Sie, Herr …«
    »Wunderlich«, flüsterte mir Beate zu.
    »Was? Wunderlich. Wie wunderlich?«
    »Ja. Wie wunderlich.«
    »Hören Sie, Herr Wunderlich«, setzte ich noch einmal an. »Wir sollten uns zum beiderseitigen Vorteil einigen.«
    Die Antwort kam sofort.
    »Wenn Sie Selbstmord begehen wollen, bitte. Ich werde Sie dabei nach Kräften unterstützen.«
    »Was?«
    »Sie oder ich. So einfach ist das.«
    »Das ist nicht ganz so einfach, wie Sie denken.«
    »Oh doch, das ist es. Beate gehört mir.«
    Ich hörte, wie Beate neben mir aufstieß. Mir wurde ebenfalls schlecht. Dieser Typ war ein harter Brocken. Ich musste ihn knacken. Nur wie?
    »Sie sind Potsdamer?«, fing ich an.
    Von unten kam keine Antwort. Wahrscheinlich überlegte er, was die Frage bezweckte. Sie bezweckte nichts. Na schön. Vielleicht sollte sie ihn ein bisschen verunsichern. Mehr nicht.
    »Blöde Frage«, kam die Antwort.
    Er reagierte fast wie ein normaler Mensch.
    »Wurden Sie in dieser Stadt geboren?«
    »Was soll das?«, flüsterte Beate von links. »Was wollen Sie damit erreichen?«
    »Vertrauen Sie mir«, gab ich leise zurück. Den Satz kannte ich aus verschiedenen Filmen. Er passte hier sehr gut, fand ich. Erstens waren wir in einem Kino und zweitens fiel mir nichts Besseres ein.
    »Ich verfolge eine ganz bestimmte Taktik. Sie werden sehen«, beruhigte ich Beate.
    »Oh«, sagte sie. Das ›Oh‹ klang zweifelnd bis misstrauisch.
    »Noch mal«, schrie ich nach unten. »Wurden Sie in dieser Stadt geboren?«
    »Wieso haben Sie sie rausgeholt? Ich wollte sie retten. Ich!«
    Die Antwort kam unerwartet. Auch für Beate. Wir saßen eine Weile wie erstarrt. Dann wandte Beate sich nach links und übergab sich. Ich gönnte ihr die Erleichterung. Fast beneidete ich sie. Für mich war Erleichterung nicht so schnell und vor allem nicht so ausgiebig zu haben.
    »Sie haben Beate über die Mauer gezerrt. Wieso? Warum haben Sie sie nicht nach draußen in Sicherheit gebracht?«, kam es von unten.
    Richtig. Ich hatte Beate über die Mauer gehievt und es mit ihr bis in den Durchgang geschafft. Bernd hatte nicht ganz unrecht.
    »Panik«, sagte ich.
    »Panik? Sie wollten sie umbringen.«
    »Was? Woher wissen Sie überhaupt … Herr Wunderlich! Sie haben Beate aus dem Durchgang geholt. Und Sie waren es …«
    »Brauchen Sie immer so lange?« Beate schien sich wieder erholt zu haben.
    »Eigentlich nicht«, antwortete ich.
    »Dann ist es ja gut«, meinte Beate.
    »Und wieso haben Sie mich liegenlassen?«, schrie ich nach unten.
    Keine Antwort.
    »Wir holen die Polizei«, schlug ich vor.
    »Nein«, sagte Beate.
    Ich starrte sie an. Hatte sie wirklich nein gesagt?
    »Brandstiftung, illegaler Waffenbesitz, versuchter Mord bzw. Totschlag …«
    »Sie übertreiben.«
    »Wie bitte?«
    »Er war immerhin mein Freund.«
    »Ich denke, das bedeutet nichts.«
    »Sex bedeutet nichts, aber es gibt noch andere Seiten in einer Beziehung. Seelische und geistige zum Beispiel.«
    »Na schön«, sagte ich und legte meine linke Hand auf ihr rechtes Knie. Ich drückte zu. Beate schrie auf. Unten schrie Bernd auf. Sollten sie doch schreien.
    »Ich habe da so eine Vision«, sagte ich in den Krach hinein. »Jemand manipuliert die elektrische Anlage im Vorführraum und zwar so, dass diese zu einem bestimmten Zeitpunkt an einer bestimmten Stelle einen Brand auslösen kann. Was halten Sie davon?«
    Ihr Geschrei wurde dünner, dann hörte es ganz auf. Bernd krakeelte ungebremst weiter.
    »Dieser Jemand passt eine Gelegenheit ab, da er nicht allein ist, also leicht gerettet werden kann. Leider gibt es einen Retter zuviel.«
    Sie sah mäßig interessiert bis gelangweilt in Richtung Leinwand. Ich schaute in die gleiche Richtung. Durch die Brandlöcher schimmerte das nackte Mauerwerk. Kein schöner Anblick. Ich stand auf.
    »Viel Spaß mit dem Geld aus Ihrer Versicherung. Werden Sie davon das Kino sanieren oder kaufen Sie sich ein Häuschen in der Toskana?«
    Beates Mund klappte auf, dann wieder zu. Sie bewegte ihre Hand, als würde sie eine lästige Fliege verscheuchen.
    »Sie haben eine beschissene Fantasie, von Ihrem

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