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Hundeleben

Titel: Hundeleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Zander
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›Privatdetektiv –   Alltag und Lebenswirklichkeit‹. Ich las. Verdammt. Der Detektiv war ich, der Autor hieß Alexander Brand. Der Detektiv kam nicht gut weg. Kein Wunder, bei dem Autor.
    Die Pizza kam. Büffelmozzarella , reichlich Rucola , knuspriger Boden. Prima. Der Appetit war mir vergangen.
    »Danke. Sie können die Pizza wieder mitnehmen«, sagte ich zur Kellnerin. Eben hatte sie noch höflich gegrinst. Jetzt zeigte sie ein anderes Gesicht.
    »Ist Ihnen die Pizza vielleicht zu klein?«
    »Nein. Nein.«
    »Zu groß?«
    »Nein.«
    »Wo liegt Ihr Problem?«
    »Na ja.« Ich wollte nicht raus mit der Sprache.
    »Was heißt, na ja?«
    Sie wurde zornig. Meine Schuld.
    »Das ist ein Missverständnis …«, setzte ich an, um die Situation zu beruhigen. Erfolglos. Sie war kurz davor, mir die Pizza ins Gesicht zu drücken.
    »Bringen Sie mir die Pizza. Zum halben Preis nehme ich sie.«
    Es war Jauch, der da rief. Sieh an, er war nicht nur erfolgreich, er war auch noch sparsam. Das gefiel mir gar nicht.
    »Ich komme«, lächelte die Bedienung und wollte abdrehen.
    »Halt«, sagte ich. »Ich brauche keinen Futterverwerter. Was ich bestellt habe, bezahle ich auch.«
    Ich zog den 500er hervor und legte ihn auf den Tisch.
    Na bitte, da war es wieder, das höfliche Grinsen.
    »50, Zeitung inklusive«, sagte ich und verließ hungrig, frustriert und erhobenen Hauptes das Lokal.

38
    Ich stand im Regen.
    »Blödmann«, sagte ich zu mir. »Wenn du so weitermachst, ist das Geld in ein paar Stunden alle. Hast du etwa zuviel davon? Heißt du Onassis oder Hilton oder Gates? Nimm dir ein Beispiel an Jauch. Der hält die ehrlich erarbeiteten Millionen zusammen. Du schaffst nicht mal deine erste Million. Gibst das Geld her wie ein tölpelhafter Lottomillionär, ohne Sinn und Verstand. Ohne entsprechenden Gegenwert.«
    Na und, antwortete meine innere Stimme. Was ist schon Geld?
    »Ein Lebenselixier«, antwortete ich. »Eine weltbewegende Kraft.«
    Idiot. Nur, wenn man sich dem Geld und den Regeln, die von Geldleuten gemacht werden, unterwirft, erscheint das Geld allmächtig. Wenn man es dagegen ignoriert, verliert es seine Kraft. Es wird das, was es ist. Ein Stück Papier, mit dem man sich nicht mal richtig den Hintern abwischen kann.
    »Ohne Geld verhungert man«, schrie ich.
    Du verhungerst selbst mit Geld.
    »Mit dir kann man nicht reden. Du bist ein Wortverdreher. Einer, der die Tatsachen missachtet. Die Welt ist so, wie sie ist. Du kannst sie dir nicht zurechtbiegen. Und wenn du denkst, dass du die Spielregeln ignorieren kannst, dann erklär mir doch, wovon ich die nächste Miete bezahlen soll. Oder die Rundfunkgebühren? Na?«
    Stille.
    »He, hast du was gesagt?«
    Fuck , sagte meine innere Stimme.
    »Arschloch!«, sagte ich.
    »Reicht jetzt! Endgültig!«, sagte jemand neben mir. Die Stimme kannte ich. Ich schaute mich um. Hermann! Neben ihm zerrte Horst an der Leine. Die Leine sah aus, als hätte sie keine Lust, länger als nötig Widerstand zu leisten. War man denn nirgendwo mehr sicher?
    Ich musste handeln. Sofort. Ich steckte die Hand in die Tasche. Die Zeitung war da. Aber keine 38er. Die lag im Büro. Da lag sie gut. Ich kramte in der anderen Tasche und bekam einen Hunderter zu fassen.
    »Hier, machen Sie sich und Ihrem Hund eine schöne Woche.«
    Ich ließ den Hunderter absichtlich fallen. Hermann schaute mich an, dann den am Boden liegenden Hunderter, dann wieder mich. In seine Augen trat erst Unverständnis, dann das schwache Aufflackern von Verständnis und endlich blankes Entsetzen. Möglicherweise hielt er mich für verrückt. Warum nicht. Das war immerhin ein Schritt hin zur Lösung des Problems.
    Ich blickte zum Hunderter hinunter. Der machte sich gerade daran, auf große Fahrt zu gehen. Wie ein Segel ohne Boot trieb er auf einem Regenrinnsal dahin. Das Rinnsal endete in einem Abfluss. Nein. Das musste nun doch nicht sein. »Sie gestatten.«
    Horst gestattete nicht. Knurrend schob er sich zwischen mich und den grünen Schein.
    »He. Das sind 100 Euro.«
    »Was?« Hermann schien aus einem tiefen Albtraum zu erwachen.
    »100 Euro! 100 Euro!«, schrie ich und wies dramatisch auf den dahintreibenden Schein.
    Hermann drehte sich um. Gerade noch rechtzeitig. Gemeinsam schauten wir zu, wie der Hunderter in einen kleinen Wirbel geriet, sich geschickt durch den Abflussrost hindurch manövrierte und endlich in einer anderen, für uns unerreichbaren Welt verschwand.
    »Oh ha«, sagte Hermann.
    »Shit«, sagte

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